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Museumsentwurf. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Herzog & de Meuron
Museumsentwurf. Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Herzog & de Meuron
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Herzog & de Meuron feilen für Berlin - «Scheune» wird teurer

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Berlin - Sie haben die Elbphilharmonie gebaut, das Olympiastadion in Peking und die Allianz Arena in München. Für Berlin haben Herzog & de Meuron ihren Museumsentwurf nochmal neu auf den Prüfstand gestellt. Gestern stellten ein Modell vor, das kleiner, offener und deutlich transparenter ist als ihr erster Wurf.

 «Wie konnte aus einer Schachtel mit Dach ein Museum entstehen?» Mit diesen Worten reagierte Nationalgalerie-Direktor Udo Kittelmann am Dienstag auf den überarbeiteten Entwurf für das Museum der Moderne in Berlin. Die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron stellten ein Modell vor, das kleiner, offener und deutlich transparenter ist als ihr erster Wurf. Mancher Kritiker der viel verspotteten «Scheune» dürfte sich vielleicht doch noch mit dem Projekt anfreunden.

Wermutstropfen: Die Baukosten von ursprünglich 200 Millionen Euro dürften bei weitem nicht ausreichen. «Wir werden auf jeden Fall deutlich höhere Mittel in den Haushalt einstellen müssen», kündigte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) an. Seriöse Zahlen könne man allerdings erst im Sommer 2019 nennen, wenn die Entwurfsplanung abgeschlossen sei. Einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung», die Summe von 400 Millionen Euro sei inzwischen ein «offenes Geheimnis», kommentierte sie nicht.

Das Museum in der Nähe des Potsdamer Platzes soll die hochkarätige Berliner Sammlung von Kunst des 20. Jahrhunderts zeigen. Es liegt zwischen den beiden Architekturikonen der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe und der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun. Grütters nannte den überarbeiteten Entwurf herausragend: «Er hat das Potenzial, den umgebenden Solitären auf Augenhöhe zu begegnen.»

Das Starduo Herzog & de Meuron, auch für die Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich, war mit seinen 2016 im Wettbewerb siegreichen Plänen in der Berliner Öffentlichkeit auf teils harsche Kritik gestoßen. Von einem «Bierzelt», einem «Reitstall» oder einem «neuen Aldi» war die Rede.

Inzwischen wurde die Grundfläche um 15 Prozent reduziert. Der Bau rückt deutlich weiter von der benachbarten Matthäus-Kirche ab und nimmt viele der historischen Stilelemente in moderner Weise auf. Die eher einförmigen Backstein-Fassaden sind durch riesige Hangar-Tore unterbrochen, mit denen sich das Haus in die Umgebung hinaus öffnen lässt. Die Nordseite ist durchgehend verglast und empfängt den Besucher mit einer großen Freitreppe. Nachts soll der Bau durch die durchbrochene Backsteinfassade von innen heraus leuchten.

«Es soll ein Ort der Begegnung der Menschen mit der Kunst werden», sagte Architekt Pierre de Meuron. Geblieben sind deshalb die zwei Flaniermeilen, auf denen Besucher das auf mehreren Ebenen offen gegliederte Haus von Nord nach Süd und von Ost nach West durchstreifen können, ohne gleich ein Ticket zu lösen. Die hundert Jahre alte Platane bekommt einen eigenen Hofraum als «Haus».

Um trotz der kleineren Außenmaße die gewünschten 9000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zu erhalten, muss nun die Baugrube vertieft werden. Das ist, neben den explodierenden Preisen im Baugewerbe, einer der Gründe für die Verteuerung.

«Der Bauherr ist die Kunst», sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Nationalgalerie gehört. Der erste Spatenstich solle Ende 2019 erfolgen, Mitte der 2020er Jahre könne das Haus dann hoffentlich öffnen. Ursprünglich war die Fertigstellung schon für 2021 geplant.

Am Abend wollten die Verantwortlichen die aktuellen Planungen auch bei einer öffentlichen Veranstaltung in der benachbarten St.-Matthäi-Kirche vorstellen. Ab November sind die Modelle in einer kleinen Ausstellung im Foyer des Kulturforums zu sehen.

 

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