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Ausgewählte Filmklassiker sollen künftig gezielt als Anschauungsmaterial im Schulunterricht verwendet werden. Regisseure und Filmwissenschaftler stellten am Mittwoch in Berlin eine entsprechende Liste als Empfehlung für den Unterricht zusammen.
Im Nachgang des Symposiums sind folgende Maßnahmen geplant:
Es wird in den nächsten Wochen und Monaten eine im Ergebnis offene Diskussion mit der pädagogischen Praxis und cineastisch Interessierten geben, bevor es noch im Herbst diesen Jahres zu einer von der bpb veranstalteten öffentlichen Anhörung kommt. Kommentare und Diskussionsbeiträge zum Thema "Filmkanon" können ab sofort an die E-Mail-Adresse filmkanon [at] bpb.de (filmkanon[at]bpb[dot]de) geschickt werden. Auf der Website der bpb, http://www.bpb.de , entsteht ab 21. Juli ein Diskussionsforum zum Thema. Alle Beiträge werden gesammelt und in der Anhörung berücksichtigt.
Nach der endgültigen Verabschiedung des Kanons im Herbst 2003 wird die bpb Unterrichtsmaterial in Gestalt der bereits einschlägig bekannten Filmhefte zu den ausgewählten Filmen herausgeben. Diese Materialien werden auch Empfehlungen zur Eignung der jeweiligen Filme für die verschiedenen Klassenstufen beinhalten. Geplant ist darüber hinaus die Veröffentlichung eines Buches zu den Filmen mit Beiträgen der Kommissionsmitglieder.
In Zusammenarbeit mit den Filmarchiven sowie den Verleiher- und AV-Verbänden soll gewährleistet werden, dass die Filme des Kanons in verschiedenen Formaten zur Ver-fügung stehen. Wichtig ist dabei besonders die Verfügbarkeit als 35mm-Film, um den "Lernort Kino" nutzen zu können. Hierfür ist auch die Kooperation mit den Kinoverbänden wichtig. Politische Unterstützung für diesen praktischen Teil der Initiative wurde bereits von der Schirmherrin des Filmkanons, Dr. Christina Weiss, signalisiert.
Kino im Schulunterricht, Schulunterricht im Kino: Mit Hilfe des Filmkanons soll und kann ein Medium, mit dem gerade die Schülergeneration vorrangig Spaß, Ablenkung, Freizeit verbindet, zu einem pädagogischen und gesellschaftlichen Gewinn werden. Thomas Krüger abschließend: "Nur ein geschultes, kritisches und medienkompetentes Auge wird die Gestaltungskraft des Kinofilms wirklich durchschauen und damit qualitativere Filme herausfordern, die als Teil eines jeweiligen Kulturgutes wahrgenommen werden können."
Die Kommission zur Erarbeitung des ersten Filmkanon setzte sich wie folgt zusammen:
· Andreas Dresen (Regisseur)
· Dominik Graf (Regisseur)
· Erika Gregor (Freunde der Deutschen Kinemathek)
· Alfred Holighaus (Internationale Filmfestspiele Berlin, Leiter Perspektive Deutsches Kino)
· Dr. Peter W. Jansen (Filmkritiker)
· Prof. Dr. Thomas Koebner (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Filmwissenschaft)
· Eva Matlok (AG Kino e.V.)
· Katja Nicodemus (Die Zeit / Feuilleton)
· Christian Petzold (Regisseur)
· Hans Helmut Prinzler (Direktor Filmmuseum Berlin)
· Uschi Reich (Produzentin)
· Dr. Rainer Rother (Deutsches Historisches Museum)
· Volker Schlöndorff (Regisseur)
· Reinhold T. Schöffel (Bundesverband Jugend und Film e.V.)
· Ruth Toma (Autorin)
· Tom Tykwer (Regisseur)
· Andres Veiel (Regisseur)
· Burkhard Voiges (Hackesche Höfe Kino und Filmtheater)
· Horst Walther (Leiter Institut für Kino und Filmkultur)
Titelliste des Filmkanons:
· Panzerkreuzer Potemkin; Regie: Sergej M. Eisenstein; 1925; UdSSR
· M; Regie: Fritz Lang; 1931; Deutschland
· Nosferatu - Sinfonie des Grauens; Regie: F. W. Murnau; 1922; Deutschland
· Goldrausch; Regie: Charles Chaplin; 1925; USA
· Der Wolfsjunge; Regie: Francois Truffaut; 1969; Frankreich
· Taxi Driver; Regie: Martin Scorcese; 1975; USA
· La Strada; Regie: Federico Fellini; 1954; Italien
· Die Brücke; Regie: Bernhard Wicki; 1959; Deutschland
· Vertigo; Regie: Alfred Hitchcock; 1958; USA
· Dr. Seltsam - oder wie ich lernte die Bombe zu lieben; Regie: Stanley Kubrick; 1964; USA
· Emil und die Detektive; Regie: Gerhard Lamprecht; 1930; Deutschland
· Der Zauberer von Oz; Regie: Victor Fleming; 1939; USA
· Das Dschungelbuch; Regie: Wolfgang Reitherman; 1967; USA
· Wo ist das Haus meines Freundes; Regie: Abbas Kiarostami; 1988; Iran
· Stagecoach; Regie: John Ford; 1939; USA
· Sein oder Nichtsein; Regie: Ernst Lubitsch; 1942; USA
· Deutschland im Jahre Null; Regie: Roberto Rossellini; 1948; Italien / Deutschland
· Außer Atem; Regie: Jean-Luc Godard; 1960; Frankreich
· Das Apartment; Regie: Billy Wilder; 1960; USA
· Laurel & Hardy; (ist noch auszuwählen)
· Rashomon - Das Lustwäldchen; Regie: Akira Kurosawa; 1950; Japan
· Blow up; Regie: Michelangelo Antonioni; 1966; Großbritannien
· Die Ehe der Maria Braun; Regie: R.W. Fassbinder; 1978; Deutschland
· Stalker; Regie: Andrej Tarkowski; 1979; UdSSR
· Sans Soleil; Regie: Chris Marker; 1982; Frankreich
· Ein kurzer Film über das Töten; Regie: Krzyszof Kieslowski; 1987; Polen
· Citizen Kane; Regie: Orson Welles; 1941; USA
· Shoah; Regie: Claude Lanzman; 1985; Frankreich
· Nacht und Nebel; Regie: Alain Resnais; 1955; Frankreich
· Ich war neunzehn; Regie: Konrad Wolf; 1969; DDR
· Alice in den Städten; Regie: Wim Wenders; 1973; Deutschland
· Der Eissturm; Regie: Ang Lee; 1997; USA
· Das süße Jenseits; Atom Egoyan; 1997; Kanada
· Alles über meine Mutter; Pedro Almodovar; 1999; Spanien
· Blade Runner; Ridley Scott; 1981; USA