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„KulTour“ – eine kulturelle Stadtführung durch Wuppertal für Erstsemester, hier mit Julia Wessel. Foto: KulTour
„KulTour“ – eine kulturelle Stadtführung durch Wuppertal für Erstsemester, hier mit Julia Wessel. Foto: KulTour
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Kleine Initiativen mit großer Wirkung

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Der KulturCampus Wuppertal gibt Studierenden praktische Einblicke in die kulturelle Projektarbeit
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Mit dem Ziel, Studierenden Einblicke in kulturelle Projektarbeit zu geben, verbunden mit der Möglichkeit ein eigenes kulturelles Projekt zu entwickeln und durchzuführen, wurde der KulturCampus Wuppertal im Oktober 2016 von Dr. Annette Ziegenmeyer und Björn Krüger an der Bergischen Universität Wuppertal ins Leben gerufen. Inzwischen ist das zweisemestrige Lehr-/Lernangebot im Optionalbereich der Universität curricular verankert und schließt auch interessierte Studierende aus anderen Fachgruppen ein.

Das zweisemestrige Modul beginnt mit einem Einführungsseminar im Wintersemester, das sich vor allem durch den hohen Theorie-Praxis-Bezug auszeichnet. Die Studierenden erwerben hier einerseits Einblicke in kulturelle Arbeitsfelder sowie in zentrale Arbeitsschritte von Projektarbeit (Projektkonzeption, Suche nach Förderern, Vernetzung, Antragstellung inkl. Kostenkalkulation etc.). Andererseits wenden sie diese dann auch selbst an, indem sie ein eigenes Projekt entwickeln und im Folgesemester durchführen. Eine hohe Bedeutung kommt insgesamt der Begleitung der verschiedenen Phasen der Projektarbeit zu: einerseits in Form von Austausch/Feedback-Formaten im Seminar-Plenum und andererseits im Folgesemester in Form eines Kolloquiums mit individuellen Beratungen. Eine Prüfung (Dokumentation inklusive Evaluation und Kolloquium) rundet das Modul ab und führt zum Zertifikat „KulturCampus Wuppertal: Projektarbeit in der kulturellen Bildung“.

Durch die Teilnahme am KulturCampus Wuppertal erhalten die Studierenden Kompetenzen in kultureller Projektarbeit. Sie lernen nicht nur in Eigenverantwortung ein Projekt zu planen, durchzuführen und zu evaluieren, sondern auch Herausforderungen und die damit verbundenen Höhen und Tiefen zu meistern. Durch die Zusammenarbeit mit professionellen kulturellen Akteur*innen und Institutionen aus Stadt und Region bauen sie sich nach und nach ein Netzwerk auf, auf das sie später zurückgreifen können. Ferner lernen sie, unterschiedliche Arten von Ressourcen und Fördermitteln jeweils im Sinne einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Projektarbeit einzusetzen. Ein besonderer Wert wird im KulturCampus darauf gelegt, die Wahrnehmung und das Bewusstsein für das kulturelle Leben vor Ort zu stärken und für die Besonderheiten kultureller Infrastruktur und Vielfalt zu sensibilisieren.

Inzwischen wurden 16 Projekte durchgeführt, befinden sich in der Durchführung oder sind noch in Planung. Je nach Bedarf und Ausrichtung der Projekte werden verschiedene Zielgruppen adressiert wie etwa Grundschulkinder, psychisch erkrankte Menschen, geflüchtete Jugendliche, Studierende der Bergischen Universität, straffällig gewordene Jugendliche, das Wuppertaler Publikum, Vorschulkinder und Senior*innen, um nur einen Ausschnitt aus dieser Vielfalt zu benennen. Ebenso wie die Zielgruppen variiert auch die Gestaltung der Projekte: Kulturelle Stadtführungen, Geheime Konzerte, Theaterprojekte, Wohnzimmerkonzerte im Kinderhospiz, Künstler*innen-Netzwerke und vieles mehr.

Inzwischen ist auch ein Verein gegründet worden (KulturCampus Wuppertal e.V.), der an das universitäre Lehrprojekt des KulturCampus Wuppertal in sinnvoller Weise anschließt und das kreative Potenzial der Studierenden aufgreift und mit Kulturschaffenden aus Stadt und Umgebung in Verbindung bringt. So bietet der Verein nicht nur Studierenden, sondern allgemein dem kulturpädagogischen Nachwuchs einerseits die Möglichkeit, Fördergelder zu beantragen. Andererseits versteht er sich als vernetzende Plattform für Kulturschaffende in Wuppertal.

Seit April 2020 gibt es auch einen Podcast zum KulturCampus (Spotify, iTunes und Google Podcasts), in welchem Kunst- und Kulturschaffende aus Stadt und Region sowie Studierende des KulturCampus zu Gast sind und von ihren Erfahrungen in der kulturellen Projektarbeit berichten. Entwickelt und durchgeführt wird der monatlich erscheinende Podcast von Lea Isabelle Sander, die selbst ehemalige Teilnehmer*in und seit 2018 aktives Mitglied des KulturCampus-Teams ist.

Aus unseren Erfahrungen ist schließlich ein Handbuch zur Entwicklung kultureller Projekte entstanden. In der Publikation mit dem Titel „Nutshell Entrepreneurship – Kleine Projekte mit gro­ßer Wirkung“ (Verlag Köndgen) werden relevante Aspekte und Fragen in Bezug auf Projektentwicklung und -durchführung leitfadenartig skizziert und mit konkreten Beispielen aus real umgesetzten kulturellen Projekten aus dem KulturCampus veranschaulicht: Von der Entwicklung und Ausarbeitung einer eigenen Idee über die Bedarfsanalyse und Zielbildung, der Suche nach potentiellen Partner*innen und/oder Förderermöglichkeiten bis hin zur Antragstellung, Kostenkalkulation und schließlich Projektreflexion und -evaluation gibt das Buch zahlreiche Einblicke und lässt vor allem O-Töne erklingen.

Der KulturCampus Wuppertal ist ein sich wandelndes Projekt, ebenso wie die vielen kleinen und großen Projekte, die schon daraus hervorgegangen sind und noch hervorgehen werden. Unser Anliegen ist es, Mut zu machen, eigene Ideen für Projekte zu verwirklichen und die Kunst- und Kulturlandschaft bunter zu gestalten. Denn das Potenzial ist bei allen vorhanden.
 

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