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Zittau/Görlitz: Neuauflage des «Theaterkombinates» im Osten Sachsens

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Görlitz - Am Angebot soll sich nichts ändern. Das Publikum in beiden Städten soll möglichst nur positive Veränderungen merken. Das Musiktheater in Görlitz und das Schauspiel in Zittau haben sich zum Jahresbeginn zum «Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau» zusammengeschlossen.

Erklärtes Ziel der Bühnen im Osten des Freistaates ist es, ein möglichst attraktives Angebot für die Region machen, in dem jeder sich wiederfindet. Allerdings belasten finanzielle Kürzungen den Neubeginn.

«Es ist nicht unsere Aufgabe, mit der Fusion alles umzukrempeln», sagt Caspar Sawade. Er ist in der neuen, in Görlitz angesiedelten Generalintendanz für den kaufmännischen Bereich zuständig, Klaus Arauner für den künstlerischen Bereich. Zusätzlich gibt es mit Carsten Knödler in Zittau einen Intendanten für das Schauspiel. Das soll auch die immer noch vorhandenen Ängste in Zittau abbauen, nur noch «bespielt» zu werden, also kein eigenständiges Theater mehr zu haben. «Es gäbe zwar die Möglichkeit, das Schauspiel in Zittau zu streichen, aber das sollen und wollen wir nicht», betont Sawade.

Den Zusammenschluss beider Häuser zum «Gerhart-Hauptmann-Theater» gab es schon einmal 20 Jahre lang, als Theaterkombinat bis 1988. Danach gingen beide Bühnen wieder ihrer Wege, bis spätestens mit der Kreisreform (aus Görlitz und den Landeskreisen Löbau-Zittau und Niederschlesien-Oberlausitz wurde der Großkreis Görlitz) das Thema Theater-Fusion wieder akut wurde.

Alle Einnahmen gehen in einen Topf
Zunächst war an eine «große» Lösung mit Bautzen gedacht, doch das wollten und wollen die dortigen Politiker nicht. Nun also sind die Bühnen in Görlitz und Zittau zusammengerückt und suchen nach Wegen, effizienter zusammenzuarbeiten. Den Austausch der Musiktheater- und Schauspielproduktionen in der jeweils anderen Stadt gab es bisher schon, sogar im Abo.

Doch bisher musste das «bespielte» Theater 80 Prozent der Einnahmen an das «gastspielende» Haus abgeben ab jetzt gehen alle Einnahmen in einen Topf. Und Carsten Knödler könnte sich auch vorstellen, statt eine Musiktheatervorstellung mit Orchester, Chor, Solisten und Technik von Görlitz nach Zittau zu transportieren, die Zuschauer auf den umgekehrten Weg zu schicken. Und warum sollte ein Zittauer, der dort seine Abo-Vorstellung versäumt hat, den Besuch nicht in Görlitz nachholen können? Auf jeden Fall sollen jetzt Karten für Zittau auch in Görlitz erhältlich sein und umgekehrt. Zusammengeführt werden sollen Marketing, Internetauftritt, Spielzeitheft und Theaterzeitung, auch die Spielpläne sollen noch genauer abgestimmt werden.

Kein Sparpotenzial wie im Stahlwerk
Ein Auftrag zu sparen sei mit der Fusion nicht verbunden, betont Sawade, beide Häuser seien schon «sehr runtergespart». Trotzdem müsse man früher oder später überlegen, wie die Absenkung von 140.000 Euro durch die Änderung des Kulturraumgesetzes realisiert werden könne. Acht Stellen wurden bislang abgebaut, Ticketsystem und Buchhaltung vereinheitlicht, «viele Kleinigkeiten tun wir schon», so Sawade, aber «anders als im Stahlwerk, wo man die Kosten pro Einheit senken kann, geht das im Theater nicht.» Aber künstlerische Effekte will man erreichen, mit gemeinsamen Produktionen vielleicht, die in Zittau bereits abgespielte «Dorian Gray»-Inszenierung wird in Görlitz als Sommertheater geboten.

Beide Häuser weisen «gute bis sehr gute Zuschauerzahlen» auf, wie Sawade sagt. Durch die Fusion könnten die beiden Bühnen im Dreiländer-Eck der Politik nun als ein Theater gegenübertreten, nicht mehr in «Görlitz hier, Zittau da» auseinanderdividiert werden.