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Kommunismus für Geisteskranke - Ringaufführung in Rostock und Berlin +++ Anne Duden erhält Heinrich-Böll-Preis +++ Raoul Schrott wird Mainzer Stadtschreiber +++ Ulrich Mühe gibt mit Heiner Müllers «Der Auftrag» sein Regiedebüt +++ «Lese-Zeichen» erhält Thüringer Kulturpreis 2003
Kommunismus für Geisteskranke - Ringaufführung in Rostock und Berlin
Rostock (ddp-nrd). Als deutsche Ringerstaufführung wird am Freitag am Rostocker Theater «Die Geschichte des Kommunismus nacherzählt für Geisteskranke» gespielt. Das Schauspiel von Matei Visniec soll bereits Donnerstag am Berliner Maxim Gorki Theater gezeigt werden. In Rostock führt Brecht-Enkelin Johanna Schall Regie.
Für die Geschichte des Rumänen greift Schall auf dasselbe elfköpfige Ensemble zurück, das bereits vor zwei Wochen «Arturo Ui» in Rostock gespielt hatte. Auch das Bühnenbild beider Stücke, die sich mit dem Leben von Diktatoren befassen, ist nahezu gleich.
Die Geschichte des Kommunismus wurde 2002 in Moldawien uraufgeführt. Es spielt in einer Zeit wenige Wochen vor dem Tod Stalins in einer Moskauer Anstalt für Geisteskranke. Der Schriftsteller Petrowsky versucht, die Zeitgeschichte Schwachsinnigen verständlich zu machen.
Anne Duden erhält Heinrich-Böll-Preis
Köln (ddp). Die Schriftstellerin Anne Duden erhält heute den diesjährigen Kölner Heinrich-Böll-Preis. Mit den Arbeiten der 1942 geborenen Dichterin werde ein in über 20 Jahren entstandenes Werk «von höchster literarischer Qualität» ausgezeichnet, wie die Jury in ihrer Begründung schrieb. Die Auszeichnung ist mit 20 000 Euro dotiert. Zu den bekanntesten Büchern der Autorin gehören die Prosa-Bände «Übergang» und «Das Judasschaf», der Gedichtsband «Steinschlag» und die Textsammlung «Der wunde Punkt im Alphabet». Anne Duden lebt in Berlin und London.
Raoul Schrott wird Mainzer Stadtschreiber
Mainz (ddp-swe). Der österreichische Schriftsteller Raoul Schrott wird Mainzer Stadtschreiber 2004. Mit dem Amt, das zusätzlich mit 12 500 Euro dotiert ist, ehrt die Jury des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz ausgelobten Wettbewerbs das Gesamtwerk des 39-Jährigen. Schrott sei ein «Weltreisender der Literatur», dessen klare, bildkräftige Sprache Alltagsmaterialien und mystische Stoffe miteinander verbinde, und der «unbekannte Orte der Welt aus der tiefen Vergangenheit in die Gegenwart holt», urteilten die Experten. Schrott schreibe «im wahrsten Sinne deutschsprachige Weltliteratur».
Der auf einem Schiff im Atlantik geborene Autor erhält im Rahmen der Auszeichnung ein Jahr freies Wohnen im Stadtschreiberdomizil des Mainzer Gutenberg-Museums. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Autor eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren. Die Preisverleihung findet im Februar 2004 in Mainz statt.
Schrott wuchs in Tunis und Landeck auf. Nach dem Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft in Norwich, Paris, Berlin und Innsbruck arbeitete er für den surrealistischen Dichter Philippe Soupault. 1990 ging er als Lektor für Germanistik nach Neapel, 1996 habilitierte er in Innsbruck. Heute lebt Schrott, der auch Gälisch und Okzitanisch spricht, in Irland. Zu seinen Werken gehören der Roman «Finis Terrae» (1995) und die Novelle «Die Wüste Lop Nor» (2000) sowie die Gedichtanthologie «Die Erfindung der Poesie» (1997) und sein eigener Lyrik-Band «Tropen» (1998).
