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Sechs Monate Umzug für 4,5 Millionen Bücher: Die Sächsische Landesbibliothek und Universitätsbibliothek werden bald unter einem Dach arbeiten.
Dresden (ddp-lsc). SLUB ist die wenig attraktiv klingende Abkürzung für "Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden". Der Neubau für die jahrelangumstrittene Zusammenführung beider Einrichtungen unter einem Dach ist so gut wie fertig gestellt. Für den 4. Mai ist die technische Übergabe geplant. Schon Anfang März wurden die ersten paar hundert Buch- und Fachzeitschriftenbände in den neuen Lesesaal geschafft. Bis Ende August soll der Umzug mit 4,5 Millionen Büchern bewältigt sein. Im Herbst folgt dann die Deutsche Fotothek Dresden mit ihrem Bestand von rund 1,8 Millionen Bilddokumenten als Negativ, Positiv oder DIA und weiteren Archivalien.
"Die größte Transport-Aktion wird im Juli und August während der Semester-Ferien ablaufen", erläutert Direktionsassistent Michael Golsch. Während der Prüfungsperiode soll die Nutzung von Zentralbibliothek und Zweigstellen der Technischen Universität an bisher 21 Standorten nicht beeinträchtigt werden. Insgesamt gehe es ebenso um den behutsamen und fachgerechten Umzug der kostbaren Handschriften- und Kartensammlung, wertvoller Buchbestände und der großen Musikalien-Abteilung der Landesbibliothek. "Diese unschätzbaren Werte werden in klimatisierten Magazinen, Lesesälen und Arbeitsräumen unter modernen Bedingungen bewahrt und der Forschung zugänglich sein, ebenso wie die empfindlichen Bestände der Fotothek, aber auch der Phonothek mit ihren rund 170 000 Tonträgern."
Der Streit um die Fusion zur SLUB hatte 1993 begonnen. Nach dem Beschluss des Landtages 1995, dem ersten Spatenstich am Zelleschen Weg im Juli 1998 und der Grundsteinlegung im Mai 1999 auf dem TU-Gelände ebbte er ab. Aber er ist nach Meinung von Wissenschaftlern und Bibliotheks-Experten nicht unproduktiv gewesen. Sie verweisen darauf, dass die Rolle von Landesbibliothek (SL) und Universitätsbibliothek (UB) klarer definiert, dass die SL keineswegs in die UB "einverleibt" worden sei. Vielmehr habe sich eine gleichberechtigte Partnerschaft "mit Synergieeffekten" entwickelt. "Jedenfalls hätte es ohne eine Zusammenlegung keinen Neubau gegeben, der modernen Ansprüchen genügt und einen Bauaufwand von rund 90 Millionen Euro erforderte", stellt Michael Golsch sachlich fest..
Die Bestände von knapp acht Millionen "Medieneinheiten", wie der neue Sammelbegriff lautet, werden schrittweise elektronisch miteinander verzahnt. Im Magazin gibt es eine automatische Buchförderanlage, die über kleine "Bahnhöfe" in einzelnen Regal-Stockwerken ferngesteuert wird. Auswahl und Zugriff sind künftig nicht nur über das Info-Zentrum, sondern von jedem Arbeitsplatz in der TU per Computer möglich. Das trifft auch für einige Zweigbibliotheken der TU zu, die an ihren Standorten verbleiben, so in Tharandt für das Forstwesen, innerhalb der Medizinischen Fakultät sowie auf dem Campus für Rechts- und Erziehungswissenschaft, Architektur, Bauingenieurwesen und Verkehrswissenschaften.
Mikrofilme zu Sicherung gefährdeter Archivalien und digitale Speichermöglichkeiten für die komplexe Organisation und Verwaltung von solch breit gefächerten Wissenschaftsbereichen seien für die Zeit vor und nach dem großen Umzug "Hilfs-, aber keine Allheilmittel", betont Golsch. "Trotz aller modernen Technik und wissenschaftlichen Akribie hat dieses Unternehmen den Reiz eines Abenteuers."
Manfred Preiß