Man könne es sich selbst nicht so recht erklären, meinte der Leiter der Münchner „musica viva“ auf der Jahrespressekonferenz, warum die Reihe für zeitgenössische Musik des Bayerischen Rundfunks in den drei Jahren seit seinem Amtsantritt so viel an vormals verlorenem Interesse zurückgewonnen habe. Bis ins Jahr 2007 steht Zimmermann noch unter Vertrag, den er trotz seiner künftigen Verpflichtungen als Generalintendant der Deutschen Oper Berlin auch einzuhalten gedenkt. Wirklich verlief das Pressegespräch außerordentlich ruhig, was zumindest in diesem Fall als weitgehende Widerspruchsfreiheit gedeutet werden kann. Zimmermann stapelte natürlich tief. So schwer ist es nicht zu erklären, warum die „musica viva“ wieder gerne besucht wird und zu über 90 Prozent ausgelastet ist. Man kann vorhandenes Interesse nämlich auch wegreden und weginszenieren. Frühere Beteuerungen, dass das Nachholinteresse der Nachkriegszeit erschöpft sei (eines der häufigsten Argumente für das Abnehmen der Besucherzahlen), erzählte nämlich nicht von der Erschöpfung der Musik, sondern allenfalls von der Erschöpfung der Macher. Durchschlägt man einfach diesen selbstgebundenen gordischen Knoten, arbeitet man an der Sache, mit Verstand, mit Liebe, mit fürsorglicher Hinwendung und eigenem Gespannt-Sein, dann nimmt das der programmatisch verwaiste Hörer gerne auf. Das Publikum ist nicht dumm, worauf es aber sehr empfindlich reagiert, ist, wenn es gewissermaßen in einer verkrusteten Pflichterfüllung einfach abgespeist wird. Das Publikum ist sogar geduldig, entschuldigt gerne Ausrutscher, wenn es das Gefühl mitbekommt, dass dieser in der Emphase eines Versuchs, eines Experiments sich ereignete. Weit fataler ist es, wenn die Programme aus der Angst vor dem Fehltritt heraus immer in der scheinbar sicheren Mitte verharren. Das tötet jeden Elan, wo aber Elan ist, da stellt auch der Hörer sich ein.
Man könne es sich selbst nicht so recht erklären, meinte der Leiter der Münchner „musica viva“ auf der Jahrespressekonferenz, warum die Reihe für zeitgenössische Musik des Bayerischen Rundfunks in den drei Jahren seit seinem Amtsantritt so viel an vormals verlorenem Interesse zurückgewonnen habe. Bis ins Jahr 2007 steht Zimmermann noch unter Vertrag, den er trotz seiner künftigen Verpflichtungen als Generalintendant der Deutschen Oper Berlin auch einzuhalten gedenkt. Wirklich verlief das Pressegespräch außerordentlich ruhig, was zumindest in diesem Fall als weitgehende Widerspruchsfreiheit gedeutet werden kann. Zimmermann stapelte natürlich tief. So schwer ist es nicht zu erklären, warum die „musica viva“ wieder gerne besucht wird und zu über 90 Prozent ausgelastet ist. Man kann vorhandenes Interesse nämlich auch wegreden und weginszenieren. Frühere Beteuerungen, dass das Nachholinteresse der Nachkriegszeit erschöpft sei (eines der häufigsten Argumente für das Abnehmen der Besucherzahlen), erzählte nämlich nicht von der Erschöpfung der Musik, sondern allenfalls von der Erschöpfung der Macher. Durchschlägt man einfach diesen selbstgebundenen gordischen Knoten, arbeitet man an der Sache, mit Verstand, mit Liebe, mit fürsorglicher Hinwendung und eigenem Gespannt-Sein, dann nimmt das der programmatisch verwaiste Hörer gerne auf. Das Publikum ist nicht dumm, worauf es aber sehr empfindlich reagiert, ist, wenn es gewissermaßen in einer verkrusteten Pflichterfüllung einfach abgespeist wird. Das Publikum ist sogar geduldig, entschuldigt gerne Ausrutscher, wenn es das Gefühl mitbekommt, dass dieser in der Emphase eines Versuchs, eines Experiments sich ereignete. Weit fataler ist es, wenn die Programme aus der Angst vor dem Fehltritt heraus immer in der scheinbar sicheren Mitte verharren. Das tötet jeden Elan, wo aber Elan ist, da stellt auch der Hörer sich ein. Man muss es Udo Zimmermann lassen: Er hat in dieser Hinsicht ein ausgezeichnetes Gespür. So gab er – zu Recht – seiner Sorge Ausdruck, dass das musica-viva-Team vom jetzigen Erfolg geblendet zur Tagesordnung übergeht. Die Mühlen des Trotts öffnen an jeder Stelle ihre Einfüllschächte und auch das beständig beteuerte „frischwärts voran“ kann zum Stillstand, der sich als bewegter geriert, werden. Hier ist Zimmermann wach und immer skeptisch, hierin begreift er seine Funktion. Das Restliche machen die Musik, die von Begeisterung getragene Aufführung.Hauptrubrik
Offene Ohren
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