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Zwanzig Jahre lang ist die Jugendmusikschule schon in der alten Gewerbeschule untergebracht. Zwanzig Jahre, in denen für viele der Luxus des neuen Gebäudes schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist und in denen viele wahrscheinlich vergessen haben, unter welch widrigen Bedingungen Lehrer und Schüler anno dazumal arbeiten mussten.
Die JMS sei nicht nur ein lange bewährtes Aushängeschild für Worms; sie trage auch zur Reduzierung der Ausgrenzung von Kindern bei und fördere emotionale Stabilität, Kreativität und Teamfähigkeit. Dies belege eine Studie, die in Berlin einen Vergleich zwischen Schulen mit musikalischem Zusatzangebot und Schulen ohne musikalische Förderung angestellt habe. Und diese Tugenden zu fördern sei gerade mit Blick auf Erfurt wichtig. Otto Schily habe gesagt, wer Jugendmusikschulen schließe, der gefährde die innere Sicherheit. Beigeordneter Hans-Joachim Kosubek formulierte es noch drastischer: „Das Geld, das man heute in Jugendmusikschulen investiert, kann man später bei den Jugendarrestanstalten einsparen.“ Ferner betonte er, dass der Studie zufolge eine Steigerung des IQs zu verzeichnen war – auch, wenn Kinder vorher einen unterdurchschnittlichen IQ gehabt hätten.
Wie seine Vorredner lobte auch der Geschäftsführer des Landesverbandes der Musikschulen, Marcel Jurkat, „20 Jahre kulturelle Leistungen“, Kontinuität, Qualität und Verlässlichkeit. Auch der Förderverein, für den Vorsitzende Herta Woyna gratulierte, habe „so manche Unmögliche möglich gemacht.“
Versteht sich von selbst, dass die Musik bei der Feierstunde nicht zu kurz kam. Die Beiträge aus verschiedenen Altersstufen belegte eindrucksvoll, warum alle Welt von der Wormser JMS so hingerissen ist. Einen für die zahlreichen Gäste interessanten wie unterhaltsamen Abschluss war die buchstäbliche „Komposition“ „Versteckte Klänge“ von JMS-Lehrer Wlodzimierz Watorowski, der im Treppenhaus die vergangenen 20 Jahre in fünf Minuten Revue passieren ließ. Aus allen Zimmern war nacheinander ein „JMS-Instrument“ mit kurz angerissenem, typischem Repertoire zu hören: selbst eine klappernde Schreibmaschine und – auch Musiker sind Menschen wie du und ich – eine Klospülung.
Philip Schäfer
Main Rheiner
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