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Registerzüge einer Orgel
25 000 Euro für Sanierung von Kirchenorgeln. Foto: Hufner
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Wenig Nachwuchs-Organisten in Thüringen

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Regelmäßiges Spiel hält die Orgeln in Thüringens Kirchen, Kapellen und Konzerthäusern in einem guten Zustand. Das zu sichern könnte zunehmend schwieriger werden.

Konzerthäuser, Kirchen und Kapellen tun sich schwer, Spielerinnen und Spieler für ihre Orgeln zu finden. In zahlreichen Häusern steht das Instrument des Jahres 2021 unbespielt herum, denn der Nachwuchs bleibt aus. „Es gibt schon noch viele junge Menschen, die sich für die Orgel begeistern und spielen. Letztlich reicht es aber nicht“, sagte der Präsident des Thüringer Orgelsommers, Theophil Heinke, in Waltershausen.

Der Verein Thüringer Orgelsommer wurde einst in Arnstadt mit dem Ziel gegründet, die einmalige Thüringer Orgellandschaft zu retten und auf deren bedrohten Zustand aufmerksam zu machen. Mittlerweile zählt der Verein rund 130 Mitglieder.

„Die Orgeln sollten gespielt werden“, sagt Heinke. Die Königin der Instrumente brauche das regelmäßige Spiel, um fit zu bleiben. Doch es werde zunehmend schwieriger, dies zu gewährleisten.

Corona hat die Lage laut Heinke noch verschärft. In den Jahren vor der Pandemie sei es im Rahmen des Orgelsommers noch gelungen, mit Workshops Schülerinnen und Schüler für das Instrument zu gewinnen. Da das nunmehr das dritte Jahr in Folge ausbleibt, gestalte sich auch die Suche nach Organisten für Gottesdienste immer schwieriger.

Das Problem betreffe in der Regel den ländlichen Raum mehr als die Städte, sagt der Orgelreferent der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Christoph Zimmermann. Dass die meisten der rund 2000 Thüringer Instrumente in Kirchen und Kapellen stünden und die Hälfte in einem mehr schlechten als rechten Zustand ist, helfe nicht unbedingt. „Ein gutes Instrument motiviert zum Spielen. Wenn die Instrumente aber nicht in Ordnung sind, dann will sie auch keiner spielen“, sagte Zimmermann. Hinzu komme, dass die Orgel kein Instrument für Zuhause sei. „Orgeln haben das Problem, dass man zum Üben zu ihnen gehen muss; meist in eine kalte Kirche.“

Doch auch in der beheizten Landesmusikakademie in Sondershausen bleiben die Organistinnen und Organisten aus. Seit rund fünf Jahren steht das Instrument rum, wird überspitzt gesagt fast regelmäßiger gewartet als gespielt – einmal im Jahr werden die Töne „sauber gemacht“, die Lüftungen gewartet, doch wenn es hoch kommt, wird das Instrument nur zwei- bis dreimal im Jahr gespielt. „Wir haben versucht, Orgelkurse zu geben, aber das Angebot stieß nicht auf Interesse“, sagte eine Sprecherin. Wahrscheinlich werde die Orgel als Instrument ein bisschen unterschätzt und aufgrund der Kirchenmusik als ein bisschen verstaubt angesehen.

Die Orgel gilt als Königin der Instrumente und ist das tiefste und höchste sowie das lauteste und leiseste, vor allem aber das größte aller Musikinstrumente. Ihren Ursprung hat sie in Ägypten. Doch Deutschland zählt weltweit zu den wichtigsten Ländern für die Weiterentwicklung des Orgelbaus und der Orgelmusik. 2017 erklärte die Unesco den deutschen Orgelbau und das dazugehörige musikalische Repertoire zum immateriellen Weltkulturerbe.

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