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Millionen Bücher in deutschen Bibliotheken sind vom Verfall bedroht und nicht mehr zu retten. Bundesweit seien etwa 60 Millionen Bücher, Zeitschriften, Urkunden und weitere Dokumente geschädigt, sagte die Direktorin der Deutschen Bücherein Leipzig, Birgit Schneider, am Dienstag in Leipzig zu Beginn des Bibliothekskongresses «Information Macht Bildung».
Leipzig (ddp). Allein der Deutschen Bücherei Leipzig sei von den zehn Millionen Büchern jedes zweite Buch geschädigt. Es komme angesichts leerer öffentlicher Kassen darauf an, wenigstens einen Minimalbestand zu retten, forderte sie.Keine Bibliothek werde jedoch ihren gesamten Bestand vor dem Verfall retten können, betonte Schneider. Ziel müsse es vielmehr sein, in einer gemeinsamen Allianz abzusprechen, welche Bücherei welchen Teil ihren Bestandes retten dürfe. Minimalforderung sei, dass jeweils ein Original erhalten bleibe und parallel der Inhalt eines Buches digital zugänglich gemacht werde. Das größte Problem sei, dass bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf säurehaltigem Papier veröffentlicht worden sei, das sich jedoch als nur schwer archivierbar herausgestellt habe.
Der Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände, Georg Ruppelt, beklagte das schlechte Image, das Büchereien mitunter in der Politik und der Öffentlichkeit genössen. Die Pisa-Studie habe «traurige Ergebnisse» für die deutschen Bibliotheken zutage gefördert. Um weitere Kürzungen zu verhindern, müsse versucht werden, der Politik das Potenzial der Büchereien für eine Wissensgesellschaft besser zu vermitteln. Problem sei zudem, dass die Büchereien in Deutschland eine freiwillige Aufgabe der Kommunen seien.
Christian Hasiewicz von der Bertelsmann-Stiftung betonte, man habe dem Bundeskanzler das Konzept einer Bibliotheks-Entwicklungs-Agentur (BEA) dargelegt, die bundesweit das Bibliothekswesen koordinieren und damit Doppelarbeit verhindern soll. Das Konzept sei «wohlwollend» aufgenommen worden", sagte Hasiewicz. Zugleich wies er aber auf die Gefahr hin, dass der Vorschlag zwischen den Bildungskompetenzen von Bund, Ländern und Kommunen zerrieben werden könnte.
Zu dem viertägigen Kongress, der teilweise parallel zur am Donnerstag beginnenden Leipziger Buchmesse stattfindet, werden knapp 3000 Teilnehmer erwartet.