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Bildungsarmut im Bayerischen Schulsystem?

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«Arm an Chancen» - Grüne heizen mit Studie Streit über Bildungspolitik an - Hohlmeier: Gesamtschule ist «Ladenhüter»

München (ddp-bay). Die Grünen heizen mit einer Studie zur Bildungsarmut die Diskussion um das bayerische Bildungssystem an. Fraktionschef Sepp Dürr kritisierte am Freitag in München, Bildung werde immer mehr zum «Schlüssel zum Aussperren der Unterschicht». Die von den Grünen in Auftrag gegebene Studie zeige, dass der Schulerfolg in keinem anderen Bundesland so stark von der sozialen Herkunft abhängig sei wie in Bayern.

Dürr forderte unter anderem eine bessere Förderung insbesondere ausländischer Kinder. Dafür müssten die Ausbildung der Erzieher verbessert und die Eltern miteinbezogen werden. Zudem sollten die Schüler in Gesamtschulen länger gemeinsam zur Schule gehen.

Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) verteidigte die bayerische Bildungspolitik. Die Forderung der Grünen nach Gesamtschulen sei ein «Ladenhüter aus den siebziger Jahren». Hohlmeier betonte zugleich, der Freistaat treibe den Ausbau von Ganztagsschulen und ganztägigen Förderangeboten voran und biete für ausländische Kinder seit Jahrzehnten ein breites Angebot an Deutschförderung. Dies habe auch der deutsche Ländervergleich der PISA-Studie ergeben, bei dem Bayern bei der Förderung ausländischer Schüler am besten abgeschnitten habe.

Professor Thomas Hinz von der Universität Konstanz kritisierte dagegen als einer der Verfasser der neuen Bildungsarmuts-Studie: »Die Integration in den Bildungseinrichtungen wird verfehlt.« Dies zeige beispielsweise der Ausländeranteil an Gymnasien, der konstant bei lediglich vier Prozent liege. Generell beende jeder dritte ausländische Schüler die Schule ohne einen Abschluss. Dagegen gingen nur sieben Prozent der deutschen Schüler ohne Abschluss von der Schule ab.

Besonders in den Großstädten mit einem hohen Anteil an Migranten droht Hinz zufolge die Entstehung einer neuen »Unterklasse«. So hätten in Nürnberg vier von fünf ausländischen Schülern 2002 die Berufsschule ohne einen Abschluss verlassen. Zwar sei diese Zahl als »Ausreißer nach oben« zu bewerten, sagte Hinz. Im Prinzip zeichne sich aber in allen Großstädten das gleiche Muster ab.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Margarete Bause nannte dies »menschlich bedrückend und politisch skandalös«. Insgesamt lebten acht bis zehn Prozent der Bevölkerung dauerhaft unterhalb des «Bildungsexistenzminimums». Ausländer hätten ein noch größeres Risiko, bildungsarm zu werden. Bause mahnte: «Wer arm an Bildung ist, ist arm an Chancen.«

Ursula Quass

(Die Studie «Bildungsarmut in Bayern» kann im Internet unter http://www.gruene-fraktion-bayern.de abgerufen werden)