In welcher Verantwortung steht der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen als Teil einer diversen Gesellschaft? Inwieweit kann Musikunterricht einen Beitrag zur Demokratiebildung leisten? Ist dies überhaupt Aufgabe eines künstlerisch-ästhetischen Faches wie Musik?
Musikunterricht in gesellschaftlicher Verantwortung
Diesen Fragen widmete sich das diesjährige Hochschulübergreifende Seminar Musikpädagogik, das nach zwölf Jahren wieder an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim durchgeführt wurde.
Das Hochschulübergreifende Seminar Musikpädagogik ist eine Veranstaltung des von der RKM eingesetzten Ausschusses für Schulmusik, dem alle Studiengangsleiter:innen der jeweiligen Schulmusikabteilungen an deutschen Musikhochschulen angehören. Es wird jährlich an wechselnden Musikhochschulstandorten von einem gemischten Lehrenden-Team aus Schulmusik-Vertreter:innen in einer Kompaktwoche innerhalb der vorlesungsfreien Zeit angeboten.
Aktuelle Themenbereiche der Musikpädagogik
20 Lehramtsstudierende aus verschiedenen Musikhochschulen in Deutschland kamen in der letzten Septemberwoche in Mannheim zusammen, um in einer Intensivphase gemeinsam an einem aktuellen und virulenten Thema zu arbeiten. Vorbereitet und durchgeführt wurde das Seminar von einem hochschulübergreifenden Team aus vier Professorinnen der Musikpädagogik, die an ihren jeweiligen Musikhochschulstandorten in der Musiklehrkräftebildung tätig sind: Prof. Dr. Martina Benz (Mannheim), Prof. Dr. Julia Lutz (Essen), Prof. Dr. Katharina Schilling- Sandvoß (Frankfurt) und Prof. Dr. Elisabeth Theisohn (Karlsruhe).
Mit den Themenbereichen Demokratiebildung, Transkulturelle Musikpädagogik, Heterogenität und Inklusion sowie Gendersensibler Musikunterricht brachten die vier Lehrenden ihre jeweiligen Arbeits- und Forschungsschwerpunkte in das Seminar ein und bündelten diese unter dem Dachbegriff „Gesellschaftliche Verantwortung“. In einer methodisch-didaktisch abwechslungsreichen Arbeitswoche gewannen die Studierenden Einblicke in unterschiedliche, teilweise kontrovers diskutierte Themenfelder der aktuellen Musikpädagogik und lernten vielfältige musikdidaktische Ansätze kennen.
Austausch auf Augenhöhe
Der demokratische Grundgedanke zog sich wie ein roter Faden durch die Seminarwoche. Beispielhaft zeigte sich dies in der gemeinsamen Durchführung eines Barcamps. Dabei handelt es sich um ein partizipatives Konferenzformat, bei dem alle Teilnehmenden durch das Einbringen eigener Diskussionsimpulse zu Teilgebenden werden können.
Einen weiteren Höhepunkt stellte der Besuch der SRH Stephen-Hawking-Schule (SHS) in Neckargemünd dar. Das sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung hat ein starkes Musikprofil und bot den Seminarteilnehmenden die Möglichkeit, die Arbeit des engagierten Musikteams kennenzulernen und sich mit den Schüler:innen im Rahmen von Musik-AGs und Gesprächsrunden auf Augenhöhe miteinander auszutauschen. Der Kontakt zur SHS kam durch Musiklehrer Dr. Frank Dorn zustande, der als Akademischer Mitarbeiter im Bereich Musikpädagogik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim tätig ist.
Eine Einladung in die Orientalische Musikakademie Mannheim bot zudem die Gelegenheit, Eindrücke von türkisch-arabischen Musikpraxen zu erhalten, und ermöglichte den Studierenden eine prägende Begegnung mit den dort tätigen Musiker:innen.
Insgesamt konnten die Seminarteilnehmenden eine Vielzahl von Impulsen für die (Mit-)Gestaltung des Musik-Lehrens und -Lernens in gesellschaftlicher Verantwortung – auch an der eigenen Hochschule – aus der Seminarwoche mitnehmen.
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