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Sächsische Landesausstellung: «Glaube & Macht»

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Monumentalschau zur Reformation in Sachsen - Zweite Sächsische Landesausstellung öffnet am 24. Mai im Schloss Hartenfels in Torgau


Torgau (ddp-lsc). Noch starren den Besucher im umgebauten Albrechtsbau des Torgauer Schlosses Hartenfels die leeren Wände an. Doch schon jetzt lässt sich erahnen, dass zur zweiten Sächsischen Landesausstellung geklotzt und nicht gekleckert wurde. Rund 600 Exponate, darunter Gemälde der beiden Cranachs, von Tizian und Albrecht Dürer, präsentieren sich ab 24. Mai nach Auskunft der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dem interessierten Publikum. Unter dem Titel «Glaube & Macht» soll die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgestellt werden, die für Mitteldeutschland so prägende Zeit der Reformation.

Torgau als Ausstellungsort ist dabei in mehrfacher Hinsicht beziehungsreich, wie Ausstellungskommissar Harald Marx erläutert. Zum einen war Schloss Hartenfels damals zeitweilig kurfürstliche Residenz und damit einer der wichtigsten Schauplätze der Zeit. Zum anderen soll mit dem Residenzschloss nicht nur der wichtigste Renaissancebau Mitteldeutschland ins Bewusstsein gerückt werden, sondern auch ein «Bauwerk von europäischem Rang».

So ist Marx stolz darauf, dass pünktlich zur Landessausstellung auch der Schlossumbau abgeschlossen wurde. Eine der Hauptattraktionen ist daher auch der frisch restaurierte große Wendelstein. Deutschlands größte freitragende Wendeltreppe ist seit Donnerstag nach drei Jahren komplizierter Sanierung wieder begehbar. Die Treppe hat keine tragende Mittelsäule, sondern sechs schlanke Seitensäulen, die die komplizierte Statik ermöglichen. Neben Wendelstein und Albrechtsbau wurde auch der Schlosshof neu gestaltet. Rund 13 Millionen Euro ließen sich der Freistaat, die Bundesstiftungen Umwelt und Denkmalschutz, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und der World Monuments Fund die Sanierung kosten.

Für die Schau im Albrechtsbau stellten die Staatlichen Kunstsammlungen Objekte aus allen Abteilugen zur Verfügung, neben Gemälden und Zeichnungen auch Münzen, Skulpturen, Waffen und Rüstungen. Wertvolle Leihgaben kommen von bedeutenden europäischen und überseeischen Museen. Wichtig sind vor allem großflächige Porträts der wichtigsten Akteure der Zeit: Kaiser Karl V., Martin Luther sowie den Herzögen und Kurfürsten Friedrich der Weise, Georg der Bärtige, Johann Friedrich der Großmütige und Moritz.

Aber auch wichtige Zeugen des Zeitgeistes sind zu sehen wie das Gemälde «Elias und Baalspriester» vom jüngeren Cranach. Es geht um eine Stelle aus dem Alten Testament, in der - nach der Übersetzung Luthers - 400 Baalspriester «geschlachtet» wurden. «Es spiegelt den religiösen Rigorismus der Zeit wider», sagt Marx. Heute erscheint es eher als Beispiel schlimmster religiöser Intoleranz. Zu sehen sind auch zwei monumentale Jagdszenen mit Schloss Hartenfels im Bildhintergrund. Befremdlich wirkt auch eine Figur mit der Rüstung, in der Kurfürst Moritz 1553 bei Sievershausen tödlich verwundet wurde. Sie stammt aus dem Freiberger Dom. An Sachsens Wohlstand erinnert der Annaberger St.-Wolfgang-Altar. Die Bandbreite schließt Luthers Thesenanschlag in Wittenberg, den Bauernkrieg, den Schmalkaldenschen Krieg und den Augsburger Religionsfrieden ein.

Begleitet wird die Schau durch eine Vortragsreihe und Konzerte. In der Schlosskirche ist täglich Orgelmusik zu hören. Eine Sonderausstellung erinnert an Luthers Freund Johann Walter, den Organisten der Kirche und dem späteren ersten Kapellmeister der heutigen Sächsischen Staatskapelle. Im nahen Kanzleihaus geht es um den Umbau des Kurfürstentums zum modernen Staat. Damals wurde löste geschriebenes Recht das Gewohnheitsrecht ab, wurden regelmäßige Steuern erhoben und die Fürstenschulen Grimma, Meißen und Schulpforta eingerichtet.

Erwartet werden bis 10. Oktober rund 300 000 Besucher. Wichtig ist auch die Aktion «1000 Schulklassen nach Torgau».

Ernst W. Raymund

http://www.landesausstellung.sachsen.de