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Papier bleibt Papier - Das Buch behauptet sich gegen digitale Medien - Kein gesonderter E-Media-Bereich auf der Buchmesse mehr
Frankfurt/Main (ddp). Papier ist bekanntlich geduldig und hat daher den ersten Ansturm elektronischer Produkte im Buchsegment fast schadlos überstanden. Eine Umfrage bei den Mitgliedsverlagen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels im Vorfeld der Buchmesse hat ergeben: Im Bereich des elektronischen Publizierens herrscht mittlerweile «konstruktive Nüchternheit statt uneingeschränkter Euphorie». Digitale Medien werden das klassische Buch auch in Zukunft nicht ersetzen können, sagen 90 Prozent der Verlage.Noch vor drei Jahren kündigte der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren im Börsenverein (AKEP) so genannte E-Books als den großen Renner auf der Buchmesse an. Die elektronischen Lesegeräte seien kleiner und handlicher als dicke Wälzer und hätten auch beim Schmökern ein großes Wachstumspotenzial.
In diesem Jahr muss AKEP zurückrudern. Auf der Buchmesse 2003 haben elektronische Produkte keine eigene Ausstellungsfläche mehr. «Natürlich waren wir etwas blauäugig», gesteht AKEP-Sprecher Arnoud de Kemp. E-Books sehen die Verlage der Umfrage zu Folge mittlerweile als Bereich mit den geringsten Zukunftschancen.
Die größten Wachstumschancen haben der Internet-Buchhandel und das so genannte E-Learning. Hierbei reicht das auf der Buchmesse präsentierte Angebot von einfachen Kursen im Business English bis zum selbstständigen Lernen mit digitalen Medien im virtuellen Klassenzimmer.
Doch um solche Angebote und weitere technische Errungenschaften im E-Media-Bereich an den Kunden zu bringen, braucht es geschultes Personal. «Multi-Device Publishing», «Content Syndication» oder «Digitale Workflows sind Ableger des elektronischen Publizierens, die weder Kunde noch Verlagsfachmann begeistert oder durchschaut.
»Es herrscht ein großes Bedürfnis an Qualifizierungsmaßnahmen und Nachholbedarf in den Verlagen«, sagt AKEP-Mitglied Sigrid Lesch. Auch wenn die Weiterbildungsmaßnahmen den technischen Neuerungen permanent hinterher hinken, sei die Schulung für Verlagspersonal wichtig, um bei neuen Technologien »die Spreu vom Weizen zu trennen.« Die Frage müsse sein: »Was taugt für den Kunden ?«, sagt Lesch. Die Verlage hätten erkannt, dass viele Neuerungen für den Kunden gar nicht nutzbar gemacht werden können. Und die Fachfrau für elektronisches Publizieren gesteht: »Wir können mit der Technik teilweise Probleme lösen, die gar keiner hat."
Oliver Teutsch