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Ali Nikrang im Ars Electronica-Projekt „Man-Machine Music“ mit Cori O’Lan und dem F.X. Frenzel Quartett im Herbst 2022. Foto: Florian Voggeneder
Ali Nikrang im Ars Electronica-Projekt „Man-Machine Music“ mit Cori O’Lan und dem F.X. Frenzel Quartett im Herbst 2022. Foto: Florian Voggeneder
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Musik, KI und Technologie

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Die HMTM stärkt Digitalität in allen Ausbildungsbereichen
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Seit drei Jahren baut die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) das Angebot für ihre rund 1.300 Studierenden, sich mit neuen Technologien und insbesondere Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen, umfassend aus. Ziel ist es, Digitalität in allen Bereichen der künstlerischen, künstlerisch-pädagogischen oder wissenschaftlichen Ausbildung zu stärken und neue Technologien für Entwicklungen in Kunst und Kultur nutzbar zu machen. Ein erster Schritt war die Eröffnung des Gründungs- und Innovationslabors „Wavelab“ im Jahr 2020, das sowohl als Inkubator für Gründungsteams der Kreativwirtschaft an Schnittstellen aus Musik, Kunst, Medien und neuen Technologien als auch als Impulsgeber zu diesem Themenfeld in die Künste hinein fungiert. Hinzu kam der Aufbau eines Forschungsbereichs zum Thema „KI im Kultursektor“ am Institut für Kulturmanagement und Medien, u.a. mit Ausgründung des eigenen Digitalisierungskollegs AICA, das allen Studierenden Wissen über KI-basierte künstlerische Prozesse vermitteln wird.

Neben die zwei neuen Master-Studiengänge Sound Art und Digitale Kommunikation in der Musik- und Entertainmentindustrie, die zum Studienjahr 2022/2023 eingeführt wurden, tritt 2023/2024 der neue Master Kulturjournalismus in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding. Auch dieser Master-Studiengang integriert digitale Medien und den Umgang mit neuen Technologien in sein Ausbildungsportfolio. Im Frühjahr 2023 verstärkte die HMTM ihren Weg zu Digitalität in den Künsten durch drei Berufungen substanziell – etwa gefördert durch die Hightech Agenda des Freistaats Bayern. Die Hightech Agenda ist ein Investitionsprogramm, das alle staatlichen bayerischen Hochschulen mit zusätzlichen Studienplätzen, Stellen für Professuren, wissenschaftlichem und nichtwissenschaftlichem Personal sowie mit Mitteln für Infrastruktur stärkt.

Sound Art: Prof. Till Bovermann

Der Künstler und Wissenschaftler Till Bovermann ist seit dem 1. Februar 2023 Professor für Sound Art an der HMTM. Er leitet den gleichnamigen Master-Studiengang, der an der HMTM seit dem Wintersemester 2021/2022 angeboten wird. Till Bovermann (alias LFSaw) arbeitet mit Fieldrecordings und interaktiver Klangprogrammierung und schafft dadurch klangliche Erfahrungen der Immersion und Reflexion. Seine Arbeiten und selbstentwickelte Klanginstrumente sind Teil internationaler Schauen und Festivals, etwa bei der Ars Electronica Linz oder am ZKM Karlsruhe. Vor seiner Tätigkeit an der HMTM arbeitete er unter anderem als Post-Doc an der Universität für Angewandte Kunst Wien, der UdK Berlin und dem Media Lab der Aalto Universität Helsinki. Till Bovermann ist Mitbegründer der plonk GmbH und Teil des Künstlerkollektivs „friendly.organisms“, das sich in künstlerischen Interventionen mit Organismen verschiedener Formen und Größen auseinandersetzt. Neben seiner künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit entwickelt Till Bovermann Software in und für SuperCollider und Faust.

