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Geständnisse eines Musikschulleiters a. D.

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Prüfungen
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Beim Aufräumen meines Arbeitszimmers fand ich tatsächlich noch, schön versteckt in der hintersten Ecke eines Schrankes, einen riesigen Stapel von alten Zeugnisformularen. Zeugnisse, Zwischenzeugnisse und was sonst noch. Kaum etwas habe ich so schnell und gründlich in den Papierkorb geworfen wie diese Formulare, schämte ich mich doch noch im nachhinein, als treuer Gefolgsmann des „Verbandes deutscher Musikschulen“, diese völlig unnötige, mit viel Leerlauf und Bürokratie verbundene Aktion an der Lahrer Musikschule ausprobiert zu haben. Wenn unsere Schüler schon freiwillig und voller Freude in die Musikschule kommen, hier mit anderen regelmäßig zusammen musizieren, im Orchester mitspielen, in den Vortragsstunden zu hören sind und mit mal mehr, mal weniger Erfolg an den Wettbewerben „Jugend musiziert“ teilnehmen, wozu dann noch eine Prüfung? Und um ehrlich zu sein wer wird denn hier geprüft, der Lehrer oder die Schüler? Kann der Schüler etwas dafür, wenn ihn nicht alle Lehrer seiner Musikschule kennen? Ist es seine Schuld, wenn er keine Gelegenheiten zu öffentlichen Auftritten hatte? Wer gibt schon freiwillig so viel Geld für einen Unterricht aus, der meist zu Zeiten stattfindet, wo andere Kinder spielen gehen oder sich vor den Fernseher hocken? Ist es Schuld der Eltern, wenn ihnen nicht deutlich genug gemacht wurde, welche Ansprüche die Musikschule und deren Lehrer stellen, welche Leistungen sie alle gemeinsam zum Wohle der Kinder erbringen möchten und auf welche Unterstützung und Mitarbeit der Eltern alle angewiesen sind? Nicht, dass ich grundsätzlich gegen jede Art von Prüfungen oder Zeugnissen wäre. Viele unserer Schüler, die für sich entschieden hatten, ein Studium an einer Musikhochschule aufzunehmen, baten uns um ein Abgangszeugnis. Das haben wir dann auf Wunsch auch gerne ausgestellt. Die beteiligten Lehrer gaben ihre Zensuren und wären sofort von Kollegium und Schulleitung zur Rechenschaft gezogen worden, hätten die Zensuren der Wirklichkeit nicht entsprochen, schließlich kannten wir doch alle unsere Schüler. Das war dann ein wenig so, wie bei „Jugend musiziert“.

