Wie die Universität Mozarteum Salzburg am Freitag bekannt gab, ist ihr ehemaliger Professorenkollege Alfons Kontarsky am 5. Mai 2010 in seinem 77. Lebensjahr verstorben. Kontarsky war eine außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit, die dem Musikleben entscheidende Impulse, ganz besonders auf dem Gebiet der Neuen Musik, verlieh.
Gemeinsam mit seinem Bruder Aloys bildete er ein Klavierduo, das – als Sieger des ARD Wettbewerbes 1955 – über Jahrzehnte den Maßstab in dieser künstlerischen Disziplin setzte. An der Universität Mozarteum und im Rahmen ihrer Internationalen Sommerakademie lehrte er von 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 Klavier und Klavierkammermusik.
Für seine Verdienste wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. Als einer der gefragtesten Pianisten und Klavierpädagogen hat Alfons Kontarsky eine enorme Zahl von Werken zeitgenössischer Komponisten wie Zimmermann und Stockhausen uraufgeführt und aufgenommen bzw. eine Vielzahl von internationalen Meisterkursen für Neue Musik abgehalten. Große Begeisterung brachten auch seine zahlreichen solistischen Auftritte und Tonaufnahmen bei Musikaphon, Emi- Elektrola und Deutsche Grammophon. Alfons Kontarsky war Vizepräsident der Musikhochschule München sowie Mitglied der „Bayerischen Akademie der Schönen Künste“ und des „Deutschen Musikrats“.
Zitat aus „Die Welt“ (Klaus Geitel, 8.10.2002): „In der Welt des Neuen, des Kniffligen, Unerprobten, Riskanten war er mit allen zehn Pianistenfingern kenntnisreich und einsatzfreudig zu Haus. Manchmal meinte man, er wolle vielleicht im Alleingang der Moderne auf die Sprünge zur Anerkennung verhelfen. Denn in seinem Repertoire gab es kein herkömmliches Klaviergeglitzer und keine akustische Augenwischerei. Es ging gar nicht anders: Kontarsky hatte stets nicht einzig vor dem Fachpublikum zu bestehen, das es überdies bei der Stange des Neuen zu halten galt, sondern, schwerer noch, vor den zwangsläufig notorischen Besserwissern: den Komponisten. Alfons Kontarsky war ihnen mit Leib und Seele zu Diensten. Einer seiner Lehrer, in Hamburg, war noch der große Eduard Erdmann gewesen. Später fand sich Kontarsky selber in der unentbehrlichen Aufklärerrolle. Mit seinen ,Studien zum Spielen neuer Musik für Klavier’ stieß er einer ganzen Generation die Tore in die musikalischen Zukunft auf.“