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Mit einer grundlegenden Reform des Bildungssystems will Deutschland bis 2012 wieder unter die ersten fünf Bildungsnationen kommen. Dazu rief Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Donnerstag zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Bund und Ländern, von Regierung und Opposition auf.
Berlin (ddp). Bei einem Treffen mit den Regierungschefs der 16 Bundesländer regte Schröder zugleich die Einrichtung einer Bundesstiftung Bildung und Erziehung an. Die Länder reagierten zurückhaltend auf den Vorschlag und verwiesen auf bereits bestehende Einrichtungen.Einig waren sich Bund und Länder hingegen, mit einem Runden Tisch die Probleme von Gewaltdarstellungen in den Medien anzugehen. Ziel sei eine Reduzierung solcher Darstellungen in Fernsehen und Druckerzeugnissen, aber auch im Internet, sagte Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU). Mecklenburg-Vorpommerns
Regierungschef Harald Ringstorff (SPD) regte ferner eine Überprüfung der Zuständigkeiten der Kultusministerkonferenz an. Zuvor hatte sich Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) für eine Vereinheitlichung im deutschen Bildungssystem ausgesprochen und nationale Bildungsstandards sowie nationale Bildungsvergleiche gefordert.
Im Bundestag forderte Schröder eine tief greifende Reform des deutschen Bildungssystems. Es sei höchste Zeit, Inhalt, Qualität und Ausstattung der Bildungsangebote einer Revision zu unterziehen, sagte er. Das Ziel sei klar: «Bildungseinrichtungen müssen wieder Neugier, Wissensdurst und eigenständiges Denken fördern, statt in überfüllten Klassen mit überforderten Lehrern emotionalen und psychischen Stress zu erzeugen.» Zugleich bekannte er sich dazu, dass Bildungschancen unabhängig von Einkommen der Eltern allen offen stehen müssten.
Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU), die im Kompetenzteam von Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) für den Bildungsbereich verantwortlich ist, forderte von der Regierung Taten statt Worte. Auch andere Vertreter der Opposition hielten der Bundesregierung Versäumnisse und unerfüllte Versprechen vor. So plädierte die FDP für eine «Förderung durch Auswahl». Die PDS warnte indes davor, Bildung zur Ware zu machen.