Sound Art versteht sich an der HMTM als intermediale Kunstform. Das bedeutet, dass sich Sound Art primär auf Klänge stützt, aber auch außerklangliche Einflüsse aufnimmt. Arbeiten, die diesem Genre zugeordnet werden, können Klangskulpturen, Klangins­tallationen, Musikperformances oder andere (medien-)künstlerische Werke mit klanglichem Anteil sein. Sound Art beschäftigt sich dabei mit Klang als Konzept, Referenz und Medium und schließt auch die Auseinandersetzung mit Alltagsklängen ein. Dadurch entsteht ein Resonanzraum für künstlerische Arbeiten, die sich auch mit Aspekten des alltäglichen sozialen Zusammenlebens beschäftigen. Dazu gehören etwa akustische Ökologie (also die klanglichen Relationen von Lebewesen untereinander und mit ihren jeweiligen Lebensräumen), Sonifikation (die Verklanglichung von quantitativen Daten und gemessenen Prozessen) oder generell die kritische Reflexion zeitgenössischer gesellschaftsrelevanter Themen wie der Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Maschinellem Lernen oder Bioengineering sowie dem Umgang mit zeitgenössischen sowie historischen Medien des Wissensaustauschs.

KI und musikalische Kreativität: Prof. Ali Nikrang

Der KI-Forscher und Komponist Ali Nikrang ist seit 1. April 2023 Professor für Künstliche Intelligenz und Musikalische Kreation an der HMTM. Seine Berufung, ermöglicht durch die Hightech Agenda Bayern, stärkt insbesondere die Verbindung von Künstlicher Intelligenz und Musik an der HMTM. Im Sinne einer Querschnitts-Professur wird Ali Nikrang übergreifende Angebote für alle Studierenden der HMTM machen, u.a. eine Vorlesungsreihe zu den Grundlagen der verschiedenen Systeme der kreativen KI, Seminare zum technischen Verständnis von KI-Modellen und deren Einsatz sowie verschiedene Angebote zur Projektarbeit und Kooperation zwischen den Ausbildungsbereichen der HMTM.
In seiner Arbeit verfolgt Ali Nikrang grundsätzlich einen multidisziplinären Ansatz an der Schnittstelle zwischen künstlicher Intelligenz und musikalischer Kreativität. Im Zentrum stehen die Entwicklung und Erforschung von intelligenten kreativen Systemen aus einer künstlerischen und musikalischen Perspektive sowie die Entwicklung und Erforschung neuer intuitiver Interaktions- und Kollaborationsmöglichkeiten zwischen kreativen KI-Systemen und menschlichen Akteur*innen.

Nikrang verfügt dabei über eine umfassende technische und gleichermaßen künstlerische Expertise: Sein akademischer Werdegang umfasst sowohl ein Studium der Computer Science mit dem Schwerpunkt auf intelligenten Informationssystemen an der Johannes Kepler Universität in Linz als auch ein Studium der Komposition mit dem Schwerpunkt Neue Medien an der Universität Mozarteum in Salzburg. Zudem erwarb er das erste Diplom im Konzertfach Klavier, ebenfalls an der Universität Mozarteum Salzburg. Nikrang arbeitete als Forscher am Österreichischen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz in Wien, bevor er 2011 zum Ars Electronica Futurelab wechselte. Hier arbeitete er an mehreren Projekten im Bereich Musik und KI, darunter das „Mahler Unfinished Project“, das 2019 im Rahmen des Ars Electronica Festivals in Zusammenarbeit mit dem Bruckner Orchester Linz aufgeführt wurde.
Nikrangs KI-Forschung und KI-Kompositionen waren bereits Gegenstand zahlreicher Fernseh- und Radiodokumentationen zum Thema „Künstliche Intelligenz und Musik“. Die von ihm entwickelten KI-Systeme beziehungsweise ihre Kompositionen wurden bei mehreren Ausstellungen und Konzerten in Asien, Europa und Nordamerika vorgestellt. Für seiner Beiträge auf dem Gebiet der KI und Musik wurde er 2020 mit dem RFT Upper Austria Young Scientist Award ausgezeichnet. Zudem ist er Mitglied der Jury für Digital Musics & Sound Art beim diesjährigen Ars Electronica Prix Wettbewerb und ist Tutor bei dem Biennale College Musica 2023 in Venedig.

