Body
Politiker von CDU und FDP sowie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache haben sich der Forderung des niedersächsischen Ministerpräsidenten, Christian Wulff, angeschlossen, die Rechtschreibreform aufzuheben.
Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) kritisierte die Rechtschreibreform laut »Bild«-Zeitung (Montagausgabe) als »Mißgeburt«, die von den meisten Menschen nicht angenommen werde. Die Politik müsse die Kraft haben, die Reform wieder abzuschaffen.Die Vorsitzende des Bildungsausschusses des Bundestages, die FDP-Politikerin Ulrike Flach, sagte derselben Zeitung, die Rechtschreibreform sei »die größte Fehlleistung der Kultusministerkonferenz«. Wulff hatte am Sonntag gefordert, bis auf wenige Ausnahmen zur alten Schreibung zurückzukehren.
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (Berlin) begrüßte die überraschende Stellungnahme Wulffs. Sie wisse sich mit Wulff einig in der Auffassung, daß »Sprache gewachsenes Kulturgut und dem Zugriff der Politik in hohem Maße entzogen ist«. Gerne werde sie behilflich sein, die »wenigen Ausnahmen« aufzuspüren.
Die FDS erinnerte daran, daß die Ministerpräsidenten der Länder 1995 die Rechtschreibreform beschlossen haben, ohne zu wissen, auf welches Experiment sie sich einließen. Sie sollten nun mehr Mut und Entschlossenheit zeigen als die Kultusminister, die jüngst die mit der Umsetzung der Rechtschreibreform befaßte Kommission entließen, gleichzeitig aber das Inkrafttreten der Reform an den Schulen bekräftigten.
Der Kultusministerkonferenz hatte Anfang Juni eine Erklärung der zehn Präsidenten der Akademien der Wissenschaften und der Künste Deutschlands vorgelegen, in der es hieß, daß die Zwischenstaatliche Kommission ihrem Auftrag zur »Wahrung der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung« offensichtlich nicht nachkomme. Die Vorschläge der Kommission zur Reform der Reform seien »keinesfalls geeignet, eine Wiedervereinigung der seit einigen Jahren gespaltenen Orthographie anzubahnen«. Sie anzunehmen wäre »weder im Interesse der Lehrer, Schüler und Eltern noch in dem der deutschen Sprache und ihrer Sprecher überhaupt«.