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NRW hat viele Hymnen
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Schumann, «Steigerlied» und Bläck Fööss - NRW hat viele Hymnen

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Düsseldorf - Die Bayern schmettern «Gott mit Dir, du Land der Bayern» - aber was singt NRW? Nordrhein-Westfalen mit seinem Doppelnamen und Dreifachwappen hat gleich mehrere Hymnen - darunter ein Lied, bei dem sehr leicht die Tränen fließen.

Wenn es richtig feierlich wird, stimmen Bayern und Hessen mehr oder weniger inbrünstig ihre Landeshymnen an - im 75 Jahre alten Nordrhein-Westfalen müssen die Bürger dagegen erst mal schwer nachdenken und zwischen mehreren Angeboten wählen. «Die eine Hymne für Nordrhein-Westfalen, so wie für Deutschland die Nationalhymne, gibt es nicht», erklärt ein Sprecher der Staatskanzlei. «Die Vielfalt unseres Landes spiegelt sich auch in seiner Musik wider.»

Als «inoffizielle» Hymne könnte noch am ehesten das «Lied für NRW» gelten, an dem die Kölner Kultband Bläck Fööss beteiligt war und das der WDR dem Land zum 60. Geburtstag 2006 geschenkt hatte. Das Lied betont die Gemeinsamkeit aller NRW-Regionen - es sollte nach dem Willen des damaligen WDR-Intendanten Fritz Pleitgen dem Eindruck des ungeliebten «Bindestrichlandes» NRW entgegentreten. Da alle Regionen aufgezählt werden - von Rhein, Ruhr, Westfalen bis Sieg, Ems und Lipperland - ist aus dem Song allerdings nicht gerade eine Gassenhauer mit Stammtischqualität geworden.

Als Hymnensieger der Herzen bietet sich dagegen immer wieder das bewährte «Steigerlied» an. Simple, trotzdem ergreifende Melodie, dazu ein Text, der das harte Leben im Bergbau besingt und auch Büromenschen anrührt. Kinder im Ruhrgebiet sind begeistert, wenn ihre Eltern plötzlich vor vielen fremden Leuten die Strophe mitsingen «denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht/und saufen Schnaps».

Bei den Veranstaltungen zur Schließung der letzten deutschen Zechen in NRW rührte das Lied regelmäßig Hunderte zu Tränen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betonte beim endgültigen Abschied von der Steinkohle im Dezember 2018, dass das «Steigerlied» auch in Zukunft regelmäßig bei offiziellen Anlässen des Landes gespielt werden solle.

Ein ganz anderes Hymnenangebot kommt vom romantischen Komponisten Robert Schumann (1810-1856), der 1850 in Düsseldorf die einzige offizielle Amtsanstellung seines Lebens als Städtischer Musikdirektor annahm. Schuberts «Rheinische Sinfonie» - komponiert Ende 1850 - spiegelt nach der Meinung der Fachleute das Fließen des großen deutschen Flusses wider - und Schumanns Glück in dieser Zeit.

Doch die Geschichte hat ein böses Ende: Der Komponist litt in Düsseldorf zunehmend unter Konflikten und psychischen Problemen - im Februar 1854 unternahm er einen Selbstmordversuch ausgerechnet durch einen Sprung in den Rhein. Danach kam er für über zwei Jahre in eine Klinik in Endenich bei Bonn, wo er 1856 starb.

Ungeachtet dessen verbinden viele NRW-Bürger die Sinfonie positiv mit ihrem Land - auch weil im Fernsehen seit 1957 und fast zwei Generationen lang die Sinfonie als Erkennungsmelodie für die Nachrichtensendung «Hier und Heute» lief. Bei einigen NRW-Landesministerien erklingt das Musikstück als Pausenmelodie, während man die auf telefonische Weiterverbindung wartet.

Sowohl das «Steigerlied» als auch die «Rheinische Sinfonie» werden am Montag beim Festakt 75 Jahre Nordrhein-Westfalen zu hören sein - neben der Nationalhymne und der Europahymne, wie die Landesregierung ankündigte. Es spielt das WDR-Sinfonieorchester.

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