Body
Hannover (ddp-nrd). Die Volksinitiative gegen die Rechtschreibreform in Niedersachsen startet möglicherweise noch in dieser Woche. Der Entwurf der Unterschriftenliste sei am Dienstag dem Landeswahlleiter zugeschickt worden.
Nach dessen amtlicher Zustimmung könne dann umgehend damit begonnen werden, die nötigen 70 000 Unterschriften zu sammeln, sagte die Sprecherin der Initiative WIR gegen die Rechtschreibreform, Gabriele Ahrens, auf ddp-Anfrage in Elsfleth. Man hoffe, schon zum Wochenende den Bürgern erste Unterschriftslisten vorlegen zu können.Diese sollen über Postwurfsendungen oder Anzeigen verteilt werden, könnten aber auch über das Internet heruntergeladen werden. Zur Finanzierung des Vorhabens hoffe man noch auf Sponsoren.
Die Initiatoren der Volksinitiative machen geltend, dass die reformierten Rechtschreibregeln auch acht Jahre nach ihrer Einführung «nur von einer Minderheit der Deutschen freiwillig angewandt» werden. Durch die vielen neu zugelassenen Variantenschreibungen herrsche «orthographische Beliebigkeit». Deshalb sei die Rückkehr zur «bewährten, vor 1996 gültigen Schreibweise der einzig richtige Weg, die Einheitlichkeit der deutschen Schriftsprache wiederherzustellen», heißt es.
Über die Zukunft der Rechtschreibreform herrscht innerhalb der Union weiter tiefe Uneinigkeit. Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) erteilte am Dienstag einem Vorstoß ihres Kollegen und Parteifreundes aus dem Saarland, Jürgen Schreier, eine klare Absage. Schreier hatte gefordert, die alte Rechtschreibung solle auch nach dem Stichtag für die verbindliche Umstellung auf die neuen Regeln am 1. August 2005 weiter Gültigkeit haben. Wolff sagte dazu in Wiesbaden, eine Dauerausnahmeregelung könne es nicht geben.
«Denke ich dabei an die Grundschüler, graust es mir», fügte die Ministerin hinzu. Bei der Rechtschreibung brauche man Verlässlichkeit und keinen Zustand des «beides ist richtig». Was sich in der Schule bewährt habe, werde sie doch jetzt nicht wieder auf den Prüfstand stellen, betonte Wolff. Sie wolle «weder von einem Kippen noch von einem Knicken der Reform» etwas wissen.
Wolffs saarländischer Amtskollege hatte zuvor angekündigt, er wolle bei der nächsten Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) Mitte Oktober einen Antrag zur Abstimmung bringen, dessen Hauptziel es sei, die vereinbarte Stichtagsregelung aufzuheben. «Die alte Schreibweise muss auf unbestimmte Zeit weiter gelten. Ich schlage vor, dass wir den bisherigen Beschluss der KMK auf diese Weise korrigieren», sagte Schreier der Tageszeitung «Die Welt»