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Ausstellung «Tödliche Medizin: Rassenwahn im Nationalsozialismus»

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Dresden (ddp-lsc). Im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden wird am Donnerstag die Ausstellung «Tödliche Medizin: Rassenwahn im Nationalsozialismus» des Washingtoner Holocaust-Museums für das Publikum geöffnet.

Zu den Exponaten gehören Film- und Fotodokumente aus der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Zum ersten Mal präsentiert das Holocaust-Gedenkmuseum damit eine seiner Ausstellungen außerhalb der USA. Die offizielle Eröffnung war für Mittwochabend geplant. Hierzu wurden auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (beide CDU) sowie der US-Botschafter in Deutschland, William R. Timken, erwartet.
Die Schau richtet den Blick auf Verbrechen wie die Sterilisation von Menschen, die aus Sicht der Nazis als minderwertig galten, und zeichnet den Weg nach bis zum Massenmord an Millionen von Juden. Dabei wird auch die Vorgeschichte der im Namen der NS-Rassenideologie begangenen Verbrechen dokumentiert. Die Dresdner Ausstellung läuft bis zum 24. Juni 2007. Sie war zuvor zwei Jahre lang in der US-Hauptstadt zu sehen und zählte dort rund 720 000 Besucher.

Die Ausstellung legt dar, wie bis 1945 rund 400 000 Menschen Opfer von Zwangssterilisierung wurden. 200 000 wurden im Rahmen des NS-«Euthanasie»-Programms ermordet, allein zwischen 1939 und 1945 verloren mehr als 5000 Kinder in etwa 30 so genannten «Kinderfachabteilungen» ihr Leben. Der von den Nazis aus der Biologie abgeleitete Rassenwahn mündete in die Ermordung von sechs Millionen Juden.

Die Kuratorin der Ausstellung, Susan Bachrach, betonte, Ziel der Schau sei es, aus der Opferperspektive heraus auch zu zeigen, wie die Mediziner zu jener Zeit «motiviert waren, diese Verbrechen zu begehen». Die Vorbereitungszeit für die Schau betrug nach ihren Worten fünf Jahre. In dieser Zeit recherchierten Wissenschaftler in deutschen und europäischen Archiven und Sammlungen sowie in zahlreichen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, die einen Teil der Exponate zur Verfügung stellten.
Nach Worten des Direktors des Hygiene-Museums, Klaus Vogel, dient die Schau auch der Selbstreflexion seines Hauses. Das Museum sei eine «Täter-Institution», da es über Jahre das Bild von einem gesunden Menschen propagiert habe. Dies sei überkommen, da auch Krankheit, Alter und Siechtum Teil des Menschen seien. Die Schau sei ein Impuls, sich mit der eigenen Geschichte zu befassen.
Besucher erfahren, wie sich die Eugenik bis zum Ende der Weimarer Republik als anerkannte Wissenschaft etablierte und sich eng mit der Erbforschung verband. Ein weiterer Teil zeigt, wie sich die Nazis die wissenschaftlichen Erkenntnisse politisch zueigen machten, die Erblehre als Rechtfertigung für Zwangssterilisationen körperlich und geistig Kranker missbrauchten, sie für ihre Rassenpolitik umdeuteten und damit den Holocaust einleiteten.

Exponate sind unter anderem ein Stuhl für gynäkologische Sterilisationsexperimente, wie sie in Konzentrationslagern stattfanden, eine bildliche Erklärtafel zu den NS-Rassengesetzen, die zentimeterdicke Tür einer Isolationskammer einer psychiatrischen Anstalt in Wien sowie Mustertabellen für Haar- und Augenfarben.