Beim Aufräumen meines Arbeitszimmers fand ich tatsächlich noch, schön versteckt in der hintersten Ecke eines Schrankes, einen riesigen Stapel von alten Zeugnisformularen. Zeugnisse, Zwischenzeugnisse und was sonst noch. Kaum etwas habe ich so schnell und gründlich in den Papierkorb geworfen wie diese Formulare, schämte ich mich doch noch im nachhinein, als treuer Gefolgsmann des „Verbandes deutscher Musikschulen“, diese völlig unnötige, mit viel Leerlauf und Bürokratie verbundene Aktion an der Lahrer Musikschule ausprobiert zu haben. Wenn unsere Schüler schon freiwillig und voller Freude in die Musikschule kommen, hier mit anderen regelmäßig zusammen musizieren, im Orchester mitspielen, in den Vortragsstunden zu hören sind und mit mal mehr, mal weniger Erfolg an den Wettbewerben „Jugend musiziert“ teilnehmen, wozu dann noch eine Prüfung? Und um ehrlich zu sein wer wird denn hier geprüft, der Lehrer oder die Schüler? Kann der Schüler etwas dafür, wenn ihn nicht alle Lehrer seiner Musikschule kennen? Ist es seine Schuld, wenn er keine Gelegenheiten zu öffentlichen Auftritten hatte? Wer gibt schon freiwillig so viel Geld für einen Unterricht aus, der meist zu Zeiten stattfindet, wo andere Kinder spielen gehen oder sich vor den Fernseher hocken? Ist es Schuld der Eltern, wenn ihnen nicht deutlich genug gemacht wurde, welche Ansprüche die Musikschule und deren Lehrer stellen, welche Leistungen sie alle gemeinsam zum Wohle der Kinder erbringen möchten und auf welche Unterstützung und Mitarbeit der Eltern alle angewiesen sind? Nicht, dass ich grundsätzlich gegen jede Art von Prüfungen oder Zeugnissen wäre. Viele unserer Schüler, die für sich entschieden hatten, ein Studium an einer Musikhochschule aufzunehmen, baten uns um ein Abgangszeugnis. Das haben wir dann auf Wunsch auch gerne ausgestellt. Die beteiligten Lehrer gaben ihre Zensuren und wären sofort von Kollegium und Schulleitung zur Rechenschaft gezogen worden, hätten die Zensuren der Wirklichkeit nicht entsprochen, schließlich kannten wir doch alle unsere Schüler. Das war dann ein wenig so, wie bei „Jugend musiziert“. Eine Prüfung kann auch berechtigt oder sogar notwendig sein, beispielsweise wenn über die Vergabe von Fördermitteln entschieden werden muss. Das schönste Beispiel solcher Prüfungen habe ich Eugene Maegey, dem Direktor des „Conservatoire de Musique“ in Colmar, zu verdanken. Man muss wissen, dass die Verhältnisse in Frankreich in punkto Musikerziehung etwas anders liegen als in Deutschland. Jedes Kind in Frankreich hat Anspruch auf Unterricht in einer der städtischen Musikschulen oder Konservatorien des Landes zu sehr günstigen Konditionen. Wird nach dreimaligem Versuch in einer Zeitspanne von mehreren Jahren ein bestimmter Leistungsstand nicht nachgewiesen, darf der betroffene Schüler seinen Unterricht zwar fortsetzen, muss allerdings wesentlich höhere finanzielle Beiträge leisten. Zu dem mit öffentlichen Mitteln geförderten Unterricht gehören nicht nur Instrumentalfächer, sondern auch das Pflichtfach Solfège. In Colmar verliefen die Instrumentalprüfungen folgendermaßen: Die Lehrer der zu prüfenden Schüler kamen etwa eine Stunde vor dem Prüfungstermin mit den fünf Jurymitgliedern zusammen und hatten Gelegenheit, besondere Vorfälle wie beispielsweise Krankheiten oder Schulprobleme ihrer Schüler vorzutragen. Danach spielten die zu Prüfenden einzeln und nacheinander in Anwesenheit aller Lehrer ihr Pflichtstück, ein Stück freier Wahl und einen Teil eines Werkes, welches ihnen eine Stunde vor Prüfungsbeginn zur selbständigen Einstudierung übergeben worden war. Die Wertungen erfolgten nach einem Punktesystem: Maximal sechs Punkte für Technik, maximal sechs Punkte für Intonation und rhythmische Genauigkeit, maximal acht Punkte für künstlerische Gestaltung. Nach jedem Prüfungsvorspiel von zirka 30 Minuten wurde in Anwesenheit aller Lehrer über das Resultat und die persönliche Situation des Schülers gesprochen. Hatten alle Schüler vorgespielt, wurden Eltern und Schüler gemeinsam zu Jury und Lehrerschaft gebeten. Unter der Leitung des Juryvorsitzenden, aber doch im gemeinsamen Gespräch, konnten alle Leistungen erläutert, die Gesamtpunktzahl bekanntgegeben und Vorschläge für die weitere Ausbildung vorgetragen werden. Danke, Eugene Maegey! Man kann vieles machen und vieles gut machen, es kommt nur darauf an, wer es macht und wie er’s macht!

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