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Die Geigerin Anne-Sophie Mutter hält die musikalische Erziehung in deutschen Elternhäusern und Schulen für völlig unzureichend. Der Rückgang der Klassikhörer ab dem Geburtsjahrgang 1953 sei «dramatisch», kritisierte Mutter in einem am Freitag veröffentlichten Beitrag für die Zeitschrift des Bonner Beethoven-Hauses.
Bonn (ddp). Die Musikstar fordert deshalb musikalische Erziehungskonzepte für die Kindergärten, eine verbesserte Musikausbildung in den Schulen und mehr Interesse in den Elternhäusern. An die Klassik-Freunde appellierte sie, für eine intensivere musikalische Ausbildung in Schulen und Kindergärten zu kämpfen.Die deutsche Klassikszene stehe vor einem Dilemma, erläuterte Mutter. Es gebe kaum musikalischen Nachwuchs. Orchester würden geschlossen. Der schulische Musikunterricht erziele nicht die gewünschten Ergebnisse. Die flächendeckende Unterweisung in Kindergärten scheitere bereits an der mangelnden musikalischen Ausbildung der Erzieher.
Das eigentlich Erschreckende sei jedoch, dass Eltern die musikalische Erziehung erst auf Platz neun der wichtigen Lehrinhalte gewählt hätten, kritisierte Mutter: «Wir haben es mit einer Elterngeneration zu tun, die selbst nicht genügend ausgebildet und deshalb wenig begeisterungsfähig ist.»
Dabei seien die durch Musik vermittelten Fähigkeiten von herausragender Bedeutung. Sie förderten die intellektuellen Leistungen, die soziale Kompetenz und das analytische Denken. «Musik in Deutschland ist sowohl in der Breite als auch in der Spitze bedeutungslos», betonte die Künstlerin. Ursache sei, dass Deutschland seinen Bürgern keine musikalische Grundausstattung anbiete.