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Der Bibliotheksverband in Hessen verlangt einen Ausbau der Büchereien im Land und mehr Geld für neue Bücher. Gerade vor dem Hintergrund der PISA-Studie müsse "mehr getan" werden, forderte der Vorsitzende des Landesverbands des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv), Aloys Lenz, in Frankfurt am Main.
Frankfurt/Main (ddp-swe). Er verwies darauf, dass die Studie den Zusammenhang zwischen der Lesekompetenz von Kindern und gut ausgestatteten Bibliotheken aufgezeigt habe. Nach Darstellung von Lenz ist vor allem der Norden des Landes "bibliothekarisch unterversorgt".Der Verbandschef appellierte an Landesregierung und Kommunen, ihre Förderung auszubauen. Ziel müsse als Folge der PISA-Studie sein, dass alle Kinder bis zum Schulanfang eine Bibliothek besuchten, um Freude an Büchern zu erleben und Neugier auf Bücher zu entwickeln. Zudem sollten Büchereien für alle Grundschüler zu einem"selbstverständlichen" Lese- und Lernort werden.
In Hessen verfügten allerdings 27 Prozent der Kommunen oder 115 zumeist nordhessische Orte nicht über öffentliche Büchereien, erläuterte Lenz. Der allgemeine Trend sei in den vergangenen Jahren weiter rückläufig gewesen. Gerade die Zahl der kirchlichen Büchereien in kleinen Orten, die besonders von Kindern besucht würden, habe abgenommen. Lenz sprach von einer "besorgniserregenden Entwicklung".
Die Zahl der Bücher, Kassetten, Videos und CDs (Medien) in Hessens Bibliotheken kritisierte der Verbandsvertreter als zu niedrig und konstatierte einen "erheblichen Nachholbedarf". Von der Idealausstattung - der dbv geht von zwei Medien pro Einwohner aus - sei Hessen mit 6 Millionen Einwohnern und 6,3 Millionen Medien noch weit entfernt. Lenz begrüßte zwar die zehnprozentige Aufstockung der Bibliotheksmittel im Landesetat auf rund 1,3 Millionen Euro, kündigte aber zugleich an, der Verband werde weiter für mehr Geld "kämpfen".
Der dbv zählt in Hessen derzeit rund 1100 Büchereien. Darunter sind 600 Stadt- und Gemeindebibliotheken, von denen allerdings nur gut 100 über eigens ausgebildetes Personal verfügen. Hinzu kommen rund 400 kirchliche und 100 wissenschaftliche Bibliotheken. Mit der Zukunft der hessischen Bibliotheken, den Implikationen der PISA-Studie und den Herausforderungen durch die Globalisierung befasst sich der Hessische Bibliothekstag am 3. und am 4. Mai in Frankfurt unter dem Motto "Dem Wissen Tür und Tor geöffnet".