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Insolvenz der deutschen Stella-Musicals

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Zwei Jahre nach ihrer Rettung müssen die Musicals der Stella-Gruppe erneut ein Insolvenzverfahren durchstehen. Der Kartenverkauf für die Stella-Musicals sei im März eingebrochen, teilte die Stella-Muttergesellschaft Deutsche Entertainment AG (DEAG) am Dienstag in Berlin mit.

orf - Diese Entwicklung setze sich im April fort. Damit sei bei der Musical-Gesellschaft Broadway Musical Management GmbH (BMM) ein zweistelliger Millionenverlust zu befürchten und die Banken hätten kein weiteres Geld zur Verfügung gestellt.
Der Spielbetrieb für die sechs Musicals geht unverändert weiter. Mit der Insolvenz werde BMM den Geschäftsbetrieb sanieren, heißt es in einer Stella-Mitteilung. Der Stella-Vorstand trat komplett zurück und wurde durch Hans-Martin Buhlmann aus dem Aufsichtsrat ersetzt. Gleichzeitig trennte sich die DEAG von ihren Stella-Anteilen. Die Dachgesellschaft Stella Entertainment und die Stella Musical Reisen GmbH haben keinen Insolvenzantrag gestellt. Als vorläufige Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht die Rechtanwälte Hinnerk-Joachim Müller für die BMM und Reinhardt Titz für deren Tochtergesellschaften.

Die wechselhafte Stella-Geschichte hat damit einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nach der Insolvenz vor zwei Jahren war der Berliner Unternehmer Peter Schwenkow mit seiner DEAG die Hoffnung für den angeschlagenen Musical-Konzern, der nur dank harter Sanierungsarbeit an der endgültigen Pleite vorbeigeschrammt war. "

Die tieferen Ursachen der erneuten Krise blieben zunächst unklar. Nach Einschätzungen aus der Branche liefen die Stuttgarter Stella- Musicals recht gut, nicht aber die Berliner Produktionen und die Hamburger "Mozart"-Inszenierung. Auch das Konzept, im Hamburger Operettenhaus kurzfristige Produktionen zu zeigen, ging nicht auf. Der Markt insgesamt habe keinen Einbruch zu verzeichnen, sagte Stella-Konkurrent Maik Klokow von der Stage Holding, deren "König der Löwen" in Hamburg Triumphe feiert. Letztlich seien selbst verschuldete Management-Fehler für das Scheitern verantwortlich; der abgelösten Stella-Führung habe es an Theater-Verständnis gefehlt.

Stella hält mit ihren sechs Musicals gegenwärtig einen Anteil von rund 45 Prozent am deutschen Musical-Markt. Für den Musical-Experten Wolfgang Jansen von der Gesellschaft für unterhaltende Bühnenkunst ist das Genre keineswegs am Ende. "Das Interesse des Publikums an Musicals ist in ganz Deutschland nach wie vor groß", sagte er der dpa in Hamburg. Es mangele jedoch an eigenem Komponisten-Nachwuchs und Stücken, die speziell für ein deutsches Publikum gedacht seien.

Die Zukunft der Musicals und der 1500 Stella-Arbeitnehmer liegt nun in den Händen der vorläufigen Insolvenzverwalter, auch wenn Stella die Insolvenz in Eigenverwaltung abwickeln will. Denkbar ist eine Auffanglösung ebenso wie die Aufteilung des Unternehmens. Die Stage Holding hat bereits Interesse angemeldet und wird wohl zumindest das Hamburger Operettenhaus übernehmen, an dem sie bereits mit 50 Prozent beteiligt ist. dpa gi yyno rom

Der Berliner Konzert- und Tourneeveranstalter Deutsche Enterainment AG (Deag) ist nach den Turbulenzen um die Musical-Tochter Stella an der Börse erneut erheblich unter Druck geraten. Nach einem Wertverlust um mehr als 70 Prozent seit Februar verlor Deag am Dienstag erneut mehr als acht Prozent. Die Papiere notierten gegen Mittag bei nur noch zwei Euro. Damit ist das Unternehmen, das seit einiger Zeit hinter dem Kursrutsch eine feindliche Übernahme vermutet, nur noch 19 Mill. Euro wert. Im Februar kosteten die Aktien noch mehr als neun Euro.