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Neue Rechtschreibreform tritt wie geplant in Kraft

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Die neuen Rechtschreibregeln treten wie geplant zum 1. August in Kraft. Die Unions-geführten Bundesländer scheiterten am Donnerstag mit ihrem Vorstoß, die Rechtschreibreform um ein Jahr zu verschieben.

Berlins Regierender Bürgermeister und Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, Klaus Wowereit (SPD), sagte, die anderen Länder seien dem Vorschlag nicht gefolgt. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nannte es «unglücklich», dass nun zunächst nur Teile der Reform in Kraft treten.

Zum Beginn des neuen Schuljahres werden somit wie geplant die unstrittigen Teile der Reform verbindlich. Darauf hatte sich die Kultusministerkonferenz (KMK) Anfang Juni einstimmig verständigt. Unstrittig sind die neuen Regeln zur Laut-Buchstaben-Zuordnung, zur Schreibung mit Bindestrich sowie zur Groß- und Kleinschreibung. Abweichende Schreibweisen werden in Schulen ab 1. August als Fehler bewertet.

In den strittigen Punkten wie der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung und Zeichensetzung sollen Lehrer bei der Bewertung tolerant sein, bis der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Beratungen zu den Änderungsvorschlägen abgeschlossen hat. Das Gremium plädierte bei der Getrennt- und Zusammenschreibung bereits für eine weitgehende Rückkehr zu den alten Schreibweisen.

Stoiber sagte am Donnerstag, wenn schon ein Rat eingesetzt worden sei, hätte man auch dessen Vorschläge abwarten sollen. Dann hätte die Reform anschließend als Ganzes in Kraft treten können. So lange hätte ein Moratorium gelten sollen. Der bayerische Ministerpräsident betonte jedoch: «Der Beschluss von heute ist nicht so bedeutsam.» Wichtig sei, was der Rat abschließend empfehle. Er appellierte an die KMK, das Thema in den kommenden Monaten «endgültig» zu klären.


Lehrerverband befürchtet Zwei-Klassen-Schreibung
Köln (ddp). Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, befürchtet angesichts des Streits um die Rechtschreibreform eine «Zwei-Klassen-Schreibung». Die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz (KMK) seien nur verbindlich für Schulen und Behörden, sagte Kraus am Freitag im WDR-5-«Morgenecho». «Jeder Staatsbürger, jeder Journalist, jeder Autor kann schreiben, wie er will», betonte er. Dies könne zu einer anerkannten und einer weniger anerkannten Schreibung führen.

Es sei auch eine «Belastung für die Schulen», dass es zeitgenössische Autoren gebe, die im Unterricht gern behandelt würden, ihre Werke aber nicht in neuer Schreibweise verfassten.

Kraus sagte weiter, er persönlich hätte eine Verschiebung der Reform für vernünftig gehalten. «Denn jetzt haben wir die Situation, dass halt wieder nichts endgültig Fertiges da ist.» Für die Schulen wäre es «kein gewaltiges Problem» gewesen, wenn es nach einer siebenjährigen Übergangszeit noch ein achtes Jahr gegeben hätte. Für die Kinder bleibe der Eindruck bestehen: «Da kommt ja noch irgendwas, es ist ja wieder nicht ganz fertig.»

Die Unions-geführten Bundesländer hatten am Donnerstag bei der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin gefordert, die Reform um ein Jahr zu verschieben. Die SPD-Länder lehnten dies jedoch ab. Damit treten wie Anfang Juni von der KMK beschlossen zum 1. August die unstrittigen Teile des neuen Regelwerks in Kraft.