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Rechtschreibrat empfiehlt weitere Änderungen der Rechtschreibreform +++ Gezerre um Rechtschreibreform sorgt im Ausland für Verunsicherung
Rechtschreibrat empfiehlt weitere Änderungen der Rechtschreibreform
Mannheim (ddp). Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat weitere Änderungsvorschläge zur umstrittenen Getrennt- und Zusammenschreibung beschlossen. Dieser Komplex sei damit «abschließend beraten», sagte Kerstin Güthert, die Koordinatorin des Rates und Geschäftsführerin des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), am Freitag auf ddp-Anfrage in Mannheim.
Die «stärkere Orientierung am Sprachgebrauch» sein nun auch bei Partizipien konsequent fortgesetzt worden. Dies führe dazu, dass man in diesem Bereich «wieder sehr viel mehr zusammenschreibt». Nach den Empfehlungen des Rates soll es künftig wieder im Regelfall «alleinerziehend» und «heiliggesprochen» statt «allein erziehend» und «heilig gesprochen» heißen.
Bei Anglizismen, die nach den Worten Gütherts nach der Rechtschreibreform «sklavisch» zusammen geschrieben werden sollten, sei nun ebenfalls eine Empfehlung des Rates beschlossen worden. So sollten in der Regel nur weitverbreitete Anglizismen mit dem Akzent auf dem ersten Wortbestandteil zusammen geschrieben werden, wie etwa «Hotdog» oder «Softdrink».
Zur Silbentrennung seien zwar bei der fünften Sitzung des Rates am Freitag keine Beschlüsse gefasst worden. Die Tendenz gehe aber dahin, dass die «Einzelbuchstaben-Abtrennung» vermieden werden solle, wie etwa bei «E-sel» oder «A-bend». Güthert sagte: »Wir wollen Stoppschilder bei sehr stark entstellenden oder irrigen Trennungen aufstellen«. Ein Wort wie »Urinstinkt« solle nicht mehr »Urin-stinkt« getrennt werden dürfen.
Die nächsten beiden Sitzungen des inzwischen 38-köpfigen Expertengremiums finden den Angaben zufolge am 28. Oktober und 25. November statt. In der nächsten Sitzung soll über die Zeichensetzung beraten werden.
Gezerre um Rechtschreibreform sorgt im Ausland für Verunsicherung
München (ddp). Das Gezerre um die deutsche Rechtschreibreform stößt bei Lehrern, die Deutsch für Ausländer unterrichten, auf «große Verunsicherung». «Es wirkt ein bisschen komisch im Ausland, dass wir uns nicht einigen können, wie wir unsere Worte schreiben wollen», sagte die Leiterin der Abteilung Sprache am Goethe-Institut, Katharina Ruckteschell. Das Institut habe daher entschieden, sich an die Originalfassung der Reform zu halten, bis endgültig Klarheit über die strittigen Punkte herrsche.
Ruckteschell sagte weiter, Übergangsregelungen nach dem Motto «das kann man so oder so schreiben» seien für Fremdsprachen-Lehrer schwierig. Lehrkräfte und Schüler müssten sich an klare Regeln halten können. Aber auch der unstrittige Punkt der neuen Regeln, die Schreibung von «ss» nach kurzem Vokal und «ß» nach langem Vokal, sei für Ausländer problematisch. Diese besäßen nicht die phonetischen Kenntnisse zur Unterscheidung. «In slawischen Sprachen zum Beispiel sind Vokale immer kurz», sagte Ruckteschell.
Nach Ansicht der Abteilungsleiterin am Goethe-Institut sind die Schwierigkeiten für Ausländer bei der Rechtschreibreform nicht berücksichtigt worden. Dies sei jedoch vor dem Hintergrund der Europäischen Union und der EU-Erweiterung wünschenswert gewesen. «Schade, dass man sich nicht an das Goethe-Institut gewandt hat», sagte sie. Dennoch sei sie froh, dass es überhaupt eine rege Diskussion über die deutsche Sprache gebe.