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Gruppenbild von Teilnehmer*innen und Orgateam des Symposiums. Fotos: Valeska Müller
Gruppenbild von Teilnehmer*innen und Orgateam des Symposiums. Fotos: Valeska Müller
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„Musicology in Times of Trouble?“

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Zum 35. internationalen DVSM-Nachwuchssymposium
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Vom 31. März bis zum 2. April lud das 35. internationale DVSM-Nachwuchssymposium interessierte Studierende und Promovierende der Musikwissenschaft nach Weimar ein. Mit dem Thema „Musik und Wissenschaft in Zeiten von Krankheit, Krieg und Krisen“ qualifizierte sich die an der dortigen Hochschule für Musik Franz Liszt ansässige Fachschaft für Musikwissenschaft, Kulturmanagement und Musiktheorie zur Ausrichtung der jährlichen Tagung am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena.

Knapp 20 Referent*innen gaben in Vorträgen, Diskussionen und Workshops Einsicht in ihr facettenreiches Interessens- und Forschungsspektrum, das reichhaltige Anregungen für inhaltliche Begegnung, Austausch und Diskussion bereithielt. Als geschützten Raum für wertschätzende fachliche Kritik, Anerkennung und Vernetzung bestärkte das Symposium das reflektierte Selbstverständnis sowie das interessen- und motivationsgebundene Gemeinschaftsbewusstsein unter den jungen Wissenschaftler*innen.

Den thematischen Auftakt gab Prof. Dr. Tiago de Oliveira Pinto, Inhaber des UNESCO-Chair on Transcultural Music Studies am Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena, im öffentlichen Rahmen mit dem Impulsvortrag „Musicologists in Trouble“, in welchem er sich direkt von dem Blick auf „die Krise der Anderen“ distanzierte. Er verwies hierin auf Timothy Rice’s Artikel „Ethnomusicology in Times of Trouble“, der als thematische Inspiration für den Titel des Symposiums herangezogen wurde. Stattdessen sprach er von der Sinnhaftigkeit musikwissenschaftlicher Arbeit und den Herausforderungen, die die aktuellen Zeiten an Musikwissenschaftler*innen und akademische Institutionen stellen. Als mögliche Antworten auf diese beschrieb er unter anderem die direkte Zusammenarbeit und Vernetzung mit musikalischen Akteur*innen zur Musik- und Musikkulturforschung in collaborative research sowie, aus Sicht der musikwissenschaftlichen Lehre, das Ziel, Menschen auf ihrem Ausbildungsweg in der eigenen Auseinandersetzung mit der Themen- und wissenschaftlichen Sinnfindung durch tiefgründige Begegnungen und Inspirationen anzuregen.

Im Folgenden wurde der Raum für die Beiträge der Studierenden und Promovierenden geöffnet, die gepaart in thematischen Blöcken zu Musik und Konflikt, Trauma, Heilung und Resilienz sowie Musik und Umwelt in hoher Dichte vorgetragen und ausgeführt wurden. Dabei stand im Vordergrund immer der Eindruck, wie unmittelbar Musik und Klang auch oder ganz besonders mit kritischen Lebensrealitäten verbunden ist und war. Die diversen Forschungsszenarien spannten einen Bogen von den grundlegendsten Konflikten des menschlichen Lebens, wie beispielsweise einer Störung der Herzfrequenz und der hier potentiell therapeutischen Wirkung von Musik, über globale Gesellschaftskrisen und lokale politische Konflikte bis hin zur individuellen Wahrnehmung und Bewältigung einer spezifischen traumatischen Situation.

