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Prof. Dr. Hans-Günther Bastian stellt das Ergebnis seiner sechsjährigen Studie in der Krötensee-Aula vor
Sulzbach-Rosenberg. (wsp) Wer will das nicht? Das eigene Kind ist beliebt, es ist sozial kompetent, es kann aus Erfahrung lernen, es kann in Zusammenhängen denken, es kann alltägliche Situationen richtig erfassen und beurteilen. Das Kind ist intelligent, kreativ und fühlt sich weniger ängstlich. Wie geht das? Mit Musik!
Über mehr als eineinhalb Jahre im voraus ist der Professor ausgebucht. Trotzdem schaffte es Wolfgang Niebling, Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule, ihn zu einem Vortrags- und Diskussionsabend in die Aula der Krötensee-Hauptschule zu verpflichten. Am Donnerstag, 28. Februar, ab 18 Uhr belegt Bastian warum er zu dem Ergebnis kam: "Kinder brauchen Musik wie die Luft zum Atmen".
Im Jahr 2000 veröffentlichte der Professor seine Studie, die in Fachkreisen außerordentliche Resonanz fand. Das hessische Kultusministerium änderte nach dieser Studie gar die Unterrichts-Rahmenbedingungen. Der Vortragsabend ist also "eine einmalige Gelegenheit", verspricht Niebling und lädt alle ein, denen das Wohl der Kinder und ihr schulischer Erfolg am Herzen liegt (Pisa-Studie).
Die Untersuchung wurde zwischen 1992 und 1998 bei einer sechsjährigen Langzeitstudie an Berliner Grundschulen mit musikbetonten Zügen (zweistündiger Musikunterricht und Erlernen eines Instrumentes und Musizieren im Ensemble) und an zwei Vergleichsschulen (konventioneller einstündiger Musikunterricht) erstellt.
Wichtige Ergebnisse der 600 Seiten umfassenden Studie sind: Nachdem ein Kind ein Instrument erlernt und mit anderen musiziert, ist der Anteil derer, die den anderen Kindern über die gesamte Grundschulzeit sympathisch sind meist doppelt so hoch als bei denen, die nicht musizieren.
Daraus folgt: Erweiterte Musikerziehung ist "eine" soziale Chance in der Prophylaxe von Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. "Setzen wir gegen die physische Gewalt die psychische Macht der Musik."
Bereits bei Sechsjährigen stellt Bastian einen stetig steigenden Zusammenhang zwischen musikalischer Begabung und Intelligenz fest. "Mit höherem Musikalitäts-Score steigt auch der IQ-Wert. Nach vier Jahren "erweiterter" Musikerziehung kommt es zu einem bemerkenswerten IQ-Zugewinn bei Kindern aus musikbetonten Grundschulen (IQ-Mittelwert 111). "Daraus folgt: Bildungspolitik mit Musik(erziehung) in unseren Schulen ist die beste Sozialpolitik!"
Kinder der musikbetonten Grundschulen schneiden in allen musikalischen Begabungs-, Leistungs- und Kreativitätstests besser ab als andere.
"Musikbetonung bedeutet an Berliner Grundschulen für alle Schüler zusätzliche Zeitinvestitionen bis in die Nachmittagsstunden. Ein geradezu sensationelles und für Eltern wichtiges Ergebnis: Der erhebliche Zeitaufwand geht ganz eindeutig nicht zu Lasten der allgemeinen schulischen Leistungen.
Musikerziehung fördert neben der Freude an der Musik und der eigenen musikalischen Begabung wichtige Persönlichkeitsmerkmale: Teamfähigkeit, Gewissenhaftigkeit, emotionale Stabilität und Intelligenz."
Der Neue Tag http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/0,2123,32793-1-167_0_0,00.html