„Beim ersten Mal ‚Musik zum Anfassen’ gefiel mir am besten die Band. Etwas öde war das Schwungtuch, wobei das Streichorchester und die Jodler mir großen Spaß brachten. Ach, mir hat eigentlich alles gut gefallen und ich freue mich, wenn es wieder heißt ‚Musik zum Anfassen‘.“ „Ich wusste nicht, dass Pferdehaare an der Geige sind. Trotzdem ist die Geige schön.“
„Beim ersten Mal ‚Musik zum Anfassen’ gefiel mir am besten die Band. Etwas öde war das Schwungtuch, wobei das Streichorchester und die Jodler mir großen Spaß brachten. Ach, mir hat eigentlich alles gut gefallen und ich freue mich, wenn es wieder heißt ‚Musik zum Anfassen‘.“ „Ich wusste nicht, dass Pferdehaare an der Geige sind. Trotzdem ist die Geige schön.“So wie diese beiden Kinder einer Landshuter Grundschule äußerten sich noch viele andere bezüglich ihrer individuellen Vorlieben nach ihrem ersten Besuch eines „Musik zum Anfassen“- Konzertes. Die Vielfalt der unterschiedlich formulierten Eindrücke ist ein Zeichen für ein breites Spektrum an sinnlich-musikalischen Eindrücken, die die jungen Hörerinnen und Hörer von „Musik zum Anfassen“ mit nach Hause nehmen. Das weite Feld der Instrumenteninformation zieht sich, methodisch vielfältig, als roter Strang mit unterschiedlicher Gewichtung durch die verschiedenen Veranstaltungstypen. Eine große Breitenwirkung gilt es dabei insbesondere bei den Kindern zu erzielen, die seitens ihres Elternhauses bislang wenig Zugang zu klassischer Musik und praktischer Musikvermittlung erfahren konnten. Mehr als ein einziger der berühmten Tropfen auf den heißen Stein soll den Kindern mit dem „Paket“ einer fünfteiligen Schulkonzertreihe geboten werden, das erhoffen sich die beteiligten Musiker, die das Konzept über einen Zeitraum von nunmehr zwölf Jahren entwickelt und immer wieder modifiziert haben.Beim Kongress „Neue Wege für junge Ohren – Musikvermittlung für Kinder im internationalen Kontext“ vom 4. bis 6. Mai 2001 auf Schloss Weikersheim wird die Projektgruppe „Musik zum Anfassen München – Wien“ ihr Gesamtkonzept vorstellen und praktisch demonstrieren.
Musik zum Anfassen“ möchte auf spielerische Weise neugierig auf Musik machen. In einem Alter, in dem Kinder direkt ansprechbar und zu begeistern sind, werden sie auf aktive Weise an Musik herangeführt – im Konzert, im Dialog, im Gestalten von Musik. Die Arbeit mit ganzen Schulklassen erreicht auch Kinder, die sonst keinen kreativen Zugang zu Musik finden. Ausgehend von der Erfahrung, dass punktuelle Schulkonzerte wenig bewirken, wurde die Idee von „Musik zum Anfassen“ im Kammerorchester Schloss Werneck entwickelt und 1989 zum ersten Mal durchgeführt.
Fünf Konzerte mit Werkstattcharakter bauen inhaltlich und didaktisch aufeinander auf. Spielerisch-experimentelle Beschäftigung mit Musik und hörendes Erleben von Musik sind die Grundbausteine der Veranstaltungen. Die Klang-, Geräusch- und Bewegungsaktionen und der direkte Kontakt zwischen Musikern und Kindern vermitteln elementare Aspekte des Musikmachens und -erlebens. Darüber hinaus lernen die Kinder Instrumente aller wichtigen Gattungen kennen. Alle Veranstaltungen werden von einem Moderator begleitet, der als vertrauter Ansprechpartner der Kinder durch die Konzerte führt.
Die Reihe mündet in öffentliche Abschlusskonzerte, in denen neben „normaler“ Konzertmusik auch die während der Reihe entstandenen Schülerkompositionen gemeinsam von Kindern und Musikern aufgeführt werden. Über die organisatorischen Belange hinaus ist eine inhaltliche Zusammenarbeit mit den Klassen- und Musiklehrer/-innen der beteiligten Schulen sehr wünschenswert. Vor- und Nachbereitungen für einzelne Konzerte können im Musik-, Kunst- oder Deutschunterricht stattfinden. Außerdem bietet die Reihe zahlreiche Anregungen, die in der Zeit nach den Projektwochen vertieft werden können.
