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Das Vorbild Ostberlin hat ausgedient

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Berliner Musikschulen bald Auslaufmodelle? Die Bezirksreform und ihre Folgen
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Was war das für ein Enthusiasmus 1990 nach der Wende, auch unter Musikschulleuten! Hier in Berlin gab es nicht die vermeintliche Chance, im eigenen Ghetto Ost oder West zu bleiben. Die Gegensätze prallten ohne Verzögerung aufeinander: die biografischen, die sich etwa in unterschiedlichen Sprachen darstellten aber auch die strukturellen, bei den Musikschulen besonders krass und ausgeprägt. Jeder der elf Bezirke aus dem Ostteil brachte eine Musikschule ein, mit leider nicht sehr vielen Schülern, aber fast ausschließlich fest angestelltem Personal, und in jedem der zwölf Bezirke im Westteil gab es eine Musikschule mit hoher Schülerzahl aber leider mit wenigen festen Stellen und überwiegend Honorarlehrer/-innen. Der Wille zum Aufbruch, zum Ausgleich einte und beflügelte damals die Akteure in Musikschulen, Verwaltung und Politik. So gab es bis zirka 1995 einen hoffnungsvollen Transfer – feste Stellen in den Westteil, dafür Honorarmittel in größerem Ausmaß in den Ostteil der Stadt. Heute klingt ein Satz aus der Koalitionsvereinbarung von 1991 zwischen SPD und CDU im Berliner Abgeordnetenhaus schon fast wie Hohn: „Die Berliner Musikschulen werden nach dem Vorbild der Musikschulen im Ostteil der Stadt strukturell verbessert.“

Was war das für ein Enthusiasmus 1990 nach der Wende, auch unter Musikschulleuten! Hier in Berlin gab es nicht die vermeintliche Chance, im eigenen Ghetto Ost oder West zu bleiben. Die Gegensätze prallten ohne Verzögerung aufeinander: die biografischen, die sich etwa in unterschiedlichen Sprachen darstellten aber auch die strukturellen, bei den Musikschulen besonders krass und ausgeprägt. Jeder der elf Bezirke aus dem Ostteil brachte eine Musikschule ein, mit leider nicht sehr vielen Schülern, aber fast ausschließlich fest angestelltem Personal, und in jedem der zwölf Bezirke im Westteil gab es eine Musikschule mit hoher Schülerzahl aber leider mit wenigen festen Stellen und überwiegend Honorarlehrer/-innen. Der Wille zum Aufbruch, zum Ausgleich einte und beflügelte damals die Akteure in Musikschulen, Verwaltung und Politik. So gab es bis zirka 1995 einen hoffnungsvollen Transfer – feste Stellen in den Westteil, dafür Honorarmittel in größerem Ausmaß in den Ostteil der Stadt. Heute klingt ein Satz aus der Koalitionsvereinbarung von 1991 zwischen SPD und CDU im Berliner Abgeordnetenhaus schon fast wie Hohn: „Die Berliner Musikschulen werden nach dem Vorbild der Musikschulen im Ostteil der Stadt strukturell verbessert.“Einsparquoten, Haushaltssperren, mehr oder weniger laute Überlegungen von Politikern und Schubladenpläne der Senatsinnenverwaltung zu Privatisierungsmöglichkeiten überziehen die Musikschulen in den letzten Jahren wellenartig. Die Entgelte klettern auf inzwischen zirka 1.800 Mark im Jahr bei 60 Minuten Einzelunterricht, sind also kaum noch steigerbar. Die ganz aktuellen Zeichen zeigen Sturm an. Berliner Haushaltslöcher, auch selbst gemachte, vernebeln langfristige Überlegungen, lassen Fragen nach Inhalten nicht mehr zu. Was wird aus Kindern und Jugendlichen, die wir der Straße überlassen, ist eine Frage, die den schulterzuckenden Verweis mancher Politiker auf den akuten Geldmangel nach sich zieht. Das Selbstverständnis einer Musikschule mit langfristiger kultureller Verantwortung in Deutschland zu begründen erzeugt müdes Lächeln. Vor diesem Hintergrund ist die am 01.01. 2001 vollzogene Berliner Bezirksreform abgelaufen. Aus den 23 Bezirken wurden 12 mit durchschnittlich je 300.000 Einwohnern. Ziel dabei war eine Verkleinerung der Landes- und Bezirksverwaltungen bei Erhöhung der Effizienz. Die Reform hatte, trotz aller Warnungen der Fachleute und Expertenkommissionen, auch die entsprechende Fusion der Berliner Musikschulen zur Folge. Seit dem 01. 01. 2001 sind für Berlin also Musikschulen mit zirka 4.000 Schüler/-innen und 200 Lehrer/-innen pro Bezirk typisch. (Bei Gymnasien oder Grundschulen ist auch in Berlin niemand auf diese Idee gekommen.) Die Strukturen zur künstlerischen, pädagogischen und administrativen Steuerung solcher Rieseneinheiten müssen noch entwickelt werden, heißt es dazu lapidar im Bericht einer Strukturkommission. Gespart werden einige Leiter/-innen- und stellv. Leiter/-innenstellen. Ins geradezu Absurde wird diese Berliner Musikschulstrukturorgie bei der augenblicklich stattfindenden Diskussion zum Entwurf des Berliner Schulgesetzes getrieben. Der Schulsenator möchte darin für die jetzigen Bezirke die Verpflichtung zum Betreiben einer Musikschule nicht festgeschrieben haben.

Er hält es auch für ausreichend, wenn mehrere Bezirke (mit Großstadtformat) gemeinsam eine Musikschule betreiben. Der Verdacht liegt nahe, dass damit der Ausstieg Berlins aus der kommunalen Verantwortung für die Musikschulen vorbereitet werden könnte. Und ganz ins Gegenteil verkehrt wird der oben zitierte Satz aus der Koalitionsvereinbarung von 1991 durch ein vor wenigen Tagen beschlossenes Modell des Berliner Innensenators zur Ausstattungsangleichung der Berliner Verwaltung zwischen den Bezirken. Musikschulen werden darin mit Verwaltung gleichgesetzt. Statt eines Ausgleichs kommt so eine weitere Verschärfung der Disproportionen heraus. Die Kürzungen treffen besonders den Ostteil mit seinem niedrigen Musikschulversorgungsgrad von 7,3 Jahreswochenstunden pro 1.000 Einwohner, während der Westteil bereits bei 10,8 liegt.

Werden die Berliner Musikschulen zu Auslaufmodellen? Obwohl in den meisten Berliner Musikschulen lange Wartelisten existieren, ist diese Frage keine rhetorische mehr. Die Hoffnung auf eine dennoch erträgliche Musikschulentwicklung über das lange Tal der leeren Kassen hinweg in den nächsten Jahren begründet sich weniger auf ein Umdenken in der Landespolitik, sondern vielmehr auf so manchen Bezirkspolitiker in Praxisnähe und viel mehr auf 50.000 Berliner Musikschüler/innen, deren Eltern, Tanten, Onkel... Freunde, die alle auch Wähler sind.

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