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13 Bundesländer gegen Korrekturen an Rechtschreibreform +++ Rückkehr zu den alten Regeln - «Springer»-Zeitung stellen ab Oktober auf alte Rechtschreibung um - KMK-Präsidentin Ahnen verteidigt Reform

13 Bundesländer gegen Korrekturen an Rechtschreibreform
München (ddp). Im Streit um die neue Rechtschreibung wollen einem Zeitungsbericht zufolge 13 Bundesländer ohne jede Änderung an der Reform festhalten. Wie der «Münchner Merkur» (Samstagausgabe) nach einem Treffen der Staatskanzleichefs im oberbayerischen Elmau erfuhr, machen sich nur Bayern, Niedersachsen und das Saarland für Korrekturen stark. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) werde das Thema auf der Ministerpräsidentenkonferenz Anfang Oktober zur Chefsache machen.
Bayern strebt dem Bericht zufolge einen Kompromiss bei der Rechtschreibreform an. Nach Ansicht von Stoiber habe sich die neue Doppel-S-Schreibweise bewährt. Er lehne jedoch die «verwirrenden Regeln zur Getrenntschreibung» ab. Eine komplette Rückkehr zur alten Schreibung sei politisch nicht durchsetzbar, heißt es dem Bericht zufolge in der Staatskanzlei.


Rückkehr zu den alten Regeln - «Springer»-Zeitung stellen ab Oktober auf alte Rechtschreibung um - KMK-Präsidentin Ahnen verteidigt Reform
Berlin (ddp). Rund zwei Monate nach ihrer Ankündigung kehren die Zeitungen des Verlags Axel Springer im Oktober zur alten Rechtschreibung zurück. Den Anfang mache die «Bild am Sonntag» am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, teilte die Axel Springer AG am Sonntag mit. Unterdessen berichtet das Nachrichtenmagazin «Focus», dass es bei der «Süddeutschen Zeitung» laut Geschäftsführer Klaus Josef Lutz bislang «keinen formellen Beschluss» gibt, zu den alten Regeln zurückzukehren. Die Gesellschafter sind nach Informationen des Blattes bis heute uneins. Der «Spiegel» nenne noch keinen Termin für eine Umstellung und begründe dies mit «technischen Problemen», heißt es weiter in dem Bericht.

Der «Spiegel»-Verlag und die Axel Springer AG hatten Anfang August gemeinsam angekündigt, in allen Print- und Online-Publikationen schnellstmöglich zu den alten Regeln zurückkehren zu wollen. Auch die «Süddeutsche Zeitung» hatte Bereitschaft signalisiert, von der neuen Rechtschreibung abzurücken.

Wie die Axel Springer AG mitteilte, werden die Tageszeitungen «Bild», «Die Welt», «Hamburger Abendblatt», «Berliner Morgenpost» sowie «B.Z.» am 4. Oktober umgestellt sein. Die Sonntagstitel «Welt am Sonntag» und «B.Z. am Sonntag» folgten am 10. Oktober 2004. Die Zeitschriften würden sukzessive umgestellt.

Die große Mehrheit der Bundesländer will dagegen ohne jede Änderung an der Reform festhalten. Wie der «Münchner Merkur» nach einem Treffen der Staatskanzleichefs im oberbayerischen Elmau erfuhr, machen sich nur Bayern, Niedersachsen und das Saarland für Korrekturen stark. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) werde das Thema auf der Ministerpräsidentenkonferenz Anfang Oktober zur Chefsache machen.

Unterdessen hat das Präsidium der Kultusministerkonferenz (KMK) laut «Focus» die Besetzung des Rates für deutsche Rechtschreibung vorgeschlagen, dessen Einsetzung Anfang Juni beschlossen worden war. Dem Gremium sollen demnach 18 Vertreter aus Deutschland und je 9 aus Österreich und der Schweiz angehören. Der Rat solle die Schriftsprache künftig beobachten und gegebenenfalls Änderungen am Regelwerk vorschlagen, sagte die KMK-Präsidentin, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD).

Wichtig sei ihnen gewesen, dass in dem Rat nicht nur Vertreter der Wissenschaft säßen, sondern auch «Praktiker» wie Journalisten, Lehrer, Autoren und Buchverleger. Ausdrücklich sollten auch Kritiker der Reform in dem neuen Gremium Platz finden. Ahnen betonte, die KMK habe beschlossen, die Reform so umzusetzen, wie sie erarbeitet worden sei. «Wir haben aber auch gesagt: Es muss eine Möglichkeit geben zu beobachten, ob die Neuerungen akzeptiert werden oder ob es welche gibt, die sich nicht durchsetzen können», sagte sie.

Die Zukunft der KMK ist mittlerweile aber ungewiss. Niedersachsen hatte am Samstag angekündigt, aus dem Gremium auszusteigen und damit faktisch das Ende der Organisation in der jetzigen Form eingeläutet.