Die gelungene Dramaturgie in der sowohl thematischen und zeitlichen als auch in jeder weiteren Hinsicht umsorgenden Anlage der Tagesabläufe unterstützte die konzentrierte Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den Inhalten. So konnten zwischen den verschiedenen Feldern viele Bezüge hergestellt werden: Besonders war die Ermächtigung zur Krisen- und Konfliktbewältigung in oder durch Musik beziehungsweise gesellschaftliche musikalische Organisation den meisten Beiträgen gemein. Ebenfalls wurde an vielen, wenn nicht allen Beispielen ersichtlich, dass die Wirkungsweisen von Musik eine individuelle Einschätzung erfordern und ein verallgemeinerndes Dichotomisieren als positiv oder negativ kaum zulassen. Angesichts dieser Einsicht ist die Einbindung musikwissenschaftlicher Fachkenntnis unabdingbar und der methodische Weg hin zum mitunter interdisziplinären validen Forschungsergebnis anspruchsvoll.

In Form einer Battaglia wurden verschiedene mögliche Ausprägungen einer Diversifizierung in der Musikwissenschaft im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der Disziplin in einer sich wandelnden gesellschaftlichen und damit kulturellen Realität angeschnitten. Diese konnten in der tagungsabschließenden Podiumsdiskussion, welche das Symposium  hinsichtlich des gegebenen Rahmenthemas noch einmal lebhaft rekapitulierte, mit Prof. Dr. Jascha Nemtsov (Lehrstuhl für Geschichte der jüdischen Musik des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena), Anne-Christin Harenberg, Sean Prieske und Clarissa Mühlhausen (Moderation) wieder aufgegriffen werden. Aus der Thematik heraus entwickelte sich der Rollenkonflikt oder auch das Potenzial der Abgrenzung einerseits und Verbindung andererseits menschlicher sowie wissenschaftlicher Verantwortung(en) zu einem nachhaltigen Schwerpunkt des Gesprächs. Sicher auch über den Rahmen des Symposiums hinaus bleibt diese Auseinandersetzung zentral und wegweisend, sowohl für die zukünftigen Musikwissenschaftler*innen als auch den musikwissenschaftlichen Diskurs. Organisiert wurde das 35. DVSM-Nachwuchssymposium von den Musikwissenschaftsstudierenden der HfM Franz Liszt Weimar Antonia Kölble (Doktorandin am Lehrstuhl für Transcultural Music Studies), Clarissa Mühlhausen (Masterstudentin im Profil Historische Musikwissenschaft), Elias Wöllner (M.A. Historische Musikwissenschaft, Musiktheorie und Kulturmanagement), Tom Adler (B.A. Musikwissenschaft) und Annika Kempf (B.A. Musikwissenschaft) sowie Kulturmanagementstudentin Francy Häring (B.A. Kulturmanagement). Des Weiteren war zur Bewerbungsphase Lisa Schön (Doktorandin am Institut für Musikwissenschaft) beteiligt, die als Referentin bei der Tagung mitwirkte.

Initiiert wurde das Projekt durch Antonia Kölble, die bis Anfang März 2023 die Projektleitung inne hatte, und danach krankheitsbedingt die Leitung der Organisation und Durchführung des Symposiums an Clarissa Mühlhausen (zuvor Vize-Projektleiterin) übergab.

Sophia Iwen, Weimar

Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaften e.V. (DVSM)

Der Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaften e.V. (DVSM) wurde 1994 auf Initiative von Musikwissenschaftsstudierenden gegründet. Als größter studentischer Musikverband im deutschsprachigen Raum versteht er sich als die Interessenvertretung aller Studierenden und Promovierenden des Fachs Musikwissenschaft, sowie von künstlerischen und pädagogischen Musikstudierenden, die sich mit der Musikwissenschaft identifizieren. In dieser Rolle fördert der Verband die Kommunikation studentischer Interessen gegenüber musikwissenschaftlichen Gesellschaften und Verbänden, Universitäten und Hochschulen. Ein besonderer Fokus der Arbeit liegt in der Vernetzung der Studierenden auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Ein neuer und wichtiger Teil der Verbandsarbeit ist die Gründung studentischer Forschungsgruppen, die Bundesfachschaft Musikwissenschaften (BFM), sowie studentischer Publikationsapparate wie das musikwissenschaftliche Magazin StiMMe oder der DVSM-Podcast Rubato.

Raphael Baader, Geschäftsführer Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaften e.V.

 

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