Technologie und Performance: Prof. Dr. Dani Ploeger

Ebenfalls seit dem 1. April 2023 ist Dani Ploeger Professor für Performance und Technologie an der HMTM. Auch diese Berufung wurde durch die Hightech Agenda Bayern möglich. Ploegers Berufung steht für ein integrales Verständnis von Digitalität und künstlerischer Performance und ist damit ein wichtiges Bindeglied zwischen den Sparten Theater, Tanz und Musik. Dani Ploeger entwickelt einen neuen Master-Studiengang in Technologie, Performance und Gesellschaft, der voraussichtlich zum Studienjahr 2024/2025 eingeführt wird.

Dani Ploeger ist Künstler, Kulturkritiker und Aktivist, der sich mit Konflikt- und Krisensituationen am Rande der Hightech-Konsumkultur auseinandersetzt. Er arbeitet dabei in einem breiten Spektrum – von Medienkunst, Performance und Installation bis hin zu Film, anarchistischer Technik und Kulturwissenschaften – und stützt sich auf eine anthropologische Feldforschungspraxis, die das Zusammenspiel zwischen technologischen Systemen und Performance im Alltag untersucht. Seine künstlerischen Arbeiten wurden weltweit ausgestellt, etwa im ZKM Karlsruhe, auf der Architekturbiennale in Venedig, dem London Film Festival, im Nairobi National Museum, der transmediale und dem Museum der bildenden Künste Leipzig. Ploeger studierte Posaune am Königlichen Konservatorium Den Haag und an der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Mitte der 2000er Jahre arbeitete er als Dozent für Musik und Performance in Ramallah, Palästina. Anschließend promovierte er in Medienkunst, Performance und Kulturtheorie an der University of Sussex in Brighton, Großbritannien.

Von 2013 bis 2015 war Ploeger Senior Lecturer und Studiengangsleiter für Performance Arts an der Royal Central School of Speech and Drama, University of London. Am gleichen Institut arbeitete er als Research Fellow und leitete das künstlerische Forschungsprojekt „Disobedient Devices“, das sich mit dem Nachleben von Konsumtechnologien in Europa, Asien und Afrika befasst. Er ist Fellow am „V2_Lab for the unstable media“ in Rotterdam und initiierte dort das Projekt „Destructive Circuits“, das die Aneignung von Alltagstechnologien bei der Konstruktion von improvisierten Sprengkörpern (IEDs) untersucht. Außerdem arbeitet er mit der Universität von Rojava in Qamishlo in der autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien, wo er das Rojava Center for Democratic Technologies mitorganisiert.

Digitalisierungskolleg AICA: Digitalität als Kernkompetenz für Künstler*innen

Das Digitalisierungskolleg „Artificial Intelligence in Culture and Arts“ (AICA), das im Sommersemester 2023 sein Programm begonnen hat, ist ein gemeinsames Projekt der HMTM als Kunsthochschule und der Hochschule München als Hochschule für angewandte Wissenschaften. Das Kolleg möchte Studierende beider Institutionen mit Kompetenzen ausrüsten, die sie befähigen, KI-basierte Prozesse in verschiedenen künstlerischen und kreativen Spielfeldern aktiv zu gestalten sowie KI-Innovationen in der Kultur- und Kreativwirtschaft voranzutreiben. Im Zentrum steht ein praxisorientiertes und interdisziplinäres zweisemestriges KI-Labor in zwei Phasen: In der ersten Phase wird den Studierenden anhand einer Vortragsreihe und eines Tech-Crashkurses ein theoretisches sowie praktisches Grundverständnis für KI-Technologien und deren Implementierung im Kunst- und Kultursektor vermittelt. In der zweiten Phase setzen die Studierenden in Teams die erworbenen Kenntnisse in einer Projektwerkstatt um, experimentieren und realisieren eigene Projekte mit KI-Technologien. Das Kolleg wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert und durch das Bayerische Forschungsinstitut für digitale Transformation (bidt) koordiniert.

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