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Patt im Nordhäuser Theaterstreit +++ Walser-Manuskript kursiert im Internet
Patt im Nordhäuser Theaterstreit
Der Streit um den Erhalt des Schauspiels am Theater Nordhausen hat sich zugespitzt. Der Landkreis Nordhausen, der Kyffhäuserkreis und die Stadt Sondershausen stimmten in der Gesellschafterversammlung am Donnerstag für die Schließung. Die Stadt Nordhausen will die Sparte hingegen erhalten. Aufgrund des Gesellschaftermodells der GmbH, zu der auch das Orchester in Sondershausen gehört, ergibt dies ein Patt.
Erst am späten Mittwochabend hatte der Nordhäuser Stadtrat die vom Aufsichtsrat empfohlene Abschaffung des Schauspiels mit nur einer Gegenstimme abgelehnt. In einer heftigen Debatte forderten die Stadträte außerdem die Beurlaubung der Intendantin und des Verwaltungsdirektors. Ihnen wurde fraktionsübergreifend Gleichgültigkeit, Ideenlosigkeit sowie Missmanagement vorgeworfen. Binnen acht Wochen soll nun ein Konzept für den Erhalt des Schauspiels erarbeitet werden. Dabei werden u.a. Kooperationen mit dem Theater Halberstadt-Quedlinburg geprüft. Oberbürgermeisterin Rinke forderte die Nordhäuser Theaterleute auf, eigene Ideen einzubringen. Die Gesellschafter einigten sich am Donnerstag darauf, das Konzept abwarten und prüfen zu wollen. Zur Absetzung von Intendantin und Verwaltungsdirektor wurde kein Beschluss gefasst. Vielmehr sprachen die Vertreter von Sondershausen, Kyffhäuser- und Landkreis der Geschäftsführung ihr Vertrauen aus.
Die ursprüngliche Beschlussvorlage des Aufsichtsrates der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH sah die Schließung der Sparte zum Ende der Spielzeit 2003/2004 vor. Man folge einem Vorschlag der Geschäftsleitung, hieß es. Ohne den Abbau stünde die Existenz des ganzen Hauses auf dem Spiel. Argumentiert wurde, bei gleich bleibender Mitarbeiterzahl würden sich die Personalkosten bis 2008 von derzeit 7,78 Millionen Euro um weitere 2,5 Millionen Euro erhöhen. Das Theater beschäftigt 235 Menschen - 28 im Schauspiel-Bereich. Die Personalkosten machen insgesamt 85 Prozent der Ausgaben aus. Das Schauspiel mit etwa 150 Vorstellungen im Jahr weist eine Auslastung von 40 Prozent aus, das Musiktheater 70 Prozent. Diese Sparte soll unangetastet bleiben, braucht man sie doch auch für die Zusammenarbeit mit dem Loh-Orchester Sonderhausen, das ebenfalls nicht zur Debatte steht.
Die vier Gesellschafter wollen ihre Zuschüsse zur GmbH 2004 bis 2008 konstant halten. Angesichts steigender Personalausgaben läuft das aber auf eine Kürzung hinaus. Nordhausen beteiligt sich mit 2,2 Millionen Euro, Sondershausen mit 750.000, die beiden Landkreise mit jeweils 650.000 Euro am Etat. Auch das Land wird seinen Zuschuss von jährlich 4,9 Millionen Euro nicht erhöhen.
Walser-Manuskript kursiert im Internet
Der neue und umstrittene Martin-Walser-Roman "Tod eines Kritikers" kursiert bereits vor der Veröffentlichung komplett im Internet. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, das Manuskript sei als 400 Kilobyte große Datei auf dem Server einer US-Internetfirma hinterlegt. Der Suhrkamp-Verlag hat dies nach eigenen Angaben nicht genehmigt und will nun juristisch dagegen vorgehen. Nun rächt sich, dass der Verlag nach dem Aufkommen der Debatte um Walsers Buch reichlich freigiebig mit dem Manuskript verfahren ist: Zahlreiche Journalisten bekamen den Text per E-Mail komplett zugesandt - ein untypisches Verfahren, das dem Umstand geschuldet war, dass das Buch in Druckform noch gar nicht vorlag. Der Suhrkamp-Verlag hatte entschieden, den umstrittenen Walser-Roman in einer Startauflage von 50.000 Exemplaren zu veröffentlichen - "trotz kontroverser Diskussionen und Bedenken". Das Buch soll ab 26. Juni zu kaufen sein. Der Verlag begründete, man halte auch nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen Walser an der Tradition fest, ein Forum für Debatten zu bieten. Dies sei man sowohl dem Autor als auch der Öffentlichkeit schuldig.