Es ist eine Besonderheit, ein deutschlandweit in diesem Umfang einzigartiges Angebot: Seit rund zwei Jahren haben Pianisten an der Musikhochschule die Möglichkeit, auf 12 exquisiten Originalinstrumenten des ausgehenden 18. und des 19. Jahrhunderts Unterricht zu erhalten. Der Gang durch den eigens dafür umgebauten Kammermusiksaal gleicht seitdem einer musikalischen Entdeckungsreise: Die historischen Hammerflügel sind eine Leihgabe von Prof. Ulrich Beetz, Seniorprofessor für Kammermusik an der Musikhochschule Münster, und seiner Ehefrau, Birgit Erichson-Beetz, die als Honorarprofessorin ebenfalls an der Musikhochschule lehrt. „Es ist faszinierend“, meint Dekan Prof. Michael Keller, „man muss das Hören wahrlich neu erlernen.“
Das Spiel auf historischen Tasteninstrumenten beansprucht in der aktuellen Musiklandschaft zunehmend Aufmerksamkeit. Weitab von jeder bloßen Mode-Erscheinung widmen sich immer mehr Interpreten dem Spiel historischer Flügel und damit der Erkundung von neuen klanglichen Möglichkeiten für Klaviermusik zwischen Beethoven und Brahms. Daran anknüpfend wächst zugleich die Erkenntnis, dass die Zuhörer auf modernen Konzertflügeln gespielte Werke eines Beethoven, Schubert oder Schumann tatsächlich nur verfremdet erleben.
Die exquisite Sammlung von Ulrich Beetz und Birgit Erichson-Beetz bietet die Gelegenheit, auf den fachkundig restaurierten und kostbaren Instrumenten die große Vielfalt historischer Tasteninstrumente zu entdecken. Die Instrumente, darunter beispielsweise ein John Broadwood & Son (London 1808), ein Friedrich Hoxa (Wien um 1840) und ein Carl Bechstein (Berlin 1869/70) stammen aus den Baujahren 1808 bis 1910. Wie sehr vor allem die Studierenden von diesem Angebot profitieren, zeigte beispielhaft der „Meisterkurs Historische Tasteninstrumente“ mit Tobias Koch, einem der aktuell vielseitigsten Hammerflügel-Spezialisten.
Neben der Arbeit mit dem Instrument stellte er auch didaktische, klavierbautechnische und kulturhistorische Hintergründe zur Diskussion – für die Studierenden war es eine pianistische Expedition zurück ins 19. Jahrhundert! Aber es sind nicht nur die Lehrenden und die Studierenden, die diese einzigartige Horizont-Erweiterung zu schätzen wissen. Die Musikhochschule bietet auch der Öffentlichkeit regelmäßig kostenlose Führungen an – der Andrang ist jedes Mal groß.