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Schlagen die Türen langsam alle zu?

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Leserbrief zum aktuellen Thema „Staatliche Kulturförderung“
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Ich protestiere! Wieder einmal soll eine kommunale Kultureinrichtung zu Tode gespart werden. Was ist passiert? Zum Glück erst wenig, aber die Stadt Neustadt am Rübenberge (in der Nähe von Hannover) plant, der dortigen Musikschule zum nächsten Jahr den Etat drastisch zu kürzen. Hat die Stadt Neustadt, die 1988 die Trägerschaft der Musikschule übernommen hat, im letzten Jahr den Arbeitsprozeß gegen die Lehrer, denen es ans Gehalt gehen sollte, verloren, so will sie jetzt direkt den Geldhahn zudrehen. Welche Folgen das hätte, darf man sich gar nicht vorstellen. Weniger Geld bedeutet, weniger Gehalt für weniger Lehrer, keine ausreichenden Mittel für den Unterricht, etcetera. Es müßten Lehrer entlassen werden und der Unterricht stark eingeschränkt werden. Eine drastische Gebührenerhöhung wäre, trotz aller anderen (auch jetzt schon laufenden) Sparmaßnahmen, nicht zu verhindern. Damit wäre die Tür zugeschlagen für all die Kinder, deren Eltern nicht zu den Besserverdienenden gehören, die sich die Gebühren dann noch leisten können. Bleibt denen noch der Sportverein (die Jugendkunstschule ist schon abserviert worden). Doch nicht alle Kinder und Jugendlichen sind sportbegeistert, deshalb sollte es eine Alternative geben. Wie oft hört man die Politiker über innere Sicherheit reden (erinnert sei nur an den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD)), wie oft wird das Problem der Jugendkriminalität genannt, welches doch in Neustadt zu einem der brennendsten gehört. Es wird immer wieder gefordert, den Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, ihre Freizeit gewaltfrei in einem sozialen Rahmen zu verbringen, damit sie nicht in die Kriminalität abrutschen. Gewaltprävention! Doch dieser Auftrag der Musikschule, die gerade durch ihre hohe soziale Integration der Schüler glänzt, wird in Zukunft wohl nicht mehr zu erfüllen sein. Denn gerade die sozial schwachen Schichten werden nach einer zwangsläufigen Gebührenerhöhung nicht mehr erreicht. Es gilt dann wirklich, was von vielen Menschen heute schon geglaubt wird: Wer Musik macht, hat Geld. Das braucht er dann auch. Müssen wir uns das gefallen lassen? Müssen wir uns gefallen lassen, daß die Kommune immer weiter ihre sozialen Verpflichtungen unter anderem zum Schutz der Kultur und zur Gewaltprävention vernachlässigt? Philipp M. Schmidt, Neustadt

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