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WestLB-Nachfolger Portigon verkauft Hunderte Kunstwerke und wertvolle Instrumente

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Picasso, Dalí, Macke, Instrumente von Stradivari: Wieder wird hochkarätige Kunst aus Nordrhein-Westfalen verkauft. Die WestLB-Nachfolgerin Portigon bestätigte erstmals konkrete Pläne zur Veräußerung ihrer Kunstsammlung. Der Verkauf sei alternativlos. Leidtragender wird wohl auch der Violinist Frank Peter Zimmermann sein, der seit 2002 ein Leihinstrument der WestLB-Nachfolgerin spielt.

 

Düsseldorf  - In Nordrhein-Westfalen steht ein weiterer Millionenverkauf von Kunst aus indirektem Landesbesitz bevor. Nach dem Verkauf von zwei Warhol-Bildern durch den Casino-Betreiber Westspiel bereitet nun die WestLB-Nachfolgerin Portigon die Veräußerung ihrer gesamten Kunstsammlung mit hochkarätigen Werken etwa von Picasso, Dalí oder August Macke vor. Erstmals bestätigte Portigon-Chef Kai Wilhelm Franzmeyer in der «Rheinischen Post» (Mittwoch) und im WDR, dass der Verkauf feststehe. «Es gibt zum Verkauf der Portigon-Kunstsammlung keine Alternative», sagte er. Auch Kaufinteressenten gebe es bereits. 

Portigon stehe nicht unter Zeitdruck. In einer «Übergangszeit» von ein bis zwei Jahren will das Unternehmen NRW-Museen Teile der Sammlung für Ausstellungen anbieten. Später werde die Kunst vermutlich auf Auktionen verkauft. Zu der rund 400 Werke umfassenden Kollektion gehören die berühmte Serie von Stierlithographien Pablo Picassos, Werke von Salavdor Dalí und August Macke sowie Arbeiten von Joseph Beuys, Gotthard Graubner und Günther Uecker.

Die landeseigene Portigon AG ist die Rechtsnachfolgerin der infolge von Milliardenverlusten zerschlagenen WestLB. Sie wickelt den Geschäftsbetrieb der ehemaligen Landesbank ab. Aufgrund von Vorgaben der EU-Kommission müsse Portigon sämtliche Vermögensgegenstände und damit auch die zum Betriebsvermögen zählende Kunstsammlung «bestmöglich» verwerten, sagte Franzmeyer. «Wenn jemand die Kunst aus der Portigon-Sammlung halten will, muss er dafür den Marktpreis bezahlen.» 

Auch Museen oder öffentliche Einrichtungen könnten die Kunstwerke kaufen, sagte Franzmeyer. Einen Preisnachlass werde es aber nicht geben. «Wir haben nichts zu verschenken», sagte er. Denn das würde eine zusätzliche Belastung für den Steuerzahler bedeuten.

Der Portigon AG war der Kunstbesitz der WestLB übertragen worden, die jahrelang Kunst angekauft hatte. Der Wert der Sammlung wird von Experten auf 100 bis 150 Millionen Euro geschätzt. Allerdings wird die konkrete Liste der Kunstwerke unter Verschluss gehalten.

Einige Kunstwerke, darunter zwei um 1450 entstandene Tafeln des sienesischen Malers Giovanni di Paolo, hat Portigon als Leihgaben dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zur Verfügung gestellt. Ein Gartenbild von Macke befinde sich zur Zeit im Kunstmuseum Bonn und wandere anschließend ins Lenbachhaus München, teilte Portigon mit. Auch diese Werke müssen demnach verkauft werden.

Zum Betriebsvermögen von Portigon gehören außerdem drei wertvolle Violinen - zwei davon von Stradivari -, die an Musiker ausgeliehen sind. Diese Instrumente müssten wohl ebenfalls veräußert werden.

Vor dem Verkauf möchte Portigon die Kunstwerke in NRW-Museen ausstellen lassen. Der von Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) vorgeschlagene Runde Tisch könne darüber entscheiden, in welchem Umfang von dem Leihangebot Gebrauch gemacht werde, sagte Franzmeyer. Die Museen müssten aber alle Kosten für Transport und Versicherungen selbst tragen. 

Im November hatte der indirekt dem Land NRW gehörende Casino-Betreiber Westspiel in New York zwei Werke von Andy Warhol versteigern lassen und dabei ohne Aufgeld rund 135 Millionen Dollar (108 Millionen Euro) erzielt. Die deutsche Kunstszene hatte das als Tabu-Bruch und Ausverkauf von Kunstwerken gebrandmarkt. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) hatte bereits klargestellt, dass man Portigon nicht verbieten könne, seine Aktiva in Form von Kunstwerken anzutasten.

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