Frankfurt am Main - Starke Konkurrenz und ein darbender Fachhandel machen der Musikmesse Frankfurt das Leben schwer. Mit neuen Angeboten und Inhalten versuchen die Messemacher, neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Eine Fachmesse ist immer auch ein Spiegel der Branche. Im Falle der Musikmesse Frankfurt und der Schwestermesse Prolight + Sound zeigt sich ein etwas lädiertes Gesicht - zumindest was den Musikfachhandel betrifft.
In den vergangenen zehn Jahren haben über ein Fünftel aller Fachhändler das Handtuch geworfen. Das Statistische Bundesamt zählte 2015 noch 1809 Geschäfte. Über zwei Drittel dieser Läden versuchen mit einem Jahresumsatz von 50 000 bis maximal 250 000 Euro zu überleben. Kein leichtes Spiel. Schließlich erwirtschaftet das Gros aller Musikhändler zusammen nur rund zehn Prozent des gesamten Branchenumsatzes von etwa 1,2 Milliarden Euro. Wie weit die Schere im Musikfachhandel auseinanderklafft, zeigt sich auch daran, dass lediglich acht Händler fast die Hälfte des gesamten Umsatzes machen.
Vom Internetpreiskampf und mageren Margen zermürbt, sparten sich zuletzt viele Händler Anreise und Ticket für den Besuch der Musikmesse. Ein Fehler, wie der Präsident des Gesamtverbandes Deutscher Musikfachgeschäfte, Arthur Knopp, meint: «Nach wie vor gilt: Die Musikmesse Frankfurt ist die einzige, größte und beste Möglichkeit, die Vielfalt unserer Musikbranche immer wieder neu zu entdecken.» Hier habe man konzentriert alle Informationen, alle wichtigen Lieferanten und das gesamte Angebot im Überblick. Und: «Das persönliche Gespräch mit Ausstellern, Inhabern und Kollegen sollte in so einer kleinen Branche nach wie vor wichtig sein.»
Wenn jetzt die Pforten für das Messeduo öffnen, dürfte der Puls bei den Messemachern um einige Beats per Minute hochgehen. Da zeigt es sich, ob die einjährige Planung greift, ob Veränderungen fruchten. In der Chefetage des Frankfurter Messeturms gibt man sich natürlich optimistisch: «Nirgendwo sonst in Europa treffen Unternehmen der Musikinstrumenten-Branche auf eine annähernd hohe Anzahl an internationalen Fachhändlern, Profis der Musikbranche, Musiklehrer sowie Musikern», sagt der Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Detlef Braun. Und dass es einen europäischen Gegenpol zu der starken, im kalifornischen Anaheim veranstalteten Fachmesse NAMM-Show braucht, darüber sind sich die meisten Branchenvertreter einig.
Insgesamt stellen auf dem Frankfurter Messe-Duo 1803 Unternehmen aus 56 Ländern ihre neuen Schlagzeuge, Gitarren, Keyboards sowie Neuheiten aus dem Bühnen- und Studio-Bereich vor - was in etwa dem Vorjahres-Ergebnis entspricht. Bei genauer Betrachtung der Teilnehmerliste fällt allerdings auf, dass einige klangvolle Namen erneut fehlen: Marken wie die wirtschaftlich schwer angeschlagene amerikanische Kult-Gitarrenfirma Gibson etwa, der japanische Schlagzeughersteller Tama oder der Spezialist für elektronische Instrumente und Studiotechnik, Roland.
Diese Lücken sollen neue Messe-Elemente füllen. Beispielsweise kontert man das Ausbleiben großer Gitarrenmarken mit dem Sonderareal «The World of Vintage Guitars». Im Mittelpunkt steht die von Thomas Weilbier, Chef vom «No.1 Guitar Center» Hamburg, kuratierte Ausstellung «Fender by Leo Fender: The Evolution of Fender's Electric Guitars 1950-1964», sowie viele rare, von Musikgrößen gespielte Instrumente aus dem Fender Custom Shop.
Eine zentrale Rolle kommt dem Unterhaltungsprogramm zu. In diesem Jahr verantwortet das rund 60 Konzerte zählende «Musikmesse-Festival» erstmals Wolfgang Weyand, ein ausgewiesener Musik- und Entertainment-Profi. Sein Ziel ist es, dass Musikmesse und Prolight + Sound «emotionaler» werden - mit Live-Bühnen auf dem Messegelände, in den Messehallen und in zahlreichen Frankfurter Clubs. Ein Konzept, das zwar vom ursprünglichen Gedanken der reinen Fachmesse abweicht, das aber mit Konzerten von Show-Größen wie Gino Vannelli, Dionne Warwick, En Vogue und Albert Hammond aufgehen könnte.
- Musikmesse Frankfurt vom 11.4. bis 14.4.
- Prolight + Sound vom 10.4. bis 13.4.