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Die Bach-Gedenkstätte in Köthen

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Museum in Köthen - Gratwanderung zwischen Bachgedenkstätte und Historischem Museum - Für wissenschaftliche Arbeit fehlt Personal

Köthen (ddp-lsa). Mit der Bach-Gedenkstätte hat das Köthener Museum einen besonderen Anziehungspunkt. Der Komponist wirkte in der anhaltischen Stadt zwischen 1717 und 1723 als Hofkapellmeister. Mit 32 Jahren verließ er Weimar und fand Anstellung in einer Region, die damals im Aufbruch war. Der gemeinhin als Musenfürst bekannte Fürst Leopold von Anhalt-Köthen liebte die Kunst, das kleine Fürstentum profitierte davon. Bach fand dort zwar nur sehr wenig Zeit zum komponieren, aber einige der sechs Brandenburgischen Konzerte entstanden schließlich in der Provinz.

An den großen Musiker erinnern in der anhaltischen Stadt praktisch keine originalen Dokumente mehr, wie Museumskustos Inge Streuber sagt. Trotzdem gehört Köthen zu den stillen Wallfahrtsorten der Bachfreunde aus aller Welt. In der ersten Etage des so genannten Johann-Baus im Schloss sind vier Räume exzellent hergestellt: Musikinstrumente, Möbel, Gemälde und Fayencen lassen die alte Zeit lebendig werden. Einige Wände zieren rekonstruierte Tapeten aus Halbseide. Die allmählich verfallende, auf der Sanierungsliste stehende Fassade des Gebäudes lässt solches kaum erwarten. Die Schlösserstiftung des Landes müht sich um die Wiederherstellung - wohl wissend, dass angesichts knapper Kassen Geduld nötig ist.

Museumskustos Inge Streber freut sich trotzdem. «Die Bachgedenkstätte hier im Schloss, das war schon immer unser Wunsch», erzählt sie. Seit 1997 ist dieser Wunsch erfüllt. Gemeinsam mit dem historischen Museum für Mittelanhalt war der Ort des Erinnerns in einem Zeitraum von zehn Jahren umgezogen. Die neu gestalteten Präsentationen leiden jedoch unter dem Sparzwang der Kommune. Eingeschränkte Öffnungszeiten scheinen verständlich, behindern aber den Museumsbetrieb. Außer an den Wochenenden kann nur an den Nachmittagen auf Zeitreise gegangen werden.

Die Gestaltung einer Sonderausstellung wie die zum Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff und seinem Köthener Umfeld - sie wird ab 21. Mai gezeigt - verlangt enorme Anstrengungen, denn nur zwei Mitarbeiter mühen sich um das gesamte Haus. Auch die wertvolle Bibliothek mit über 20 000 Bänden und der ansehnliche Handschriftenbestand können nicht gepflegt werden, bedauert Inge Streuber. Die wissenschaftliche Arbeit leidet ebenfalls. Sie findet aber Unterstützung beim Freundes- und Förderkreis Bach-Gedenkstätte und anderen aktiven Vereinen, wie dem für Anhaltische Landeskunde.

9000 Besucher kamen im vergangenen Jahr ins Köthener Museum. Nach der Wende waren es bis zu 18 000 im Jahr. Mehr junge Leute für die Geschichte zu interessieren, wäre ein Ziel, doch pädagogische Projekte sind für das kleine Team nur in bescheidenem Umfang zu verwirklichen.

Dabei bietet das Haus neben Erinnerungen an Bach Beachtliches. Neben Schlosskapelle und Spiegelsaal ist das ein Apothekengewölbe aus der Errichtungszeit des Ludwig-Baus (1599-1609). Es beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte der Homöopathie in Köthen und ihrer beiden Vertreter Dr. Samuel Hahnemann und Dr. Arthur Lutze. Ein weiterer Raum informiert über Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen und die von ihm mitbegründete erste großen deutsche Sprach- und Gelehrtenakademie, die Fruchtbringende Gesellschaft. Sie verlegte ihren Sitz kurz nach der Gründung 1617 von Weimar nach Köthen. Die umfangreiche Museumssammlung zur Regional- und Stadtgeschichte von Köthen liegt zurzeit noch im Depot - hofft auf die Erweiterung der
Ausstellungsräume.

http://www.kulturstaetten-koethen.de