Ulrich Mühe gibt mit Heiner Müllers «Der Auftrag» sein Regiedebüt
Berlin (ddp). Mit einem hochkarätigen Ensemble bringt Schauspieler Ulrich Mühe im Januar Heiner Müllers Stück «Der Auftrag» auf die Bühne. Premiere der freien Produktion, in der unter anderen Inge Keller, Christiane Paul, Herbert Knaup, Udo Samel und Ekkehard Schall spielen, ist am 9. Januar im Haus der Berliner Festspiele. Die Produktion, deren Budget «eher groß als eher klein» sei, habe ihm «die Chance zum Träumen» geboten, sagte Mühe am Donnerstag in Berlin über sein Regie-Erstlingswerk. Dass so viele großartige Kollegen ihm dafür ihr Vertrauen geschenkt hätten, zeige, dass seine Arbeit als Schauspieler in den vergangenen Jahren nicht umsonst gewesen sei.
Das Bühnenbild zu der Inszenierung, mit der Mühe «die Auseinandersetzung mit dem Werk Heiner Müllers fortsetzen und an einen großen Dichter erinnern» will, kreiert Erich Wonder, der schon bei der Uraufführung von «Der Auftrag» mitwirkte. Das 1979 entstandene Stück spielt zur Zeit der französischen Revolution und stellt die Frage nach der Relevanz von individuellem Handeln in der Gesellschaft.
Mühes Inszenierung soll 2004 den Auftakt bilden für zahlreiche Aktivitäten zu Ehren des 1995 verstorbenen Dramatikers Heiner Müller, der im kommenden Jahr 75 Jahre alt geworden wäre. Geplant sind zwölf Aufführung im Januar in Berlin. Weitere Vorstellungen sind im April und Mai bei den Wiener Festwochen und im Grand Theatre de la Ville de Luxembourg angekündigt.
Karten für die Berliner Vorstellungen gibt es telefonisch unter 030/25 48 92 54 oder per E-Mail unter kartenbuero [at] berlinerfestspiele.de (kartenbuero[at]berlinerfestspiele[dot]de)
«Lese-Zeichen» erhält Thüringer Kulturpreis 2003
Jena (ddp-lth). Der Jenaer Verein «Lese-Zeichen» erhält den Thüringer Kulturpreis 2003. Der mit 12 800 Euro dotierte Preis sei in diesem Jahr in der Sparte Literatur- und Leseförderung vergeben worden, teilte das Thüringer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst am Freitag in Erfurt mit.
Der «Lese-Zeichen»-Verein werde für sein besonderes Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit sowie für die Gestaltung einer breiten, lebendigen Kulturszene ausgezeichnet, hieß es weiter. Zur Förderung von Autoren und literarischen Vereinigungen habe er eine Fülle von Veranstaltungen organisiert. Dabei arbeite der in Jena ansässige Verein beispielhaft mit Vereinen, Institutionen und Bildungsträgern in Thüringen zusammen.
Der 1998 gegründete «Lese-Zeichen» e.V. hat sich die Aufgabe gestellt, Lese- und Autorenförderung zu verbinden. Dazu werden Lesungen vor allem Thüringer Autoren und Weiterbildungsveranstaltungen für diese landesweit organisiert. Zu den weiteren Aktivitäten zählen Schreibwerkstätten für junge Leute, die Thüringer Märchentage und die Thüringer Literatur- und Autorentage alljährlich auf Burg Ranis. Auf der Burg unterhält der Verein zudem zwei Wohnungen für Schriftsteller.
Der Thüringer Kulturpreis wird seit 1995 vergeben. Dabei werden jeweils beispielhafte kulturelle Initiativen in wechselnden Sparten ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr ging der Kulturpreis an die Stadt Sondershausen und die Gemeinde Günthersleben-Wechmar, die für ihr herausragendes kommunales Engagement in der Kultur ausgezeichnet wurden. Die Preisverleihung 2003 findet am 17. Dezember in Erfurt statt.