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«Odyssee» und «Käpt'n Bone» - Festspielhaus erweitert Kinderangebot. Foto: Festspielhaus Baden-Baden
Alter Stoff ganz neu - Faust-Oper «Mefistofele» in Baden-Baden. Foto: Festspielhaus
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Alter Stoff ganz neu - Faust-Oper «Mefistofele» in Baden-Baden

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Baden-Baden - Arrigo Boitos «Mefistofele» steht für einen der größten Flops der italienischen Operngeschichte. Die Uraufführung der ersten Fassung 1868 in Mailand dauerte gute sechs Stunden und endete im Tumult. Doch der Komponist (1842-1918) gab nicht auf - und präsentierte Jahre später eine auf zweieinhalb Stunden verschlankte Version. Im Baden-Badener Festspielhaus feierte die Oper nun eine umjubelte Premiere - mit Bariton Erwin Schrott als Mephisto und dem Tenor Charles Castronovo als Faust.

Vor einer glitzernden Wand aus Hunderten Silberschnüren scharte sich am Freitagabend ein riesiger Chor. Kostümbildnerin Gesine Völlm schuf dazu eine Fülle von individuellen Roben, Perücken und Masken, insgesamt rund 500.

Die legendäre Besetzung stammt aus dem Jahr 1901: Arturo Toscanini inszenierte und dirigierte «Mefistofele» an der Mailänder Scala mit Fjodor Schaljapin in der Titelrolle und Enrico Caruso als Faust. Ihre Nachfolger Erwin Schrott und Charles Castronovo schlugen sich in Baden-Baden aber mehr als achtbar - und erfüllten Goethes Figuren mit Leben und Dramatik.

Die beiden weiblichen Hauptrollen Margherita (Gretchen) und Elena (Helena) sind mit Alex Penda und Angel Joy Blue gleichwertig besetzt. Der Philharmonia Chor Wien und der Karlsruher Cantus Juvenum bewältigten den höchst anspruchsvollen Chorpart mit Bravour.

Regisseur Philipp Himmelmann inszenierte die teuflische Geschichte mit Liebe zum Detail und Sinn für die überwältigenden Massenszenen. Das Bühnenbild (Johannes Leiacker) beschränkte sich auf einen riesigen, begehbaren Totenschädel, der von Bernd Purkrabek und Martin Eidenberger mit Video-Projektionen wirkungsvoll in immer neues Licht getaucht wurde. Eine Klasse für sich waren die Münchner Philharmoniker unter Stefan Soltesz. Die Musiker wurden ihrem Ruf als Spitzenorchester mehr als gerecht. Boito setzte unter anderem mit Schlagwerk, Glockenspiel und Kirchenglocken effektvolle Akzente.

Mit der Premiere der Faustoper «Mefistofele» starteten die Pfingstfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden. Den Schlusspunkt des Festivals setzt am 20. Mai noch einmal der Bariton Erwin Schrott: Der gebürtige Uruguayer lädt zusammen mit dem Rojotango Ensemble zu einer Tango-Nacht. Insgesamt bieten die Pfingstfestspiele neun Konzerte und Opernaufführungen.

 

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