Hauptbild
Neuer Spielort im Herzen Osnabrücks: Das YEAH!-Zelt. Foto: Oliver Roeckle
Neuer Spielort im Herzen Osnabrücks: Das YEAH!-Zelt. Foto: Oliver Roeckle
Banner Full-Size

And the winner is: Osnabrück

Untertitel
Der dritte YEAH! Award erfindet sich neu und macht aus der Friedensstadt eine Festivalstadt
Publikationsdatum
Body

Osnabrück hat ein Vierspartentheater und ist Austragungsort des Morgenland Festivals, das als einer der zentralen Orte für Weltmusik gilt. Und es hat seit 2011 das YEAH! Festival, das biennal vom Berliner Netzwerk Junge Ohren veranstaltet wird und seit der ersten Ausgabe 2011 von der Osnabrücker Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte mit inzwischen insgesamt 900.000 Euro Fördergeld finanziell ausgestattet wurde.

Eine Woche lang belebte das YEAH! Festival das innerstädtische Areal um den Dom herum – im Zentrum das YEAH!-Zelt als die neue Spielstätte des Festivals. Mit dem YEAH! Festival und dem YEAH! Award legen die Jungen-Ohren-Veranstalter das Augenmerk auf die europäische Musikvermittlungsszene. Genau das macht das Festival so spannend, denn über 100 Bewerbungen bestätigten wieder einmal, wie vielfältig Europas Konzertformate sich darstellen: In Großbritannien vermittelt man Musik anders als in Portugal oder in Belgien. Unterschiedliche Zielgruppen, unterschiedliche Musikstile, unterschiedliche Intentionen, unterschiedliche Protagonisten aus freier Szene und von festen Häusern sowie ein Spektrum vom Konzert bis hin zur Performance machten es der Jury nicht leicht, hier Kategorien zu entwickeln. Die Vielfalt spiegelte sich auch im Programm: Das Festival wurde vom Jugendtheater Brandenburg und dem Quartett PLUS 1 eröffnet, die Musik von Igor Strawinsky und Michael Jackson in einer Inszenierung kombinierten. Zwei Gastspiele des Theaters Osnabrück sprachen einmal Kinder ab 3 Jahren und einmal mit der neuen Produktion „Wer ist Remarque“ ein jugendliches Publikum an. Der Autor des antimilitaristischen Bestsellers „Im Westen nichts Neues“ ist ein Sohn der Stadt und hatte in den Zwanziger Jahren die Domschule nicht unweit von Theater und YEAH!-Zelt besucht.

Verzichtet wurde in diesem Jahr auf die Patronage durch etablierte Künstler, anstelle mehrerer Preisträger wie in früheren Jahren zeichnete die Jury  sowohl in der Kategorie „Performance“, die den künstlerischen Stellenwert einer Nominierung ausloten will, wie auch in der Kategorie „Process“, die sich mit der Nachhaltigkeit eines Projektes befasst, nur je einen Gewinner aus. Damit standen jedem Gewinner stattliche 20.000 Euro Preisgeld für seine Projektarbeit zur Verfügung.

Die Preisverleihung als Höhepunkt der YEAH!-Woche wurde dieses Jahr durch ein Wandelkonzert eingeläutet, das Professor Sascha Wienhausen mit Studenten des Musikinstituts an der Hochschule Osnabrück konzipiert hatte. Man startete in der wuchtigen Akustik der Kleinen Kirche mit einem Rockjazz-Konzert des Fabian Sackis Quartetts, erlebte im Hexengang zwischen Dom und Stadtmauer eine Bewegungsimprovisation (Leitung Linda Effertz) und konnte vor dem Carolinum den Kammerchor der Hochschule unter Stephan Lutermann mit Werken von Pierre Villette, Emil Raberg und Anders Edenroth erleben. Ein Hornquartett am idyllischen Herrenteichwall absolvierte noch einige launige Nummern aus dem „Grünen Buch“ und führte damit zur Preisverleihung im YEAH!-Zelt. Aus über 100 Bewerbungen waren 15 von einer Jury nominiert worden, die beim Markt der Möglichkeiten und auch bei der Preiszeremonie anwesend waren.

Gewinner in der Kategorie „Performance“ wurde die Produktion „Eersteklasconcerten“ von Musica, Impulse Centre for Music aus Belgien. Kinder im Alter von 6 bis 7 Jahren erhalten eine Einführung in die zeitgenössische Musik, an der sie aktiv beteiligt sind. Einen ebenfalls zeitgenössisch orientierten Schwerpunkt hatte der Gewinner aus der Kategorie „Process“ gesetzt: Der Verein Flügelschlag Werkbühne und das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig hatten ein polnisch-deutsches Schüler-Kompositions- und Kunstprojekt entwickelt, das sich dem Thema Landschaftsentwicklung und Braunkohletagebau künstlerisch annähert. Freie Gruppen waren bei den Nominierten klar in der Mehrheit. Vielleicht ein Grund dafür, dass im Publikum die Intendanten und ihre Musikvermittler noch Mangelware blieben.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!