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"Den Staub von der Seele gespielt"

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Akkordeon-Orchester der Landkreismusikschule Cham begeistert Zuhörer im Schlosssaal - Neunburg vorm Wald. (dga) Die Besucher im Schlosssaal waren begeistert. Der Auftritt des Akkordeon-Orchesters der Landkreismusikschule Cham war ein weiterer Höhepunkt in der Reihe der Konzerte anlässlich des 30-jährigen Bestehens der städtischen Musikschule Neunburg. .

"Das Ensemble zeigte neue und völlig unbekannte Klangvarianten eines bekannten Instrumentes - Wir wollen weg vom Schneewalzer-Image des Akkordeons", sagte Josef Sochor, musikalischer Leiter des Orchesters, zu Beginn und wünschte den zahlreichen Besuchern mit den Worten von Pablo Picasso, dass sie sich an diesem Abend "mit der Kunst den Staub von der Seele spülen."

Neuer Eindruck

Der hervorragend eingespielte Klangkörper, der seinem Dirigenten nicht nur bei ritardando und accelerando, bei crescendo und decrescendo auf das genaueste und hochdiszipliniert folgte, bot dafür alle Voraussetzungen.

Ein erfrischend originell dargestellter "Tanz der Mäuse auf dem Speicher", ein langer Unisono-Part in großartiger Exaktheit beim Malen eines Sonnenuntergangs, die Interpretation des jedem Musikschüler bestens bekannten "Ave Verum" von Mozart, vom leisesten Piu-Pianissimo einer Violine bis zum schweren Fortissimo einer choralartigen Kirchenorgel, zeigten von Anfang an ein neues und zum Teil völlig unbekanntes Gesicht des hierzulande meist aus der Volksmusik bekannten Instrumentes.

Der altbekannte Musette-Klang des "Pariser Charme" wurde ebenso perfekt dargeboten wie das Feuer eines schmissigen Konzerttangos. Das höchste musikalische Präzision erfordernde scheinbare Durcheinander echter jüdischer Kletzschmer-Musik verblüffte genauso wie das an Hillbillie erinnernde Stück "Western Jim", mit täuschend echten Pistolenschüssen aus zwei Holzbrettern.

Echte Virtuosität zeigten auch die Solistinnen: Stefanie Haberl intonierte bei "Maschenkas Seufzer" mit einer Art von "stoßendem Tremolo" sogar ein Vibrato. Kathrin Seigner und Carina Roth überzeugten als gut aufeinander eingespielte "Malerinnen in Tönen". Martina Hirmer brillierte mit verzierten Läufen und perfekter Bassbeherrschung in einem Preludio, das mit seinen vielen Sequenzen unüberhörbar an Johann Sebastian Bach gemahnte. Dass das Orchester eine Beguine ohne Dirigenten spielte, weil dieser mit den Klanghölzern abseits stand, rief begeisterte Bravorufe hervor.
Zugaben

Nach "Jumpin´ at the Woodside", dessen Bassführung Count Basie persönlich nicht besser hätte bringen können, kamen die Musiker um Zugaben nicht herum. Sie hatten dem Publikum wahrlich "den Staub von der Seele gespielt".

Der Neue Tag
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