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Museen und Musikschule sollen nicht angetastet werden

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LEONBERG. Das Kulturbudget für 2003 ist um 15 Prozent gekürzt worden, weitere gravierende Einschnitte sind unvermeidlich. Wie viel Kultur kann sich die Stadt noch leisten? Ludwig Laibacher hat sich mit Amtsleiterin Christina Ossowski unterhalten.

Alle Abteilungsleiter im Rathaus sind aufgerufen, mit dem Rotstift durch das eigene Amt zu gehen. Keine leichte Aufgabe.

Alle Varianten sind unbeliebt, und die Kultur steht immer im Vordergrund, weil es eine rein freiwillige Leistung ist. Aber die wichtigen Entscheidungsträger der Stadt wissen, dass Kultur für die Identität und das Wohlbefinden der Bürger wichtig ist. Darum wird sie keiner als totale Verfügungsmasse betrachten. Nichtsdestotrotz muss man überlegen, wie viel Kultur braucht Leonberg?

Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?

Wir haben so viel, wie man in einer Kommune dieser Größe braucht. Jeder schielt erst mal auf die Event-Kultur. Aber das ist nicht das Wesentliche an der Kulturarbeit. Ich schätze die Bereiche viel höher, in denen wir mit viel Man- oder Woman-Power arbeiten, damit sich jeder Bürger seinem kulturellen Interesse widmen kann.

Was sind die tragenden Säulen?

Das sind vier Bereiche: Theater und Musik, die Bibliotheken, die Museen und die sonstige Kulturpflege.

Sind die alle gleich gut ausgebaut?

Mitte der Neunziger gab es noch zwei Defizite. Das fehlende Stadtmuseum, das es seit letztem Jahr gibt. Und jetzt noch eine akzeptable Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst. Mit der bevorstehenden Fertigstellung der Galerie in der Pfleghofscheune ist in meinen Augen die Infrastruktur perfekt.

Jetzt sind Sie am Ziel, stehen aber unter enormem Spardruck. Werden Sie diese Infrastruktur erhalten können?

Mein Credo lautet, möglichst viel zu erhalten. Weil die Kosten je Einwohner nicht über dem Landesschnitt liegen. So viel Kultur braucht der Mensch.

Aber muss das zum Beispiel heißen, dass jeder Ortsteil seine eigene Bücherei hat?

Wir haben auch in allen Ortsteilen Museen. Auch da könnte man fragen, reicht ein Zentralmuseum in Leonberg? Aber wir sind nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass alle Museen und Bibliotheken bestehen bleiben müssen. Wir werden der Haushaltsstruktur-Kommission vorschlagen, an die Öffnungszeiten heranzugehen oder die Anzahl der Veranstaltungen zu kürzen.

2003 soll die neue Galerie öffnen, hat der Galerieverein das nötige Geld beisammen?

Es fehlt noch etwas. Aber ich bin optimistisch, dass der Ausbau bis April fertig wird.

Der Galeriebau kommt so teuer, dass die Ausstellungen darunter leiden.

Wir waren uns einig, dass der Bau oberste Priorität hat. Was für den Galerieverein bedeutet, dass alle Mittel in das Haus fließen. Ich halte das auch durchaus für legitim.

Wie sieht das Programm für 2003 aus?

Es wird eine große Eröffnungsausstellung vom Galerieverein geben und drei Ausstellungen, die die Stadt ausrichtet.

Das Thema der Eröffnungsausstellung ist immer noch geheim?

Ja, weil die Verhandlungen mit dem Künstler noch nicht abgeschlossen sind.

Vor einem Jahr wurde das lang erwartete Stadtmuseum eröffnet. Dann ist es eher ruhig geworden um die Alte Lateinschule.

Wir haben in dem Jahr einen guten Besuch gehabt, aber keinen sehr guten, da gebe ich Ihnen Recht. Wir sind aufgerufen, im nächsten Jahr noch mehr Wert auf Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik zu legen.

Wird es auch Abstriche bei der Musikschule geben?

Wir haben eine gut ausgestattete Musikschule mit 42 Mitarbeitern und 1200 Schülern. Die möchte ich auf jeden Fall auf diesem Niveau erhalten.

Erreichen Sie das vorgegebene Sparziel?

Das ist alles noch nicht beschlossen und muss im Detail berechnet werden. Aber ganz sicher ist, wenn es nicht bald eine Reform der Gemeindefinanzierung gibt, werden alle unsere Vorschläge nur Makulatur sein.

Zum Glück gibt es Statistiken. Die wichtigste für Christina Ossowski ist zurzeit ein landesweiter Kostenvergleich in Sachen Kulturausgaben der Kommunen - umgerechnet auf die einzelnen Bürger. Und dieser beweist, dass die Zuständigen in Leonberg schon seit Mitte der Neunziger eher sparsam gewirtschaftet haben. "Wir liegen in allen Bereichen unter dem Landesschnitt", sagt die Kulturamtsleiterin. Demnach bewegten sich die Pro-Kopf-Ausgaben für Theater und Musik in Leonberg zwischen 1995 und 2000 im Schnitt bei 16 Euro, während andere Kommunen dafür mehr als 33 Euro zahlten. Für Museen wurden im gleichen Zeitraum jährlich zwischen 5,70 und 6,20 Euro fällig; andere Städte forderten von ihren Bürgern dafür mehr als zehn Euro. Lediglich bei den Büchereien liegt Leonberg mit jährlichen Ausgaben von 12 bis 13 Euro voll im allgemeinen Trend.

Aktualisiert: 11.09.2002, 06:35 Uhr


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