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Jeremy Northam über «Gosford Park» und die Zusammenarbeit mit Robert Altman

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Berlin (ddp). Jeremy Northam ist abonniert auf Historienfilme - vor allem dann, wenn es gilt, besonders britische Charaktere zu besetzen.

In Robert Altmans Gosford Park verkörpert der 40-jährige Brite einen Star der 20er und 30er Jahre, der tatsächlich gelebt hat: den Schauspieler und Sänger Ivor Novello. Am Rande der Berlinale sprach ddp-Korrespondent Martin Groll mit Northam über seine Rolle und die Zusammenarbeit mit Altman, der am Sonntag Abend den Goldenen Ehrenbären erhält.
ddp: Auf Gosford Park unterhalten Sie die feine Gesellschaft mit Musik und Gesang, doch nur die Dienerschaft und einige Damen wissen ihre Kunst zu schätzen. Was wissen Sie über Ivor Novello?
Northam: Also, ich bin in Wahrheit ein miserabler Pianist (lacht). Die Klavierpassagen hat mein Bruder eingespielt, der Gesang stammt von mir. Ivor Novello zählt in England überraschenderweise zu den drei populärsten Personen der Zeitgeschichte, neben Winston Churchill und Lady Diana. Die Frauen haben ihn vergöttert, obwohl er bekanntlich schwul war - und das zu einer Zeit, als es illegal war. Aber man hat nicht viel Aufhebens darum gemacht. Wie alle Figuren in «Gosford Park» hat auch Novello eine ganz spezielle Funktion: Als Künstler steht er als einziger zwischen den Klassen, er ist ein Sonderling. Eine sehr sympathische Persönlichkeit, vollkommen mit sich im Reinen - und um ihn herum all diese schrecklichen Menschen.
ddp: Sie spielen häufig sehr «britische» Charaktere, in diesem Fall in einem sehr britischen Film.
Northam (zieht die Augenbrauen hoch): Aber fragen Sie mich nicht, wie ich «britisch» definieren soll. Für mich ist es vor allem die Sprache, die den Unterschied macht. Vor allem, wenn man, wie ich, hauptsächlich in den USA arbeitet.
ddp: Wie war die Zusammenarbeit mit Robert Altman?
Northam: Oh, Robert ist ein wenig patriarchalisch. Jeder am Set soll sich als Teil einer großen Familie fühlen. Das klingt wie ein Klischee, aber Robert nimmt sich beim Mittagessen wirklich Zeit, um mit jedem ins Gespräch zu kommen. Es war eine wundervolle Erfahrung, mit einem so großartigen Menschen zusammen zu arbeiten. So eine Chance wird sich mir so schnell nicht mehr bieten.
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