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Primus inter pares: Bruno Jonas wird 50

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Der Kabarettist Bruno Jonas feiert am 3. Dezember seinen 50. Geburtstag. Sein schärfster Kritiker ist er selbst. Und er ist sich, seiner Person, seinem Dialekt und seiner Art zu spielen immer treu geblieben.

München (ddp). Offenbar ist dies so ziemlich das Schlimmste, was einem erfolgsverwöhnten Kabarettisten wie Bruno Jonas im Berufsleben passieren kann: Das Publikum in der ausverkauften Fürther Stadthalle wird schon ungeduldig, doch der verflixte Aufzug, der den Star des Abends zum Hintereingang der Bühne bringen soll, will sich einfach nicht in Bewegung setzen. «Was moch i\'n jetz?», fragt verzweifelt der Protagonist und tritt, nach einer hilfreichen Antwort Ausschau haltend, aus dem Lift. Mit einem Surren schließt sich die Aufzugtür und das Ding fährt ohne Jonas ab. Der kurze Anflug von Verzweiflung in seinem Gesicht verschwindet, er schmunzelt: «Jo mei, dann geh i einfach z\'Fuaß.»

Vielleicht ist das die Gelassenheit nach tausenden von Bühnen- und zahlreichen TV-Auftritten; oder es ist schlicht die Ruhe, die mit dem Alter kommt, denn Bruno Jonas feiert am 3. Dezember 50. Geburtstag. Was ein Mann von 50 Jahren in seinem Leben gemacht haben muss? «Des woaß i ned», sagt er gegen Mitternacht nach dem Auftritt in Fürth. Und obwohl den Fragenden diese Antwort fast weise vorkommt, entschuldigt sich der Befragte: «Ich bin etwas ausgezehrt.» Es ist spät und Jonas tourt seit Wochen durch die Republik. Man hat Verständnis, wundert sich dann aber doch, dass er am nächsten Tag nochmal anruft um nachzufragen, was er denn auf diese Frage antworten könnte.
Bruno Jonas, der zu Hause im Münchner Stadtteil Haidhausen von Tochter Franziska und Sohn Michael bisweilen für seine öffentlichen Darbietungen gescholten wird und darauf auch hört, sagt von sich: «Mein schärfster Kritiker bin ich selbst.» Das ist ein gesundes Maß an Selbstreflexion bei einem, über den die «Süddeutsche Zeitung» bereits 1995 schrieb: «Er ist der Primus inter pares unter Deutschlands Solokabarettisten. Und wichtiger noch: Er ist dabei sich, seiner Person, seinem Dialekt, seiner Art zu spielen treu geblieben.»

Jonas hat zwei Heimaten: Die niederbayerische Stadt Passau und das Kabarett. Passau, gerne als Dreieinigkeit von Partei, Kirche und Monopolpresse beschrieben, und das Kabarett, das gemeinhin als Kleinkunstbühne zur Darbietung von Sketchen, Chansons und Tänzen definiert wird - ein umtriebiger Kreativer wie Bruno Jonas kann in solch klar umrissenen Enge nicht lange verweilen.
Er hat Passau verlassen, wo er mit dem Kollegen Sigi Zimmerschied 1975 das Kabarett «Die Verhonepeapler» gründete und wo der erste Auftritt den beiden Künstlern eine Beschwerde des Bischofs samt eines Veranstaltungsverbots wegen «Religionsbeschimpfung» eintrug. Und er hat sich neben der Kleinkunstbühne mit ihrem doch recht begrenzten Mitteln schnell andere Felder der Mitteilung erschlossen. Rasch machte sich Jonas die Vorzüge des Massenmediums Fernsehen zu eigen, bekam durch Radio Bremen mit «Jonas Checkup» eine eigene Kabarett-Show.

Jonas schrieb mehrere Bücher, trat in TV-Serien auf und ist seit Jahren neben Dieter Hildebrandt in der ARD Anchorman im «Scheibenwischer». Alles sehr erfolgreich - doch der Scheibenwischer wird bald vom Bildschirm verschwinden. Jonas sieht das ? rein äußerlich zumindest - gelassen. Doch ein Stachel sitzt der niederbayerischen Frohnatur dennoch tief im Fleisch. Sein Debüt als Filmautor und Hauptdarsteller ging ziemlich daneben. Das Publikum goutierte den Erstling «Wir Enkelkinder» nicht so, wie es sich das Künstlerherz erhofft hatte. In dem Film zeichnet Jonas den Lebensweg zweier 68er von der APO durch die Instanzen bis zur Gegenwart nach.
Nun der nächste Film. Das Drehbuch ist im Kopf des Jonas schon vorhanden, nur niederschreiben muss er es noch. Der Film soll viele komische Elemente haben, aber keine Komödie sein - nur so viel will Bruno Jonas verraten. Er ist sich sicher: «Des werd a super Fuim.»

Robert Zsolnay