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Opa hat 'ne Band - Erstmals gibt es in Bayern ein Rock-Festival nur für Rentner-Bands

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Alteglofsheim - Mit vier Bands feiert ein speziell auf Altrocker ausgelegtes Festival am Dienstag (2. Oktober, 19.30 Uhr) im Schloss Alteglofsheim Premiere. Es ist das erste Festival in Bayern, bei dem nur Musiker im Rentenalter auftreten. "Der eine hat 40 Jahre keine Gitarre in der Hand gehabt, der andere hat erst als Rentner damit begonnen, sein Instrument zu erlernen", sagte der Initiator des Projekts und Leiter der Bayerischen Musikakademie, Bernd Schweinar, der Nachrichtenagentur dapd.

Was die Rolling Stones können, das können Bayerns Rentner auch: In der Musikakademie Schloss Alteglofsheim bei Regensburg treten am Dienstag erstmals im Freistaat bei einem Rockfestival ausschließlich Senioren-Bands auf. Vier Gruppen werden dort spielen, alle Formationen wurden erst vor wenigen Monaten gegründet. Die Mitglieder der Bands sind zwischen 50 und 75 Jahre alt.

"Das ist etwas für Rentner, die zuhause ihren Frauen ausgeliefert sind", sagt der Bandleader von "Silvertone Xperience", Peter Winkelmann, lachend. Der 63-jährige Landshuter Marketingprofessor steht zwar selbst noch zwei Jahre vor seinem Ruhestand, die Idee der Altherren-Band hat ihn aber sofort begeistert. Das Projekt führe Menschen zusammen, die sich für Musik begeisterten und alte Lieder wieder aufgreifen wollten. "Das ist Lebensqualität und macht viel Freude", erzählt er. Seine siebenköpfige Combo wird am Dienstag Songs unter dem Motto "Tagraum" spielen. Mit dabei sind Eigenkompositionen von Winkelmann oder auch der Song "Daydream" von The Lovin' Spoonful.

Die Idee für das Rentner-Rock-Festival kam von Bernd Schweinar, Leiter der Bayerischen Musikakademie in Alteglofsheim und seit Jahrzehnten als Netzwerker in der bayerischen Rockszene unterwegs. Im vergangenen Jahr startete er seinen Aufruf an interessierte Senioren. "Und die Resonanz war riesig", berichtet Schweinar.

Aus den Bewerbern wurden schließlich vier Ensembles gebildet. Im März begannen die ersten Proben. Der Auftritt beim "Rentner-Rock-Festival" wird für alle Bands die Bühnenpremiere. Dabei könnten die Voraussetzungen bei den Rock-Opas unterschiedlicher kaum sein. "Der eine hat 40 Jahre keine Gitarre in der Hand gehabt, der andere hat erst als Rentner damit begonnen, sein Instrument zu erlernen", berichtet Schweinar.

Früher Wirtschaftsweiser, jetzt Bandleader
Der 66-jährige Franz Artmann spielt mit Unterbrechungen seit 50 Jahren Gitarre. Er freue sich sehr auf seinen ersten Auftritt mit seiner Gruppe "Bones Trader", sagt er. Nachdem er den Aufruf der Musikakademie gesehen habe, habe er sich sofort angemeldet. Bei dem Festival werde seine Band vor allem Stücke aus den 1960er Jahren interpretieren - unter anderem von den Rolling Stones und den Beatles.

Einer der Initiatoren der Rentner-Offensive ist der emeritierte Regensburger Wirtschaftsprofessor Wolfgang Wiegard. Der Volkswirt beriet viele Jahre als Mitglied des Sachverständigenrates die Bundesregierung. Kurz bevor er 2011 in den Ruhestand ging, erinnerte er sich an seine frühere Leidenschaft für Rockmusik. Beim Rentner-Rockfestival in Alteglofsheim wird der frühere Wirtschaftsweise mit seiner Formation "Gray Earls Music Ltd." auftreten.

Rock 'n' Roll querbeet - von Elvis Presley bis zu einem Bill-Haley-Medley - werde seine Band spielen, kündigt Wiegard an, der nach rund vier Jahrzehnten Pause die Rhythmusgitarre wieder für sich entdeckt hat. "Es funktioniert besser, als ich gedacht habe", sagt der 66-Jährige über seine Instrumentalkünste. Aber die anderen Bandmitglieder würden ihm auch sehr helfen.

Hoffen auf Nachahmer
Für Akademie-Chef Schweinar ist es nicht verwunderlich, dass gerade jetzt ein solches Festival zustande kommt. "Es ist die Generation der Rock 'n' Roller, die jetzt ins Rentenalter kommt", sagt er. Diese Menschen würden ihren Musikgeschmack nicht ändern, nur weil sie älter würden.

Wo sich also früher Senioren im Liederkranz oder im Kirchenchor engagierten, ist künftig die Rockband gefragt? "So ist es", antwortet Schweinar auf die Frage. "Warum sollte ein Altenheim in Zukunft nicht einen Probenraum für Bands einrichten?"

Das Festival in Alteglofsheim könnte Schweinar zufolge eine Initialwirkung haben. "Ich hoffe, dass wir unseren Bands ein paar weitere Auftritte vermittlen können." Und er hofft auf Nachahmer, damit es künftig häufiger solche Festivals gibt.

 

 

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