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Semperoper mit Uraufführung einer Kinderoper. Foto: Lieberwirth
Aderlass bei Vorstand des Semperopernballs wegen Russlands Krieg. Foto: Lieberwirth
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Aderlass bei Vorstand des Semperopernballs wegen Russlands Krieg

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Dresden-Beim Semperopernball in Dresden dreht sich derzeit alles um die Personalie des künstlerischen Chefs Hans-Joachim Frey. Er wird wegen seiner Nähe zu Russland kritisiert. Der Ballverein taumelt.

Der Semperopernball in Dresden ist in schwere Turbulenzen geraten. Am Freitag traten Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und weitere Persönlichkeiten aus dem Ballverein aus. Sie reagierten damit auf eine ihrer Auffassung nach fehlende Distanzierung des Vorstands gegenüber Russland. Der Ballverein hatte 2009 dem damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin den Orden des Balls überreicht. Der damals amtierende sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hielt die Laudatio.

«Auch wenn der St. Georgs-Orden an den russischen Präsidenten aberkannt wurde, hat die Mitgliederversammlung gezeigt, dass es bei einigen Akteuren kein Umdenken gibt. Die schwierig zu durchschauende Vernetzung Einzelner mit anderen Veranstaltungen und Institutionen im Ausland, insbesondere mit Russland, wurde bisher nicht gelöst», erklärte Hilbert. Aus diesem Grund verlasse er den Verein. «Wir sehen täglich schreckliche Bilder aus der Ukraine und kümmern uns um die Geflüchteten, die in Dresden ankommen. Ich vermisse hier eine klare Haltung innerhalb des Vereinsvorstandes.»

Die Semperoper Dresden, die den Ball nicht ausrichtet und nur die Räume vermietet, hatte sich kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine distanziert vom künstlerischen Leiter des Balls, Hans-Joachim Frey. «Die Geschäftsbeziehungen Herrn Freys in Zusammenhang mit der Organisation des Opernballs erweisen sich als kontraproduktiv und imageschädigend für die Sächsische Staatsoper», erklärte die Semperoper am 1. März. Es sei Angelegenheit des Ballvereins, sich klar gegenüber dem künstlerischen Leiter zu positionieren.

Am 4. März gab der Ballverein bekannt, Putin den Orden wieder abzuerkennen. Kriege gehörten weder in diese Zeit noch in diese Welt und erst recht nicht nach Europa, hieß es damals. «Sie können und dürfen kein Mittel sein, um Konflikte zu lösen. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine führt nicht nur zu unermesslichem Leid für viele Menschen in unserer Nachbarschaft, sondern unweigerlich auch zu einem unwiederbringlichen Verlust an Kultur und kulturellen Werten.»

Frey meldete sich am Donnerstag auf «Sächsische.de», dem Newsportal der Sächsischen Zeitung, zu Wort: «Wenn man den Krieg in der Ukraine, jetzt parallel zu einem Stellvertreterkrieg um die Rolle und Deutungshoheit der Kunst machen will, dann, denke ich, ist dies ein grundsätzlicher Fehler. Auch in diesen Zeiten muss absolut die Freiheit der Kunst gelten.» Frey sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, er werde zu einem späteren Zeitpunkt Stellung nehmen.

 

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