Während hier zu Lande der Regen die Fensterscheiben hinunterrinnt und sensible Naturen sich mit Tee und Mozart-Requiem auf die morbide Jahreszeit einstimmen – in dieser spätsommerlichen Tristesse also lohnt ein Blick ins ferne Ausland. Zum Beispiel nach West Palm Beach in Florida, wo nicht nur das Wetter, sondern auch das soziale Klima von nobler, ja geradezu humanitärer Natur zu sein scheint. Von dort erreicht uns, mitten im Sommerloch, die erfrischende Nachricht, dass die Polizei sich zur Bekämpfung des Verbrechens fortan nicht mehr auf Schießeisen und Schlagstock, sondern auf den subversiven Einfluss klassischer Musik verlässt. In einer Tag und Nacht andauernden Aktion wurde ein berüchtigter Drogenumschlagplatz präventiv mit Beethoven, Bach und Mozart beschallt. Vor der musikalischen Erbauung habe es die dunklen Gestalten wohl so gegruselt, dass sie sich an dem inkriminierten Orte nicht mehr blicken ließen. „It’s unbelievable“, soll sich ein ortsansässiger Sergeant zum Erfolg der akustischen Vertreibungen geäußert haben, „I’m assuming it’s the music.“ Die örtliche Polizei überlege, die überzeugende Aktion auch auf andere krisengeschüttelte Nachbarschaften auszuweiten.
Während hier zu Lande der Regen die Fensterscheiben hinunterrinnt und sensible Naturen sich mit Tee und Mozart-Requiem auf die morbide Jahreszeit einstimmen – in dieser spätsommerlichen Tristesse also lohnt ein Blick ins ferne Ausland. Zum Beispiel nach West Palm Beach in Florida, wo nicht nur das Wetter, sondern auch das soziale Klima von nobler, ja geradezu humanitärer Natur zu sein scheint. Von dort erreicht uns, mitten im Sommerloch, die erfrischende Nachricht, dass die Polizei sich zur Bekämpfung des Verbrechens fortan nicht mehr auf Schießeisen und Schlagstock, sondern auf den subversiven Einfluss klassischer Musik verlässt. In einer Tag und Nacht andauernden Aktion wurde ein berüchtigter Drogenumschlagplatz präventiv mit Beethoven, Bach und Mozart beschallt. Vor der musikalischen Erbauung habe es die dunklen Gestalten wohl so gegruselt, dass sie sich an dem inkriminierten Orte nicht mehr blicken ließen. „It’s unbelievable“, soll sich ein ortsansässiger Sergeant zum Erfolg der akustischen Vertreibungen geäußert haben, „I’m assuming it’s the music.“ Die örtliche Polizei überlege, die überzeugende Aktion auch auf andere krisengeschüttelte Nachbarschaften auszuweiten.Gegen derlei amerikanischen Feinsinn wirken die Methoden deutscher Ordnungshüter plump, ja geradezu lächerlich. Was wäre hierselbst mit ein bisschen Kreativität zu erreichen! Statt Berlins Penner und Marodeure regelmäßig an den Stadtrand zu verfrachten, ließe sich der Alexanderplatz nebst anderen gefährlichen Orten auch ohne körperlichen Aufwand mit Rund-um-die-Uhr-Kantaten schön proper halten. Modellstadt Regensburg könnte getrost auf Videoüberwachung verzichten, wenn stattdessen die einschlägigen Brennpunkte mit der „schönen blauen Donau“ beschallt würden. Und selbst in High-Crime-Frankfurt müsste kein Beamter mehr beim „Fixer-Jogging“ schwitzen. Vielmehr ließe sich innerstädtisch, von Konstablerwache bis Fressgass, mit Goethe-Vertonungen aller Art nicht nur „safer-city“, sondern urbaner Geist und Gelassenheit demonstrieren.Welche Visionen: Schein und Schütz im Rotlichtmilieu. Wolfgang Rihm im Aufsichtsrat der Bankgesellschaft Berlin. Mit Feldman und Cage gegen das organisierte Verbrechen! Musikpädagogen also aufgepasst: Demnächst winkt der höhere Dienst an der Polizeiführungsakademie. Allerdings sollten bei weiteren Überlegungen Bürgerrechtler und andere Querulanten nicht außer Acht gelassen werden. Immerhin, so verlautet es aus West Palm Beach, habe es bereits einen unmusikalischen Anwohner gegeben, der gegen den Lautsprecher am berüchtigten Ort protestierte – mit dem Vorschlaghammer, soweit wir wissen.