Fortbildung
Eine inhaltliche Einführung findet im Rahmen einer Fortbildung für beteiligte und andere interessierte Lehrer/ -innen im Vorfeld der Schulkonzertreihe statt. Im Rahmen des Projektes „Ganz Ohr sein“ arbeiten wir eng mit Prof. Dr. Joachim Kahlert vom Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU München zusammen. Eine im Herbst 2000 durchgeführte Evaluation bescheinigt „Musik zum Anfassen“ eine hervorragende Wirkung und Akzeptanz bei den Kindern. Angestrebt ist eine möglichst flächendeckende Realisierung von „Musik zum Anfassen“ unter Einbeziehung der örtlichen Musikschulen und der Berufsorchester. Das Konzept ist ein „work in progress“ und wird sowohl im Bereich Grundschule als auch Hauptschule weiterentwickelt.
1. Konzert
Thema: Hören von Musik
- Spiel „Hören der Stille“ (mit verbundenen Augen, Kinder im Raum
verteilt) - Aufschreiben des Gehörten auf große Partitur an der Wand
- Reproduktion des Gehörten mit eigenen Mitteln (Geräusche und Klänge selber machen)
- Hören eines Musikstückes, das mit ähnlichen Mitteln arbeitet
- Ausblick auf die Reihe
- Vorstellung der Musiker und des Moderators
- Besetzung: Bläserquintett (Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott)
2. Konzert
Thema: Inhalt und Wirkung von Musik
- eine kurze Szene ohne Worte wird von einem Schauspieler gespielt
- Unterlegung derselben Szene mit unterschiedlicher Musik
- Gespräch über die inhaltlichen Veränderungen bei verschiedener Musik
- Entwicklung einer eigenen „Filmmusik“
- Video- und Tonaufnahme von Szene und Musik
- Besetzung: Schauspieler, Streichquartett (2 Violinen, Viola, Violoncello)
3. Konzert
Thema: Womit man Musik machen kann
- Vorstellung verschiedener Arten der Klangerzeugung (ohne die „gewohnten“ Musikinstrumente)
- Vorstellung stimmlicher Möglichkeiten
- Vorstellen der Instrumente, die die Kinder gefunden/gebaut haben
- Sammeln von musikalischem Material wie Tonhöhe, Lautstärke, Farbe,
Tempo et cetera - Entwickeln eines eigenen Musikstücks mit diesen Mitteln
- ein Musikstück, das mit Klang/Geräusch komponiert ist
- Besetzung: Stimme, Percussion und Körperpercussion, Saxophon
4. Konzert
Thema: Musik selber erfinden
- eine von den Kindern vorbereitete Geschichte wird in Bilder zerlegt
- mittels eigener (vorbereiteter) Geräusch- und Klanginstrumente sowie der Instrumente der Musiker werden die Bilder vertont
- das entstehende Stück wird auf einer Wandpartitur aufgezeichnet
- probeweise Wiedergabe des Stücks Besetzung: Gemischte Besetzung (Akkordeon, Piccolo, Saxophon, Bassklarinette, Schlagzeug)
5. Konzert
Thema: Probe
- Ausarbeitung des Stücks und der Wandpartitur von Konzert 4
- Probieren und Verfeinern der diversen Spieltechniken und des Ablaufs
- Durchläufe und Generalprobe für das Schlusskonzert
- Besetzung: wie beim 4. Konzert
Schlusskonzert
Die Schlusskonzerte beinhalten die Aufführung der im 4. und 5. Konzert
entstandenen Kompositionen durch die Kinder und Musiker. Darüber hinaus spielen die Musiker Werke verschiedener Besetzungen, die einen inhaltlichen Bezug zur Reihe haben. Die Konzerte sind öffentlich und finden vorzugsweise (bei geeigneten räumlichen Gegebenheiten) in den Schulen statt.
Projektgruppe „Musik zum Anfassen“,
Kontakt: Heinz Friedl, Tel. 089/202 25 98, Fax 20 01 92 58,
E-Mail: baader66 [at] t-online.de (baader66[at]t-online[dot]de)