Das Fräulein vom Amt hatte eine bedeutsame Aufgabe. Sie vermittelte zwischen Menschen, die mitunter weit voneinander entfernt waren. Das war in den Anfängen der Telekommunikation noch eine echte Sensation und dem ein oder andern sicherlich auch irgendwie unheimlich. Zugegeben, die eigentliche Vermittlungstätigkeit war nicht besonders attraktiv, eher mechanisch. Die Verbindungen wurden auf Wunsch durch steckbare Schnüre, Schalter oder Tasten hergestellt. Aber sie war solange notwendig, wie das Medium selber den freien und eigenständigen Umgang noch nicht erlaubte – zum einen rein technisch nicht (erst die Erfindung der Wählscheibe löste die Handvermittlung durch das Fräulein vom Amt ab), zum anderen aber auch psychologisch: Der Fernsprecher war ein neues, fremdes Medium und bedurfte der Vermittlung auch im übertragenen Sinne.
Das Fräulein vom Amt hatte eine bedeutsame Aufgabe. Sie vermittelte zwischen Menschen, die mitunter weit voneinander entfernt waren. Das war in den Anfängen der Telekommunikation noch eine echte Sensation und dem ein oder andern sicherlich auch irgendwie unheimlich. Zugegeben, die eigentliche Vermittlungstätigkeit war nicht besonders attraktiv, eher mechanisch. Die Verbindungen wurden auf Wunsch durch steckbare Schnüre, Schalter oder Tasten hergestellt. Aber sie war solange notwendig, wie das Medium selber den freien und eigenständigen Umgang noch nicht erlaubte – zum einen rein technisch nicht (erst die Erfindung der Wählscheibe löste die Handvermittlung durch das Fräulein vom Amt ab), zum anderen aber auch psychologisch: Der Fernsprecher war ein neues, fremdes Medium und bedurfte der Vermittlung auch im übertragenen Sinne.Während wir heute der vollständigen Aneignung dieses Mediums entgegenstreben und es als absolut selbstverständlich hinnehmen, wenn nicht sogar erstrebenswert finden, praktisch überall telefonisch erreichbar zu sein (bis ins Theater und den Konzertsaal hinein!), entwickeln sich andere Umgangsformen zurück. – Zurück? Nein, das klingt zu sehr nach dem selbstmitleidigen Lamento über den allgemeinen Sitten- und Kulturverfall. Besser also: Umgangsformen verändern sich. Das Konzert etwa als Ritual, in dem klassische Musik dargeboten und genossen wird, ist keineswegs mehr selbstverständlich oder als allgemein vorauszusetzen. Zugänge zur abendländischen Musik ergeben sich kaum noch auf traditionellen Wegen, also über familiäre Zusammenhänge, den Musikunterricht in der Schule oder gar Instrumentalunterricht an einer Musikschule. Sie ergeben sich heute viel eher über Fernsehwerbungen oder den Soundtrack eines Kinofilms.Das alles kann man bedauern. Und sicher muss man auf viele Zustände und Veränderungen kultur- und bildungspolitisch einwirken. Aber als Musiker ist man zunächst einmal gefordert, sich auf diese veränderten Bedingungen einzustellen. Wenn Musik heute weit gehend anders auf- und wahrgenommen wird, andere Erfahrungen im Umgang mit ihr bestehen, so wird man auch die überkommenen Formen der Darbietung von Musik hinterfragen müssen. Wollen wir das, was uns selber am Herzen liegt, weitergeben, so sind unsere Vermittlungsbemühungen gefragter denn je.
Dies betrifft auf den ersten Blick vor allem die Konzerte für Kinder und Jugendliche. Hier werden auch am ehesten andere Formen der Musikvermittlung erprobt. Allerdings wäre zu fragen, ob sich diese Bemühungen nur auf Kinder- und Jugendkonzerte beschränken müssen? Vielmehr ließe sich grundsätzlich fragen, worin eigentlich der Unterschied zwischen Konzerten für Kinder und solchen für Erwachsene besteht?
Liegt es daran, dass Kinder anders wahrnehmen als Erwachsene und dass man sie deshalb anders behandeln muss? Oder stellt man Kindern eine andere, kindgerechtere Musik vor als Erwachsenen? Wie wäre diese aber beschaffen? Ist sie einfacher, schlichter oder gar primitiver als die „Erwachsenenmusik“? Muss sie sich beschränken auf die eine Handvoll an Klassikern um Prokofieffs „Peter und der Wolf“?
Im Umfeld dieser Fragen ist einiges in Bewegung geraten und mit dem Netzwerk der Jeunesses Musicales ist ein breites Forum für einen engagierten Austausch geschaffen. Zur Intensivierung dieser Diskussion lädt die Jeunesses gemeinsam mit der Bundesakademie Wolfenbüttel am 17. und 18. Februar 2001 zu einem Kinderkonzert-Labor unter dem Titel „Dem Peter sein Wolf“ nach Wolfenbüttel ein.
Hier ist dann nicht die großväterliche Belehrung gefragt sondern Peters Geschicklichkeit in der Vermittlung „wölfisch-wilder“ Musik. Diese soll dann freilich nicht zu Grabe getragen werden. Eher könnte die (verschluckte) Ente in ihr zum Vorschein gebracht werden...
Praktisch heißt das: Anhand einer sperrigen, auf das erste Hören hin gerade wenig kindgerecht erscheinenden Musik werden verschiedenste Vermittlungsformen und -methoden in kleinen und interdisziplinären Arbeitsgruppen experimentell entwickelt und auf ihre Tauglichkeit für Kinder erprobt und systematisiert. Zugleich sollen an diesem Prozess die Kriterien überdacht und geschärft werden, die an ein seriöses Konzert für Kinder anzulegen sind und letztlich zu seinem Gelingen beitragen.