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KMK-Präsidentin Wanka befürchtet «Sprachföderalismus»

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Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Johanna Wanka (CDU), hat die Ankündigung der Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen kritisiert, Teile der Rechtschreibreform nicht zum 1. August verbindlich umzusetzen.

Berlin (ddp). Sie sei über die Ankündigung «in höchstem Maße verwundert», sagte Wanka, Kulturministerin in Brandenburg, der Nachrichtenagentur ddp. Sollten die Länder dabei bleiben, drohe im deutschen Sprachraum ein «Sprachföderalismus».

Wanka unterstrich, die Ministerpräsidenten hätten im vergangenen Jahr einstimmig beschlossen, dass die Reform zum 1. August in Kraft treten solle. Dies habe ihr der amtierende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Klaus Wowereit (SPD), auch schriftlich bestätigt. Dabei hätten die Regierungschefs selbst definiert, dass die Bereiche Interpunktion, Silbentrennung am Satzende und Getrennt- und Zusammenschreibung noch einmal überprüft werden sollen.

Zugleich habe der Vorschlag, die Rechtschreibreform zu verschieben, auf der vergangenen Ministerpräsidentenkonferenz keine Mehrheit gefunden. Sie wisse nun auch nicht, «wie es in Deutschland mit der Rechtschreibung weitergehen soll», sagte Wanka. Österreich und die Schweiz hätten bereits signalisiert, dass sie die neuen Regeln verbindlich zum 1. August umsetzen wollten.

Wanka appellierte an die Bundesländer, die «Stimme der Vernunft» walten zu lassen und mit der Kultusministerkonferenz das Thema erneut zu behandeln. Ansonsten bringe das Vorgehen der Bundesländer für Schüler und Lehrer nur Unsicherheit.


Rechtschreibreform ausgebremst +++ Bayern und Nordrhein-Westfalen stoppen umstrittenes Regelwerk +++ Wanka «in höchstem Maße verwundert»
Hamburg/Berlin (ddp). Für die umstrittene Rechtschreibreform geht es wieder einen Schritt zurück. Bayern und Nordrhein-Westfalen kündigten an, die für den 1. August geplante Einführung der unstrittigen Teile der Reform nicht mitzumachen. Niedersachsen wird dem Vorstoß vermutlich folgen. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Johanna Wanka (CDU), kritisierte den Beschluss der Länder.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte, Bayern warte, bis der Rat für Rechtschreibung seine Empfehlungen für Korrekturen vorlege. Das Bundesland wolle die bisher geltende Übergangsfrist, in der neben den neuen auch die alten Schreibweisen gültig waren, «bis auf Weiteres verlängern», sagte Kultusminister Siegfried Schneider (CSU). Schneider geht davon aus, dass der Rat innerhalb eines Jahres zu einer «tragfähigen Lösung kommen wird».

Der bayerischen Haltung habe sich Düsseldorfs Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) angeschlossen, berichtete der «Spiegel». Rüttgers betonte: «Wir wollen den Empfehlungen des Rates zum Erfolg verhelfen.»

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte: «Den Schulen sollte zu gegebener Zeit eine fertige Regelung und kein Stückwerk präsentiert werden.» Über eine weitere, zeitlich befristete Beibehaltung der derzeitigen Übergangsregelung werde das niedersächsische Kabinett am Dienstag beraten.

Nach Ansicht der märkischen Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche (CDU) sollte auch Brandenburg die verbindliche Einführung von Teilen der Reform verschieben. Reiche sagte: «Im Interesse der Schüler ist das Land Brandenburg aufgerufen, sich diesem sinnvollen und praktikablen Ansatz anzuschließen.»

Hessen will die Einführung der Reform zum 1. August dagegen mitmachen. Ein Sprecher der Wiesbadener Landesregierung betonte: «Wir bleiben bei dem, was vereinbart worden ist.»

Wanka sagte im ddp-Interview, sie sei über die Ankündigung Bayerns und Nordrhein-Westfalens «in höchstem Maße verwundert». Sollten die Länder dabei bleiben, drohe im deutschen Sprachraum ein «Sprachföderalismus». Die Ministerpräsidenten hätten 2004 einstimmig beschlossen, dass die Reform zum 1. August in Kraft treten solle. Sie wisse nun auch nicht, «wie es in Deutschland mit der Rechtschreibung weitergehen soll». Wanka appellierte an die Bundesländer, mit der KMK das Thema erneut zu behandeln.

Im vergangen Monat waren die Unions-geführten Bundesländer mit dem Versuch gescheitert, die Rechtschreibreform um ein Jahr zu verschieben. Nun sollen zum 1. August unter anderem neue Regeln zur Laut-Buchstaben-Zuordnung, zur Schreibung mit Bindestrich sowie zur Groß- und Kleinschreibung verbindlich werden.

Christina Denz und Nadine Emmerich