Der Verein „dieKunstBauStelle e.V.“ aus Landsberg, die Gustav Mahler Privatuniversität Klagenfurt und die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) schreiben gemeinsam den Wolf Durmashkin Composition Award 2024 aus.
Gesucht werden Komponistinnen und Komponisten bis 35 Jahre, die sich in einem neuen Werk für Akkordeon, Viola und Schlagzeug mit dem Holocaust auseinandersetzen. Insgesamt werden Preisgelder bis zu 3.000 Euro vergeben. Einsendeschluss ist der 30. August 2024. Die Uraufführung der preisgekrönten Werke ist für den 9. November 2024 in München geplant, in Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938.
Der internationale Wolf Durmashkin Composition Award findet 2024 zum zweiten Mal statt und steht in diesem Jahr unter dem Titel „Musik und Holocaust“. Benannt ist der Wettbewerb nach dem jüdischen Musiker Wolf Durmashkin aus Vilnius, der 1944 von den Nationalsozialisten in einem Konzentrationslager in Estland getötet wurde.
„Der Wettbewerb hat bei der ersten Durchführung im Jahr 2018 internationale Beachtung erlangt“, betont Wolfgang Hauck von dieKunstBauStelle e.V..
Prof. Lydia Grün, Präsidentin der HMTM, ergänzt: „Die Beteiligung an diesem Wettbewerb ist für uns Ausdruck einer lebendigen Erinnerungsarbeit unserer Hochschule und einer grundlegenden Verantwortung für die demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft. In der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen entstehen kritische künstlerische Perspektiven auf unsere Gegenwart. Damit gibt dieser Wettbewerb einen wichtigen Impuls, auch für unsere Studierenden.“
Prof. Jakob Gruchmann, Professor für Komposition und Musiktheorie in Klagenfurt, sieht vor allem das weitreichende Potenzial des Wettbewerbs für die internationale Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Prof. Jan Müller-Wieland, Professor für Komposition an der HMTM, hat er die Wettbewerbsbedingungen erarbeitet.
Das Projekt wird wie bereits 2018 vom Kulturfonds Bayern und dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.
Die Hochschule für Musik und Theater München fördert und unterstützt erinnerungskulturelle Arbeit ausdrücklich und sieht diese als Teil ihres Bildungsauftrags. Insbesondere das Ben-Haim-Forschungszentrum der HMTM unter Leitung von Dr. Tobias Reichard übernimmt dabei eine wichtige Funktion und verbindet musikwissenschaftliche Forschung mit musikalischer Praxis im Zusammenhang mit jüdischer Musik, verfolgten Musiker*innen und dem Nationalsozialismus. Auch der Forschungsschwerpunkt „Musik und Diktatur“, vertreten durch Prof. Dr. Friedrich Geiger am Musikwissenschaftlichen Institut der HMTM, schafft zentrale Impulse für eine kritische Auseinandersetzung mit der geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Dimension künstlerischer Tätigkeit.
Durch Vernetzung und Kooperationen, durch Diskussionsveranstaltungen, Konferenzen und Konzerte, Performances und Produktionen macht die HMTM diese Erinnerungsarbeit sichtbar und schafft Verbindungen in die Gesellschaft : Im Studienjahr 2023/2024 stand etwa die Reihe der ODEON-Konzerte im Zeichen des Komponisten Paul Ben-Haim, dessen Todestag sich 2024 zum 40. Mal jährte. Im Rahmen der Konzerte wurde das umfangreiche, jedoch kaum bekannte Liedschaffen des Komponisten von Studierenden und Lehrenden aufgeführt. Im April 2024 beteiligte sich die HMTM an der Initiative „Rückkehr der Namen“, in deren Rahmen 1.000 Biografien von durch die Nationalsozialisten getöteten Münchnerinnen und Münchnern sichtbar wurden, initiiert vom Bayerischen Rundfunk und der Landeshauptstadt München. Eine Tagung der HMTM stellte im Juni 2024 das Schaffen der ins Exil geflohenen jüdischen Komponistin Ruth Schonthal (1924–2006) in das Zentrum eines wissenschaftlichen und künstlerischen Austauschs. Im gesamten Sommersemester 2024 widmeten außerdem verschiedene Hochschulangehörige ihre Veranstaltungen der Initiative „Sounds of Democracy“, mit der sich die HMTM für Vielfalt und die demokratischen Grundwerte einsetzt.